Oliver Tanzer / Markus Wolschlager, Alles wird gut
Irgendwie erinnert der Titel an ein weinendes Kind, das sich gerade den Kopf angeschlagen hat, und dann kommen die aufgeschreckten Erwachsenen daher gerannt und sagen der Reihe nach, es wird alles wieder gut.
Oliver Tanzer beruhigt, indem er historische Parallelen zur wirtschaftlichen Gegenwart aufzeigt. Die französische Revolution ist wegen wirtschaftlicher Schweinereinen entstanden und hat schließlich den Adel aus seinen ideologischen Floskeln geworfen und weltweit die Tugenden Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ausgeschüttet.
In Österreich ist die Gründerzeit 1873 mit einem Finanz-Knall zu Ende gegangen, hat aber immerhin so unsterbliche Gebilde wie die Ringstraße oder die Hochquellwasserleitung hinterlassen.
Das Desaster 1929 hat schließlich zu einer relativ stabilen Wirtschaftsführung über Jahrzehnte hindurch geführt.
Und vielleicht führt der Zusammenbruch der Spekulationsblasen 2008 zu einer neuen Wertordnung, die uns alle in eine unvorstellbar humane Gesellschaft führen könnte.
Etwas euphorisch schwärmen die Autoren dann von einer grünen Welle, also wenn jetzt alle in erneuerbare Energie und intelligente Dienstleistung investieren, könnte die Welt beinahe paradiesisch werden.
Dem widerspricht freilich die Realität der Gegensteuerungsmaßnahmen. Außer dass unendlich viel Geld in alte Banken gepumpt und alte Autos verschrottet werden, ist noch nicht viel von dieser neuen Welt erkennbar.
In Interviews und Zusammenfassungen der Finanz-Kritiker zeigt sich schließlich, wie korrupt, pervers und abgehoben die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftswelt organisiert ist. Die Auswege sind dabei immer klar formuliert, Umverteilung, Steuer auf Transaktionen, Trockenlegen von Steueroasen sind Maßnahmen, die innerhalb kürzester Zeit greifen könnten.
Eine wichtige Merkformel lautet: sowohl als auch, statt entweder oder. Wir neigen ja alle zu Schwarz-Weiß-Bildern und lieben zwischendurch das Extreme. Wahrscheinlich wird uns nach dieser Krise ein moderater Mix von ungewöhnlichen Maßnahmen gut tun.
Optimismus also ist angesagt, keine Schönfärberei.
Dieses Buch verströmt tatsächlich begründeten Optimismus. So nebenbei führen die Autoren durch die wichtigsten Spielregeln der Finanzwelt, damit wir von dieser Krise Betroffenen wenigstens wissen, warum wir betroffen sind. Denn Aufklärung ist das wichtigste Fundament für Optimismus.
Oliver Tanzer / Markus Wolschlager, Alles wird gut. Wie Wirtschaftskrisen die Welt verbessern.
Wien: edition a 2009. 183 Seiten. EUR 19,90. ISBN 978-3-99001-002-0.
Weiterführende Links:
Edition-a: Tanzer / Wolschlager, Alles wird gut