Monika Icelly (Hg.), Das große Österreich-Buch für Kinder

„Wo immer du Tirol betrittst: Du bist hoch oben. In etwa 1000 Meter Höhe bis du bei Hochfilzen, wenn du mit der Österreichischen Bundesbahn von Osten kommst. Annähernd 1300 Meter hoch bist du, wenn du im Westen durch den Arlbergtunnel nach Tirol fährst. […]“ nach Hans Weigel (201)

Jedes österreichische Bundesland hat seine eigentümlichen Geschichten, die sein Lebensgefühl, seine Identität, seine Landschaft und seine Geschichte wiederspiegeln. Im großen Österreich-Buch finden sich jeweils auf 30 Seiten Erzählungen, Porträts, Sagen, Rezepte u.a. ausgewählte Texte zu den einzelnen österreichischen Bundesländern.

Den Anfang des Bundesländerreigens macht unser jüngstes und östlichstes Bundesland, das Burgenland. Nach der Bundeshymne setzen sich Texte wie „Land an der Grenze – Ein Frauenschicksal“ von Jutta Treiber oder „Das Kind an der Landstraße“ von Lena Mayer-Skumanz mit dem Grenzcharakter des Landes nach Ungarn und der Slowakei auseinander. Aber auch Mehrsprachigkeit und Minderheiten wie Kroaten, Roma und Sinti haben einen wesentlichen Anteil an der kulturellen Vielfalt des Burgenlandes.

In der Erzählung „Anna auf »Weltreise«“ von Christine Rettl berichtet die kleine Anna von ihren Erlebnissen in Kärnten, wie einem Besuch in Minimundus, im Reptilienzoo in Happ oder im Atelier des Malers Karl Brandstätter. Friedl Hofbauer erzählt die Sage vom Lindwurm von Klagenfurt nach. Auch in Kärnten spielen Minderheiten eine wichtige Rolle, was in den mehrsprachigen Texten von Monika Icelly und Lene Mayer-Skumanz zu Ausdruck kommt.

Das Kapitel Niederösterreich beginnt mit Gerda Anger-Schmidts Gedicht „Quergestreiftes ABC für NÖ-Fans“, das Gemeinden von A wie Amstetten bis Z wie Zwettel nennt. In Robert Klements Erzählung „Europa, das sind wir!“ kommen die geöffneten Grenzen in die Slowakei und nach Tschechien zur Sprache und erinnern an den Eisernen Vorhang in der Vergangenheit, während seine Beiträge „Die Falken der Rosenburg“, „Auf den Spuren des Ötscherbären“ und „Ein Museum für Forellen, Marder und Falken“ Sehenswürdigkeiten und Natur in Niederösterreich vorstellen.

Im SchülerInnentext „Eine ungewöhnliche Begegnung in Wels“ unterhalten sich Raffael aus der Gegenwart und Flavius aus der Römerzeit über ihre unterschiedlichen Lebenserfahrungen in Wels. Daneben thematisieren weitere Texten zahlreiche oberösterreichische Landschaften wie das Hausruckviertel, der Hallstättersee, den Attersee oder die Städte Linz und Gmunden sowie Bad Ischl, die Sommerresidenz der Habsburger.

Für das Bundesland Salzburg erzählt Friedl Hofbauer die Sagen „Die Stierwascher“, „Die Zauberin vom Silbereck“ und „Die Wildfrauen in der Satanswand“ nach. Aber auch Geschichten über das Salz, den Bischofssitz Salzburg und die Salzburger Kultur rund um Wolfgang Amadeus Mozart, dem Musikfilm „The Sound of Music“ aber auch das Puppentheater in Salzburg. Aber auch die landschaftlichen Schönheiten kommen in eigenen Beiträgen zur Sprache.

Walter Thorwartl rückt in seinen Erzählungen „Die Landkarte“ und „Über den Sölkpass“ die Steiermark in den Mittelpunkt. Aber auch sagenhaftes und geschichtliches über die Steiermark oder über das bäuerliche Leben in der Vergangenheit oder steirische Bauernrätsel, Kürbisfeste und –bräuche werden ausführlich dargestellt.

Hans Weigel gibt in seinem Beitrag „Das Land im Gebirge“ einen Eindruck, wie sehr Tirol von Bergen umgeben und abgegrenzt wird. Geschichtliches über Ötzi, den Gleteschermann, der Entstehung von Stift Stams, von Friedl mit der leeren Tasche, von Kaiser Maximilian und Andreas Hofer, aber auch kulturelles wie die Kristallwelten in Wattens, Tiroler Weihnachtsgeschichten u.a. bieten eine breites Spektrum aus dem Bundesland Tirol.

Zu Beginn des Kapitels Vorarlberg stehen Geschichten rund um den Bodensee. Erika Schneider bietet eine interessante Landeschronologie von der Urzeit bis in die Neuzeit und Susa Hämmerle lässt die Zeit der Römer in Bregenz wieder aufleben, während andere Beiträge Vorarlberger Spezialitäten wie Käse, Schokolade und Spätzle oder Hausformen wie Rheintalhaus, Walserhaus, Bregenzerwälderhaus u.a. vorstellen.

Den Abschluss macht die Bundeshauptstadt Wien als flächenmäßig kleinstes Bundesland, wo wir gleich zu Beginn Christine Rettls „U-Bahn-Gespenst“ kennenlernen oder mit Gerad Anger-Schmidt am Wilhelminenberg Rodeln gehen. In weiteren Beiträgen kommen der Tiergarten Schönbrunn ebenso zur Sprache wie der Wurstelprater, Schloss Schönbrunn und der Stephansdom oder die Geschichte vom lieben Augustin.

„Das große Österreich-Buch für Kinder“ stellt anhand ausgewählter Texte österreichischer Autorinnen und Autoren die speziellen Eigenheiten der einzelnen österreichischen Bundeländer vor. Dabei gelingt es mit viel Gefühl und gutem Gespür für die jeweiligen Besonderheiten das Lebensgefühl in den einzelnen Bundesländern zu treffen.

Die hervorragenden Texte und das ausgewählte Bildmaterial machen das Lesebuch zu einem überaus empfehlenswerten literarischen, kulturellen und historischen Rundgang durch Österreich.

Monika Icelly (Hg.), Das große Österreich-Buch für Kinder. Ill. v. Monika Legenstein / Eleni Zabini, ab 8 Jahren
Wien: G & G Verlag 2006, 298 Seiten, 18,00 €, ISBN 978-3-7074-0639-9

 

Weiterführender Link:
G & G Verlag: Monika Icelly, Das große Österreich-Buch für Kinder

 

Andreas Markt-Huter, 19-01-2015

Bibliographie

AutorIn

Susa Hämmerle / Gerda Anger-Schmidt / Lene Mayer-Skumanz / Jutta Treiber / Rosmarie Thüminger u.a.

Buchtitel

Das große Österreich-Buch für Kinder

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2006

Verlag

G & G Verlag

Herausgeber

Monika Icelly

Illustration

o. A.

Seitenzahl

298

Preis in EUR

18,00

ISBN

978-3-7074-0639-9

Lesealter

Zielgruppe