Thomas Askan Vierich, Blutgasse

Buch-CoverSo genannte Baulöwen haben oft Dreck am Stecken und sind daher für Fernseh-Serien und Krimis ideal geeignet, einen interessanten Helden abzugeben.

In der Wiener Blutgasse wird gleich einmal Barbara, die Tochter eines Baulöwen, von einem unheimlichen Nachtvogel verfolgt, geduckt hinter Müllcontainern erfährt sie am eigenen Leib, was es heißt, Lebensangst zu haben.

Bei Tageslicht besehen ist diese nächtliche Bedrohung vielleicht irreal, aber Barbara weiß nun, dass das Leben oft mit Angst verbunden ist. In den Geschäften freilich ist von diesem Gefühls-Grat zwischen Leben und Tod nicht allzu viel zu spüren, Barbara geht forsch den Baugeschäften nach und will die Firma von ihrem Vater übernehmen, der es mit 65 noch nicht lassen kann.

Ein Bekannter, der als Redakteur zwischen Berlin und Wien unterwegs ist, wird als stiller Bodyguard installiert, das gibt vielleicht keine Sicherheit, aber immerhin das Gefühl, dass sich die Dinge beschreiben lassen.

Neben vielen Überlebens-Scharlatanen in der sogenannten seichten Society der Seitenblicke geht es zwischendurch um handfeste Geschäfte. Ein Haus sollte schon längst von Mietern geräumt sein, damit man es entkernen und neu verbaut teuer vermieten kann. Allein ein paar hartnäckige Mieter wollen nicht hinaus. Als eine schwer Sound-trächtige Band eingemietet wird, die mit ungebührlichem Lärm die Mieter vertreiben soll, und das auch nichts nützt, werden handfeste Bandagen angelegt.

Gerade als es darum geht, wer wen wie bedroht, findet man den Baulöwen tot im frisch betonierten Pflaster einer Anlage. Jemand hat da nachgeholfen, denn auch wenn das Schutzgitter dünn besaitet ist, so einen Sturz legt freiwillig nicht einmal ein Baulöwe hin. Es kommt noch dicker. Gerade als man Barbara verdächtigt, ihren Vater in die Tiefe gestürzt zu haben, wird sie selbst Opfer eines Mordanschlages.

Die Lösung dieses Falles liegt wie so oft in der Vergangenheit. Aus Berlin wurde in der Nazizeit mit seltsamen Urkunden eine jüdische Familie in Wien ausgerottet, die wenigen Überlebenden wurden später nur halbherzig entschädigt. Als es jetzt im Zuge der Baulöwen-Räumung zu einer neuerlichen Vernichtung der Nachfahren kommen soll, greift jemand zur Selbsthilfe.

Thomas Askan Vierich erzählt flott zwischen Berlin und Wien hin und her, er nimmt für seine Figuren deutlich Anleihe bei einer bekannten österreichischen Baulöwen-Saga und untermauert diesen Plot mit einem politisch sehr korrekten Restitutionsaspekt. Es sind ziemlich viele gute Erzählmechanismen im Einsatz, so dass am Ende des Krimis vor allem eines bleibt, Bewunderung für das Handwerk, erschlafftes Gefühl für die eigene Lebenslust. Eigentlich will niemand von uns mit diesen in Schaltafeln hochgezogenen Figuren etwas zu tun haben, auch nicht einmal im Falle einer kriminalistisch unterlegten Fiktion.

Thomas Askan Vierich, Blutgasse. Kriminalroman.
Innsbruck: Haymon 2009. ( = Haymon Taschenbuch 16). 288 Seiten. EUR 9,95. ISBN 978-3-85218-816-4.

 

Weiterführende Links:
Haymon-Verlag: Thomas Askan Vierich, Blutgasse
Homepage: Thomas Askan Vierich

 

Helmuth Schönauer, 28-12-2009

Bibliographie

AutorIn

Thomas Askan Vierich

Buchtitel

Blutgasse

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2009

Verlag

Haymon

Seitenzahl

288

Preis in EUR

9,95

ISBN

978-3-85218-816-4

Kurzbiographie AutorIn

Thomas Askan Vierich, geb. 1964, lebt in Wien, Zürich und Berlin.

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