Paul Kelly u.a., Das Politik-Buch

„Um die Gegenwart zu begreifen, müssen wir die unterschiedlichen politischen Ideen und Theorien verstehen, die es in unserer Geschichte gegeben hat. Denn aus ihnen hat sich der aktuelle Zustand entwickelt. Gleichzeitig soll uns die Vergangenheit Warnung sein, allzu großes Vertrauen in unsere politischen Werte zu setzen.“ (15)

Das politische Leben, also das Zusammenleben der Menschen ist im Laufe der Geschichte permanenten Veränderungen unterzogen. Neue politische Ideen und Theorien wirken kontinuierlich auf bestehende Verhältnisse ein, fordern Stellungnahmen und Auseinandersetzungen. Und nachdem in einer Demokratie Politik uns alle betrifft, ist es umso wichtiger sich mit Politik und ihren Ideen auseinanderzusetzen und an den gesellschaftspolitischen Diskussionen nicht unbeteiligt zu bleiben, wozu „Das Politik-Buch“ einen hervorragenden Einstieg bietet.

Chronologisch geordnet wird das politische Denken in verschiedenen Zeiten und Gesellschaften in sieben Kapiteln abgehandelt. Im Kapitel „Politisches Denken in alten Zeiten 800 v. Chr. – 30 n. Chr.“ werden die ersten politischen Ideen und Theorien vorgestellt. Ausgangspunkt ist China mit den Anweisungen eines Konfuzius für eine gute und gerechte Herrschaft, der Bedeutung des Krieges für die Herrschaft, wie sie von Sunzi propagiert worden sind und der Idee eines Mozi, dass das Land nur von gebildeten gelenkt werden solle.

In Europa propagiert etwa zeitgleich Platon das Bild der Philosophenkönige als ideale Herrschaft und prägt Aristoteles das Bild vom Menschen als politisches Wesen und unternimmt die ersten Vergleiche unterschiedlicher Herrschaftsformen. Als weitere politische Vordenker der Antike finden wir den indischen Philosophen Chanakya, der eine Abhandlung über die Staatskunst verfasste, sowie den Römer Cicero, für den die Gewaltenteilung das zentrale Mittel für die Kontrolle der Macht bedeutete.

Das Kapitel „Mittelalterliche Politik 30 – 1515) setzt sich mit dem starken Einfluss der Religionen, wie Christentum und Islam, auf das politische Denken und Handeln jener Zeit auseinander. Ausgehend von der Durchdringung des politischen Lebens mit religiösen Ideen durch Autoren wie Augustinus und Mohammed kommen auch erste Forderungen nach politischer Mitsprache, wie in der Magna Charta zur Sprache. Während sich Thomas von Aquin mit der Rechtmäßigkeit von Kriegen beschäftigte, gehen von Marsilius von Padua bereits die ersten Impulse zur Säkularisierung von Politik aus und wird mit Machiavelli bereits der Übergang des politischen Denkens in die Neuzeit vollzogen.

Kapitel „Rationalität und Aufklärung 1515 – 1770) zeigt die Antworten auf die neuen politischen Herausforderungen wie den Kolonialismus, den Zusammenbruch der mittelalterlichen Ständeordnung und die Suche nach neuen politischen Orientierungspunkten, wie z.B. Francisco Suarez‘ Naturrecht, als Grundlage des menschlichen Rechts. Neben der Idee des Absolutismus findet auch die Vorstellung von der Freiheit des Einzelnen, Eingang in den Diskurs der politischen Ideenwelt.

Freiheit ist die Macht, die wir über uns selbst haben.
Hugo Grotius (1583 – 1645)

„Revolutionäre Gedanken 1770 – 1848“ beginnt zunächst mit den großen Denkern der Aufklärung wie Jean-Jacques Rousseau und seiner Idee vom Gesellschaftsvertrag, Edmund Burkes Reaktion auf die Französische Revolution mit seiner Vorstellung von der Regierung als Organismus. Aber auch Thomas Jeffersons Unabhängigkeitserklärung, Herders Vorstellung von der Nation als Mittelpunkt des Glücks oder Jeremy Benthams Idee des Utilitarismus und einer pragmatischen Demokratie werden detailliert behandelt. In dieser Zeit finden sich aber auch die Wurzeln für die Emanzipation der Frau.

Im Kapitel „Der Aufstieg der Massen 1848 – 1910“ werden die entstehenden großen politischen Ideen wie Liberalismus, Nationalismus, Anarchismus, Individualismus, Kommunismus, Sozialismus, Nihilismus, Syndikalismus, Antiimperialismus, Zionismus und die Idee einer konstitutionellen Monarchie vorgestellt, von denen viele heute noch von politischer Bedeutung sind.

Das Kapitel „Kampf der Ideologien 1910 – 1945“ setzt sich mit den Ideen so unterschiedlicher Politiker auseinander wie Mahatma Gandhi, Wladimir I. Lenin, Rosa Luxemburg, Winston Churchill, Josef Stalin, Leo Trotzki, Emilio Zapata, Mustafa Kemal Atatürk, Jomo Kenyatta und Mao Zedong.

Das abschließende Kapitel „Politik nach den Weltkriegen 1945 bis heute“ stellt vor allem die großen gesellschaftspolitische Themen der Gegenwart und ihre Anfänge in den Mittelpunkt der Darstellung. Vorgestellt werden die Ideen von Denkerinnen und Denkern wie Friedrich von Hayek, Ayn Rand, Hannah Arendt, Simone de Beauvoir, Arne Naess, Nelson Mandela, John Rawls, Malcolm X, Michel Foucault, Noam Chomsky und Martin Luther King.

Einfach und verständlich werden im „Politik-Buch“ die wichtigsten politischen Ideen und Theorien vorgestellt und in ihrem historischen Kontext erklärt. Die übersichtliche Strukturierung mit Ideengeschichten, Biographien, Erläuterungsteilen und zahlreichen Illustrationen helfen dabei, das wesentliche rasch zu erfassen und in einem größeren Zusammenhang einzuordnen. Ein umfangreiches Glossar der wichtigsten politischen Begriffe und ein Sachregister helfen dabei, sich bei einzelnen Sachfragen rasch zu orientieren. Ein überaus empfehlenswertes Sachbuch zum Thema Politik, dass Jugendlichen und Erwachsenen dabei helfen kann, sich mit der Welt der politischen Ideen und Theorien vertraut zu machen.

Paul Kelly / Rod Dacombe / John Farndon u.a., Das Politik-Buch. Wichtige Theorien einfach erklärt, ill. v. James Graham, übers. v. Ute Mareik / Kirsten Lehmann [Orig. Titel: The Politics Book]
München: Dorling Kindersley 2014, 352 Seiten, 25,70 €, ISBN 978-3-8310-2528-2

 

Weiterführender Link:
Dorling Kindersley: Paul Kelly u.a., Das Politik-Buch

 

Andreas Markt-Huter, 07-11-2014

Bibliographie

AutorIn

Paul Kelly / Rod Dacombe / John Farndon u.a.

Buchtitel

Das Politik-Buch. Wichtige Theorien einfach erklärt

Originaltitel

The Politics Book

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2014

Verlag

Dorling Kindersley

Illustration

James Graham

Übersetzung

Ute Mareik / Kirsten Lehmann

Seitenzahl

352

Preis in EUR

25,70

ISBN

978-3-8310-2528-2

Lesealter

Zielgruppe