Jürgen Benvenuti, Big Deal

Buch-CoverAuch in der Krimiwelt gibt es längst globalisierte Verhältnisse. Da brechen im Drogenparadies Kolumbien unter Bossen Zoff und Verrat aus, und der alte Kontinent Europa muss einspringen, um Kronzeugen und Verrätern Unterschlupf zu gewähren.

Die Organisation DEA hat nichts mit Digitalisierung von Texten zu tun, sie ist die amerikanische Drogenbekämpfungsbehörde, welche mit allen rechten und unrechten Mitteln einen so genannten sauberen Kampf gegen das Böse führt.

In Jürgen Benevenutis interkontinentalem Thriller fängt alles hinreißend harmlos an. Ein Drogenchemiker, der wegen eines Muttermals in Gestalt von Fidel Castro eben Fidel genannt wird, verrät seine Organisation in Kolumbien, kriegt ein neues Gesicht und taucht im entlegenen Prag unter. Ein paar Drogentransporte nach Europa gehen schief, so dass das Drogenkartell die Sache jetzt verstärkt in die Hand nimmt.

In Wien wird ein Killertrupp organisiert, der Prag aufmischen und den untergetauchten Verräter liquidieren soll.

Aber in der Politik und der Kriminalität kommt es immer ganz anders. Die Drogenfahnderin Natascha vom Wiener Flughafen wird wegen interner Reibereien zuerst zur Artenschutzfahndung überstellt und dann beurlaubt. Sie kommt aus dem Burgenland und hat diesen Geruchssinn, den man an einer scharfen Grenze braucht. So riecht sie völlig sicher den Fall im Voraus und geht der Sache auf eigene Faust nach. Und an ihre Fersen klemmt sich ein einfallsloser Schriftsteller, der endlich einmal mit einem authentischen Stoff für seinen Roman aufwarten will.

Es folgt eine irrwitzige Verfolgungsjagd zwischen Wien und Prag, der fuzzige Mief Wiener Kleinkriminalität trifft auf den großen Sound der internationalen Drogenwelt. Der große Thrill wird immer herunter gebrochen auf die Recherchekunst einer einzelkämpferischen Frau, wohl analysiert von einem ziemlich abgehobenen oder abgesackten Schriftsteller.

Erzähltechnisch ist die Verfolgungsspirale professionell aufgebaut, die Handlung dreht sich immer schneller, bis man es als Leser wirklich nicht mehr aushält und es wissen will, wie sich diese Sache auflöst. Jedes Kapitel besteht aus einem Handlungskamm als Höhepunkt, auf den jeweils die Täter- und Verfolgungsgruppen zurobben.

Die handelnden Personen kriegen sind mit ergreifenden Schicksalen ausgestattet, man zittert mit Natascha und versteht plötzlich ihre burgenländische Weltsicht, man entwickelt aber auch durchaus Sympathie zu den Kleinkriminellen, die zwar wenig im Kopf, dafür aber viel am Schmäh haben.

Und zu guter letzt merkt man, wie provinziell es in diesen putzigen Exmonarchiestädten Wien und Prag zugeht, so empfinden wohl Weltgereiste Touristen diese angeblichen Weltstädte. Am Schluss kriegt der Big Deal dann seine wertgesicherte Lösung, und obwohl viel geprügelt und getreten wird, bleibt der Roman frei von Massakern und blutrünstigen Bildern.

Jürgen Benvenuti, Big Deal. Thriller.
Innsbruck: Haymon 2007. 346 Seiten. EUR 19,90, ISBN 978-3-85218-526-2.

 

Weiterführende Links:
Haymon-Verlag: Jürgen Benvenuti, Big Deal
Wikipedia: Jürgen Benvenuti

 

Helmuth Schönauer, 12-04-2007

Bibliographie

AutorIn

Jürgen Benvenuti

Buchtitel

Big Deal

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Haymon

Seitenzahl

346

Preis in EUR

19,90

ISBN

978-3-85218-526-2

Kurzbiographie AutorIn

Jürgen Benvenuti, geb. 1972 in Bregenz, lebt in Wien.

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