Sabine Groschup, Tim und die Blumen

Buch-CoverÜber die Logik von Krimis gehen die Meinungen auseinander. Eine Sorte von Fans bevorzugt das streng Logische in der Aufklärung des Falles, die andere Gruppierung freut sich auf jeder Seite, wenn ein anarchistisches Pixel an das andere gefügt ist.

In Sabine Groschups Roman geht es zu wie in einem Comic, von einer Szene auf die nächste kann durchaus ein Loch in der Darstellung sein, und dennoch laufen die Figuren wie am Schnürchen durch den Text.

Das beginnt schon mit dem Titel. Tim und die Blumen klingt wie ein Tatort, bei dem Tim und Struppi aus heiterem Himmel heraus einen Fall aufklären.

Tim ist australischer Fotograf, der sich in Europa mit seinem Foto-Outfit von Lokal zu Lokal und Szene zu Szene durchschlängelt. So trifft er in Wien gleich auf den Polizisten Giacinto, der in internationaler Mission unterwegs ist, dieser nimmt ihn stracks mit nach Berlin, wo ein Serienkiller unterwegs ist.

Wo andere Helden oft tagelang brauchen, um die richtige Spur aufzunehmen, geht es bei Tim immer Ruckzuck. Sofort trifft er das richtige Mädchen, das ihm weiterhilft, eine Wohnung ist auch sofort zur Stelle und die Vermieterin steckt idealerwiese mitten im Fall drin.

Bald einmal passen die verschiedenen Leichen ideal zusammen, der Serienkiller entfernt nämlich aus den Ermordeten jeweils ein Stück, um daraus ein Über-Puzzle zu gestalten.

Wozu benutzt er die Körperteile, die er umbringt. - Ein Sammler? (117)

Die Verrückten in der Berliner Szene, Serienkiller und Tim ergänzen einander ideal. Oft sprechen die Personen mit echten Sprechblasen zueinander, in sauberer Manier wird erzählt, ob jemand den Satz brüllte, erwiderte oder bloß für sich hinsagte.

Zwischendurch liefert jemand einen lupenreinen Satz aus einer Fernseh-Serie ab, während Tim Szenen fotografiert, die vielleicht einen kriminellen Hintergrund haben. Die Frauen werden dabei zu Arrangements aufgestellt wie Blumen, so lautet auch der Refrain "meine Blumen" (94)

Sabine Groschup hat nach "Teufels Küche" abermals einen skurrilen Roman geschrieben, der durchgehend als ironisches Antistück zum Genre Krimi aufgefasst werden kann. Am Set geht es dabei äußerst easy zu, Figuren, Zitate und karikaturenhafte Überhöhung lösen jeglichen realistischen Erzählaspekt auf und schaufeln seitenweise Material vor dem Leser auf, aus dem sich dieser dann ganz in der Manier einer Sandkistenbaustelle seine persönlichen Sandburgen zusammenstellen muss. - Eine feine Art, den Leser mit ins Erzählboot zu holen.

Sabine Groschup, Tim und die Blumen. Roman.
Wien: Czernin 2009. 177 Seiten. EUR 19,80. ISBN 978-3-7076-0288-3.

 

Weiterführende Links:
Homepage: Sabine Groschup
Czernin-Verlag: Sabine Groschup, Tim und die Blumen

 

Helmuth Schönauer, 31-03-2009

Bibliographie

AutorIn

Sabine Groschup

Buchtitel

Tim und die Blumen

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Czernin

Seitenzahl

177

Preis in EUR

EUR 19,80

ISBN

978-3-7076-0288-3

Kurzbiographie AutorIn

Sabine Groschup, geb. 1959 in Innsbruck, lebt in Wien und Berlin.

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