Theo Lawrence, Mystic City - Das gefangene Herz

„Aufständische Mystiker sind Gesetzlose. Sie sind gefährlich und müssen sofort gemeldet werden. Ich weiß das aus Tausenden von öffentlichen Bekanntmachungen. Aber … Dieser Mystiker hat mir gerade das Leben gerettet.“

Aria, die Tochter von John Rose, einem der mächtigsten Männer von Mystic City, der im Stile eines Mafia-Paten die halbe Stadt beherrscht, steht kurz vor ihrer Verlobung mit Thomas Foster. Die Fosters sind der zweite mächtige Clan der Stadt, die schon seit Generationen den Roses als Erzfeinde gegenüberstehen.

Die Geschichte spielt in einer wagen Zukunft, wo aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels durch die Erderwärmung die ehemalige Stadt New York überflutet worden ist. Die Stadt steht wie Venedig unter Wasser und das Leben der Reichen und Mächtigen spielt sich den Türmen der Hochhäuser ab, die Horste genannt werden. In den Niederungen der Stadt leben die Armen und Unterdrückten. Dabei hat sich eine Menschenform entwickelt, die Mystiker genannt wird. Sie besitzen mystische Energie, die ihnen in regelmäßigen Abständen abgenommen wird, einerseits um die Energieversorgung der Stadt zu sichern und andererseits um sie zu schwächen.

Die Mystikerin Violet Brooks tritt im Bürgermeisterwahlkampf gegen die nun verbündeten Familien Rose und Foster an, um sich für die Rechte der unterdrückten Mystiker und Armen einzusetzen.

Aufgrund einer angeblichen Überdosis der Modedroge Stic hat Rose ihr Gedächtnis verloren und kann sich weder an ihren Verlobten Thomas noch an ihre Liebesbeziehung zu ihm erinnern. Verwirrt von dieser Situation und nach Ruhe suchend steigt Aria auf das Dach ihrer Wohnung. Dabei rutscht sie vom Dach und kann gerade noch von einem unbekannten Jungen gerettet werden, von dem sie sofort auf geheimnisvolle Weise angezogen wird. Als er wieder verschwunden ist, entdeckt sie in ihrer Handtasche ein silbernes Medaillon.

Eine Erinnerung, ein Gefühl flammt in mir auf: Diese Medaillon gehört mir. In der Handtasche steckt außerdem ein winziges Stück Papier. Ich falte es auf. In einer fremden Handschrift stehen dort zwei Wörter: Erinnere dich. (27)

Aria beginnt immer mehr an ihrer Liebesgeschichte und ihrem Gedächtnisverlust aufgrund einer angeblichen Überdosis Stic zu zweifeln und gerät dadurch immer stärke unter Druck ihrer Familie, welche die Verbindung der beiden mächtigen Familien der Stadt durch die bevorstehende Verlobung durch nichts gestört wissen wollen.

Als sich Aria heimlich auf den Weg zu ihrem Verlobten Thomas Foster macht, um ihn über ihre gemeinsame Vergangenheit auszufragen, wird sie in den Straßen der Stadt überfallen. Wie aus dem Nichts taucht wieder der Junge auf, der ihr bereits auf dem Dach das Leben gerettet hat und vertreibt die Angreifer. Der Junge heißt Hunter und gehört zu jenen freien und aufständischen Mystikern, die als große Gefahr gelten und von der Polizei gesucht werden, weil sie sich gegen die Abschöpfung ihrer mystischen Energie wehren. Aria verliebt sich und beginnt ihre Welt immer mehr zu hinterfragen. Dabei gerät sie in ein gefährliches Spannungsfeld, das sie zwingt, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden.

Während die Handlung als Liebesgeschichte und Kampf zwischen Gut und Böse meist vorhersehbar entwickelt, es bereitet es schon größere Schwierigkeiten die Umwelt mit ihren teils realen nachzuvollziehen aber auch die einzelnen Charaktere des Romans erscheinen farblos, fremd und inkonsistent.

Mit ein Grund dafür ist der Erzählstil, der die Handlung aus der Sicht der Hauptprotagonistin Aria Rose erzählt, von der wir vielmehr über die äußerliche Beschreibung von Gegenständen, Kleidungen, Örtlichkeiten u.ä. erfahren als von ihrem Innenleben und die dadurch mehr den Blickwinkel eines äußeren Betrachters einnimmt als einer subjektiven Person. Es gibt auch kein Ringen und Verzweifeln am eigenen Gedächtnisverlust, an einer bevorstehenden Ehen mit einem völlig fremden Menschen oder einem Vater, der vor ihren Augen einen Menschen erschießt. All dies erfahren wir von der Ich-Erzählerin in einem emotionsfreien, neutralen Duktus.

Aber auch hinsichtlich der Struktur der einzelnen Figuren gibt es so manche Ungereimtheiten, wenn z.B. Aria als unwissendes, naives, braves und loyales Mädchen der Familie erscheint, deren Hauptbeschäftigung aus Party und Einkaufen besteht, sie andererseits aber überraschend klar formuliert, dass ihr Vater ein gefährlicher Verbrecher sei, der die Stadt mit eiserner Faust kontrolliere.

Alles in allem bleibt die Geschichte ebenso vage wie ihre Figuren und wird wahrscheinlich vor allem jene Leserinnen und Leser begeistern, die ausgesprochene Fans von Liebesgeschichten mit Fantasyanstrich sind.

Theo Lawrence, Mystic City - Das gefangene Herz. Aus der Reihe: Mystic City Bd. 1, übers. v. Andreas Helweg, ab 14 Jahren
Ravensburg: Ravensburger-Verlag 2013, 416 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-473-40099-7

 

Weiterführender Link:
Ravensburger-Verlag: Theo Lawrence, Mystic City - Das gefangene Herz

 

Andreas Markt-Huter, 31-01-2014

Bibliographie

AutorIn

Theo Lawrence

Buchtitel

Mystic City - Das gefangene Herz

Originaltitel

Mystic City

Erscheinungsort

Ravensburg

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Ravensburger Verlag

Reihe

Mystic City Bd. 1

Übersetzung

Andreas Helweg

Seitenzahl

416

Preis in EUR

17,50

ISBN

978-3-473-40099-7

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Theo Lawrence wurde in Manhattan und studierte an der Columbia University und der Juillard School für Gesang.