Vera Ferra-Mikura, Die unheimliche Tante Elli
Die Geschichte von der unheimlichen Tante Elli wird mit dem Zusatz "Fast eine Gespenstergeschichte' als geheimnisumwitterte, geisterhafte Erzählung charakterisiert.
Familie Hoppel - das sind Herr Otto, der einen Handel mit Öfen, Holz und Kohle betreibt, Frau Susanne, Willi und Loni und der wuschlige Hirtenhund Zottel - hätte eigentlich vor, einen stressfreien Urlaub und gemütliche Sommerferien zu verbringen. Aber mit einem Telefonanruf mitten in der Nacht beginnt das Desaster. Tante Elli meldet sich aus Australien und kündigt einen wichtigen Brief an. Als das Schreiben eintrifft und Frau Hoppel es der Familie vorliest, behauptet Töchterchen Loni steif und fest, dass Tante Elli gar nicht in Australien sein kann, weil sie gerade in ihrem rot getupften Kleid an der Gartenmauer vorbeigegangen sei.
Niemand glaubt dem Kind. Der Brief enthält den Auftrag, das Haus der Tante leer zu räumen, warnt aber eindringlich davor, einen großen Wandspiegel zu behalten. Statt dessen soll Herr Hoppel ihn von oben bis unten mit schwarzer Ölfarbe anstreichen, unbedingt aber zwischen halb zwölf und zwölf in der Nacht. Herr Hoppel hält sich aber nicht an diese dringende Anweisung, sondern bringt den Spiegel heimlich in sein Büro. Wie zu erwarten, passieren ab sofort seltsame, bedrohliche Dinge. Schließlich gelingt es Frau Hoppel, der unheimlichen Tante Elli das Handwerk zu legen.
Vera Ferra-Mikura zeichnet die Familie Hoppel als eine ganz normale österreichische Familie, in der zum Beispiel auch einmal gestritten werden darf. Kleinunternehmer Hoppel ist auch im Urlaub noch Geschäftsmann, Frau Hoppel hat trotz Ferien die Hausarbeit zu machen. Nur die Kinder scheinen die schulfreie Zeit genießen zu können. Sozialkritik wird also nicht ausgespart. Tante Elli spielt natürlich eine besondere Rolle, einerseits die der liebenswürdigen, großzügigen Verwandten, andererseits die einer kriminell angehauchten, zeitweise bösartigen Person. Trotzdem gibt die Autorin dem Leser/ der Leserin immer wieder kleine Hinweise, die berechtigte Hoffnung aufkommen lassen, dass die Geschichte schlussendlich für alle Beteiligten gut ausgeht.
Das Buch ist eine 2007 in neuer Rechtschreibung gestaltete Club-Taschenbuchausgabe im Obelisk-Verlag aus der Taschenbuchreihe "Die kleine Bibliothek österreichischer Kinderliteratur'. Es ist bereits 1985 im Verlag Jungbrunnen Wien zum ersten Mal aufgelegt worden.
Zahlreiche Schwarzweiß-Zeichnungen von Christina Oppermann-Dimow lockern die Geschichte mit 143 Seiten auf, die für LeserInnen ab der 4. Klasse Volksschule bis zu leseschwachen SchülerInnen der 2. Klasse Hauptschule geeignet ist.
Nahezu alle Kinderbücher von Vera Ferra-Mikura sind gekennzeichnet durch einen sg. "magischen Realismus'. Zu ihren Büchern meint sie: 'Ein unklarer oder negativer Schluss hinterlässt Mutlosigkeit. Nicht einmal der erwachsene Mensch, der stärker ist als das Kind, kommt ohne Illusionen aus.'
Bekannt wurde sie vor allem mit den Geschichten über die Stanisläuse
(Der alte und der junge und der kleine Stanislaus 1962, Unsere drei Stanisläuse 1963, Besuch bei den drei Stanisläusen 1964, Die Mäuse der drei Stanisläuse 1965). Nach ihrem Buch Das Luftschloss des Herrn Wuschelkopf entstand 1966/67 das erste österreichische Kindermusical.
Vera Ferra-Mikura, Die unheimliche Tante Elli. Ill. Christina Oppermann-Dimow, ab 9 Jahren
Innsbruck: Obelisk-Verlag 2007, 143 Seiten, 5,50 EUR, ISBN 978-3-85197-539-0
Weiterführende Links:
Obelisk-Verlag: Vera Ferra-Mikura, Die unheimliche Tante Elli
Agnes Glanzer, 08-06-2007