Peter Kampits, Wer sagt, was gut und was böse ist?

Buch-Cover

"Das Böse erfreut sich großer Attraktivität, es fasziniert, und das Gute lässt uns irgendwie kalt, es hat den Anstrich des Langweiligen, auch wenn uns von Kindheit an eingehämmert wird, das Gute zu tun und das Böse zu lassen." (9)

Peter Kampits macht sich in seiner philosophischen Reise "Wer sagt, was gut und was böse ist?" auf einen abenteuerlichen Rundgang durch die unzähligen Aspekte von Gut und Böse aus der Sicht der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen aber auch aus dem historischen Blickwinkel unterschiedlicher gesellschaftlicher, kultureller und religiöser Fragestellungen. Kampits geht dabei zunächst der komplexen Frage nach, was dieses sogenannte Böse eigentlich ist und in welchem Verhältnis das Böse zum Guten zu sehen ist.

Das Anfangskapitel geht der Frage nach dem Bösen im Märchen nach und betrachtet dazu das Märchen Hänsel und Gretel aus der Sammlung der Gebrüder Grimm, wo "fast sämtliche Schattierungen und Erklärungsversuche von Gut und Böse miteinander verflochten (sind), mit Ausnahme vielleicht der theologischen Erklärung".

Für die naturwissenschaftliche Erklärung stellt das Böse im Sinne Konrad Lorenz? das "sogenannte Böse" dar, das vor allem im Aggressionstrieb und den mit ihm verbundenen Hemmungen zum Vorschein kommt. Dennoch scheint eine auf rein biologische Verhaltensmuster reduzierte Erklärung zu kurz zu greifen.

Auch wenn die Aggressivität, das Böse, genetisch vorgegeben und evolutionär bedingt ist, ist es der kulturelle Faktor, der uns ein Normengefüge vorgibt, das wir beachten oder gegen das wir verstoßen können. (20)

Die anschließenden Kapitel wie "Das Böse aus der Sicht der Soziobiologie", "Das gute und das böse Gen", "Die psychoanalytische Deutung des Bösen" und "Der freie Wille ist eine Illusion - der Beitrag der Hirnforschung" zeigen, wie vielfältig die Frage nach dem Guten und Bösen in den Wissenschaften diskutiert werden.

Neben der Wissenschaft spielen Gut und Böse aber auch in den Mythen, in der Religion und in der Theologie eine wesentliche Rolle, wie unter anderem anhand von "Hiobs Protest gegen den allmächtigen Gott", des theologischen Problems der Theodizee oder anhand der "Frage nach dem Sinn des Leides und des Übels" aufgezeigt wird.

Aber auch die Philosophie geht schon von Beginn an, der Frage nach dem Guten und Bösen nach und findet dazu unterschiedliche Ansätze und Antworten, wobei sich die Frage nach dem freien Willen, als grundlegend herausstellt und gerade in der christlichen Philosophie eine weitere Frage aufwirft: "Freier Wille versus Gottesgnade".

In der Folge lesen wir die Stellungnahmen zu Gut und Böse, wie sie von großen Philosophen der Neuzeit wie Kant, Schelling, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche aber auch der jüngeren Vergangenheit wie Sarte und Jonas zum Ausdruck kommen. Auch in Hinblick auf gegenwärtige Entwicklungen wie der Wirtschaftskrise, den Massenmorden im 3. Reich, in der Sowjetunionen oder den jüngsten Terroranschlägen stellt sich die Frage nach Gut und Böse aus vielfältiger Sicht wie z.B. der Frage nach "Freiheit versus Sicherheit" und nach der Verantwortung für das Böse.

Als weiteres Moment stellt Kampits die Frage nach dem Glück, der Tugend, Moral und Gefühl und deren Verhältnis zu Gut und Böse. Weiter Themen sind u.a. "Egoismus und Altruismus", "Anerkennung, Achtung und Respekt", "Die Macht des Gewissens", "Schuld, Sühne und Strafe" sowie "Strafe, Rache und Gerechtigkeit".

Peter Kampits nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine geschichtliche und philosophische Rundreise um die Frage nach Gut und Böse. Diese zunächst ethische Fragestellung entpuppt sich sehr bald als eine wesentliche Herausforderung für die verschiedensten wissenschaftlichen, religiösen und philosophischen Theorien. Auf ungemein spannende Weise zeigt Kampits damit gleichzeitig auch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen dessen auf, wer der Mensch ist und was sein Wesen ausmacht. Dabei gelingt es ihm ein überaus komplexes Thema auch für ein breites Publikum verständlich aufzubereiten.

Peter Kampits, Wer sagt, was gut und was böse ist? Eine philosophische Reise. Ab 16 Jahren
Wien: Ueberreuter-Verlag 2011, 200 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-8000-7476-1

 

Weiterführende Links:
Ueberreuter-Verlag: Peter Kampits, Wer sagt, was gut und was böse ist?
Universität Wien: Univ. Prof. Dr. Peter Kampits

 

Andreas Markt-Huter, 05-09-2011

 

 

Bibliographie

AutorIn

Peter Kampits

Buchtitel

Wer sagt, was gut und was böse ist? Eine philosophische Reise

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Ueberreuter-Verlag

Seitenzahl

200

Preis in EUR

19,95

ISBN

978-3-8000-7476-1

Altersangabe Verlag

16

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Peter Kampits wurde in Wien geboren und studierte Philosophie in Wien und Paris. Seit 1968 unterrichtet er am Philosophischen Institut der Universität Wien. Seit 2002 Vorsitzender des Wiener Beirates für Bio- und Medizinethik.