Kurt Bracharz, Cowboy Joe

Buch-CoverNach einem Verkehrsunfall ist eine Kuh in einen Vorder- und einen Hinterteil zerbrochen, der Vorderteil brüllt erbärmlich und der Gendarm Johann Natter versucht, das Tier zu erlösen. Aber so sehr er auch schießt, das Tier lässt sich keinen Gnadenschuss verpassen.

Dafür verpasst die Presse dem Gendarmen einen Kosenamen, er heißt ab jetzt Cowboy Joe.

Für einen unvergesslich guten Krimi braucht es einen Start, den der Leser ein Leben lang nicht vergisst, und mit dem vergeblichen Kuhmassaker ist Kurt Bracharz ein Start im literarischen Weltformat gelungen. Denn Cowboy Joe hält in Punkto Originalität und Skurrilität locker mit dem Großen Schlaf von Chandler oder der Schwarzen Dahlie von Ellroy mit.

Freilich spielt sich das Verbrechen nicht in L.A. ab sondern im provinziellen Talbecken von Vorarlberg, und Cowboy Joe ist zudem noch ein "Wälder", also jemand aus dem Bregenzer Wald. Über diesen Menschenschlag kann man nur noch Witze machen.

Tatsächlich stürzt sich Cowboy Joe, der sich kurzfristig zur Kriminalabteilung versetzen lässt, sofort ins Nachtleben und entdeckt auf Anhieb verbrecherische Strukturen, die hinter dem Bordell stehen. Allerdings verschuldet er sich gleich einmal beim Blackgammon-Spiel und gerät in die Fänge der Vorarlberger Mafia, aber dafür hat er eine Tarnung, glaubt er.

Alles läuft auf ein Showdown hinaus, bei dem Cowboy Joe nackt im FKK-Club gegen den geheimnisvollen Obergangster antritt. Und siehe, der Wälder setzt dem Gangster so zu, dass dieser aufgibt.

Freilich ist noch eine Rechnung offen, zwei Arschlöcher von der Verkehrsabteilung haben Cowboy Joe schon die längste Zeit malträtiert, jetzt gibt es Revanche. In zwei Boxkämpfen ohne Boxhandschuhe schlägt Cowboy Joe die blöden Polizisten Lenz und Schiller zusammen. Statt eines Gongs wird sinnigerweise immer ein Witz erzählt, bei dessen Pointe es los geht. Wenn es überhaupt zu einer Pointe kommt, das weiß man bei den Wälder Witzen nie.

Als alles aufgeräumt ist, die Bösen in die Luft gesprengt oder sonst wie beiseite geschafft sind, geht Cowboy Joe ins Gebirge zurück und wird mit einer Hammel-Züchterin glücklich.

Kurt Bracharz erzählt diesen Krimi aus der Hüfte heraus mit der Leichtigkeit eines luftigen Verbal-Tanzes. Die Figuren fliegen geradezu durch den forensischen Untergrund und begegnen einander mit skurriler Logik. Die Gendarmen sind nur so blöd, wie sie unbedingt sein müssen, Cowboy Joe ist überdurchschnittlich intelligent, was bei der Gendarmerie zu einer Ermittlungsblockade führen kann. Letztlich sind Witz, Wahnsinn und Verbrechen immer eine Frage der Dosis. Und bei Kurt Bracharz haben alle eine leichte Überdosis.

Seit seiner Erst-Erscheinung 1994 hat Cowboy Joe nichts an seiner humoresken Brisanz verloren, im Gegenteil, ganze Lesegenerationen sind mittlerweile nachgewachsen, die sich vom Cowboy Joe gerne um pusten lassen.

Kurt Bracharz, Cowboy Joe. Kriminalroman.
Innsbruck: Haymon 2009. ( = Haymon-Taschenbuch 17). 214 Seiten. EUR 9,95. ISBN: 978-3-85218-817-1. (EA: Deuticke, Wien 1994).

 

Weiterführende Links:
Wikipedia: Kurt Bracharz
Haymon-Verlag: Kurt Bracharz, Cowboy Joe

 

Helmuth Schönauer, 27-12-2009

Bibliographie

AutorIn

Kurt Bracharz

Buchtitel

Cowboy Joe

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

1994

Verlag

Haymon

Seitenzahl

214

Preis in EUR

9,95

ISBN

978-3-85218-817-1

Kurzbiographie AutorIn

Kurt Bracharz, geb. 1947, lebt in Bregenz.

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