Wilhelm Kaltenstadler, Ludwig II - Preussen - Bismarck

Buch-Cover

Der 125. Todestag des Bayernkönigs Ludwig II. am 13. Juni war Auslöser einer Anzahl neuer  Bücher, Artikel, Fernsehberichte und einer bayerischen Landesausstellung mit dem Titel: "Götterdämmerung - König Ludwig II. und seine Zeit" (Mai-Oktober 2011) im Neuen Schloß Herrenchiemsee. 

Bekanntlich starb der "Märchenkönig", wie er oftmals romantisierend bezeichnet wird, unter mysteriösen Um-ständen am 13.6.1886 bei Schloß Berg im Starnberger See. Die fast unübersehbare Literatur nach Ludwigs Tod von 1886 erfährt nun durch dieses Buch Kaltenstadlers, bereits nach wenigen Wochen in 2. Auflage im Verlag König in Greiz erschienen, einen beachtenswerten, neuen Höhepunkt:

Kaltenstadlers Darstellung sticht in vielen Bereichen vor allen anderen dadurch hervor, daß der Autor editierte bayerische und preußische Quellen, wie z.B. Tagebuchaufzeichnungen, Augenzeugenbe-richte, Unterredungen, Memoiren, Kriegstagebücher, Aufzeichnungen von Zeitgenossen usw. sehr sorgsam auswertete, in die Originalquellen ging und dadurch zu völlig neuen Erkenntnissen über Ludwigs Leben und Sterben kam. So werden z.B.

  • Irreführende Aussagen mancher Autoren zu den Schulden Ludwigs II. richtig gestellt, denn es waren nicht bayerische Staats-, sondern Ludwigs Privatschulden;
  • viele Autoren verschwiegen, daß Ludwig I. nicht weniger und billiger baute als Ludwig II.
  • der Schuldenvorwurf wird als politischer Vorwand entlarvt, denn nach Ludwigs Tod explo-dierten die Staatsschulden, vor allem durch Aufrüstung;
  • Bismarck hatte jüdische Berater, Ludwig II. engagierte sich für Münchner Juden, Bismarck war, wie Kaltenstadler betont, ebenso christlich gesinnt wie Ludwig II., beide betrachteten das Christentum als Fundament des Staates. Besonders dieser Hinweis sticht bei der sonst üblichen Darstellung Bismarcks im "Kulturkampf" stark hervor;
  • Kaltenstadler bringt neue Erkenntnisse zu Regierungskommissionen, die gegen Ludwig II. gebildet wurden, welche ihn ins Gefängnis nach Schloß Berg bringen sollten;
  • zur angeblichen "Geiseskrankheit" Ludwigs II. bringt Kaltenstalder, basierend auf neuen me-dizinischen Aussagen neue Fakten wie ebenso zum damaligen "Gutachten" des Dr. Bernhard v. Gudden;
  • Kaltenstadler nimmt kritisch Stellung zur ?Homoerotik Ludwigs und zur Homoaffäre am preußischen Hof unter Wilhelm II.
  • Im TV Sender Bayern 3 am 7.12.2010 wurde eine Ermordung Ludwigs nicht mehr ausgeschlossen. Es blieb unerwähnt, daß Archivmaterial über Ludwig II. verschwand.
  • Kaltenstadler korrigierte nachdrücklich jenes Bild eines weltabgewandten, die Regierungsge-schäfte vernachlässigenden Bayernkönigs: "Ludwig II. war nicht verrückt, er war zwar schrullig, aber verrückt war er nicht." Ludwigs Entthronung und sein Tod im Starnberger See war nicht Folge einer Geisteskrankheit, sondern ein "Machtkomplott".
  • die österreichischen Leser werden besonders die vielen Darstellungen des Verhältnisses von Ludwig II. zu Elisabeth (Sissy) v. Österreich in Spannung halten;

Mit diesem Buch über Ludwig II., bestückt mit teils wenig bekannten, mehr als 50 vielfach farbigen Bildern, gelang es dem bekannten Historiker, alle nur denkbaren Gesichtspunkte zu Ludwig II., dessen politisches und privates Verhältnis zu Bismarck und zu sehr vielen damals handelnden Persönlich-keiten in einer völlig neuen Betrachtungsweise aufzuzeigen.

Wilhelm Kaltenstadler, Ludwig II. - Preussen - Bismarck. Die Königskatastrophe in neuer Sicht, mit zahlr. Abb.
Greiz-Kurtschau: Buchverlag König 2010, 320 Seiten, 25,50 EUR, ISBN 978-3-939856-66-5

 

Georg Dattenböck, 01-06-2011

Bibliographie

AutorIn

Wilhelm Kaltenstadler

Buchtitel

Ludwig II - Preussen - Bismarck

Erscheinungsort

Kurtschau

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Buchverlag König

Seitenzahl

320

ISBN

978-3-939856-66-5

Kurzbiographie AutorIn

Wilhelm Kaltenstadler ist ein deutscher Historiker und Autor mehrerer fachwissenschaftlicher Bücher. Kaltenstadler veröffentlichte Werke zur antiken und europäischen neuzeitlichen Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte sowie zur bayerischen Volkskunde.