Phillip Gwynne, Ein fetter Fang im langweiligsten Kaff der Welt
Phillip Gwynnes Roman spielt in einem kleinen, verschlafenen Dorf - Dogleg Bay - in Australien. Dort leben vor allem Oldies und Pensionisten.
Die Hauptfigur in diesem Buch ist der 13-jährige Hunter, dessen größter Traum es ist endlich einen Mulloway zu fangen. Dieser stellt einen der begehrtesten Fische von Sportanglern dar, weil er so schwer zu fangen ist. Hunters Vater wird, seit er acht Jahre alt ist, vermisst. Nach dem Felsenfischen ist er nicht mehr zurückgekehrt. Tagelang hat Hunter auf seine Rückkehr gewartet und noch immer kann er den vermeintlichen Tod seines Vaters nicht gänzlich akzeptieren. Hunter und seine Mutter führen seither den Campingplatz alleine. Hunter ist für den MWR (Männerwaschraum) zuständig, den allerdings hasst er zu putzen. Dort trifft er auf UFOs (unversenkbare Fäkalienobjekte), Kotze und auch auf so manches Gebiss.
Saphonia ist die beste Freundin der Mutter und erst vor kurzem in diesem Ort angekommen. Sie hat Zwillinge namens Storm und Jasmine. Da Saphonias Ehemann wegen Marihuana in den Knast gekommen ist, hat die restliche Familie beschlossen mit einem großen Wagen durch Australien zu reisen und irgendwo ein neues Leben anzufangen. Ausgerechnet in Dogleg Bay haben sie eine Autopanne und kommen so zum Campingplatz. Saphonia ist eine eigenartige Frau mit leichtem Hippie-Touch, isst ständig Cracks mit Tipp und trägt außergewöhnliche Kleidung. Langsam freundet sich Hunter mit den beiden Töchtern an. Diese werden von Hunter im Würmerfangen eingeschult, sodass sie bald besser sind als er.
Es kommen immer wieder Fachbegriffe der Fischerei vor, angefangen von Spulen, Blinker über Ruten bis hin zu Makrelen, Brassen, Blei, Köder und dem Mulloway. So ist dieses Buch vor allem Angelsport-Liebhabern zu empfehlen. Inspiriert von einem Foto geht Hunter auf die Suche nach Dougy, der 1974 einen fast 50 kg schweren Mulloway gefangen hat. Er findet ihn obdachlos und bekommt dessen Angelspule geschenkt.
Eines Tages kommt ein Gast, Warwick, und quartiert sich auf dem Campingplatz ein. Er arbeitet als Wissenschaftler und ist auf der Suche nach Fossilien. Mit ihm diskutiert Hunter über Mulloways. Als Warwick Hunter langsam sympathisch wird, zeigt er ihm die Stelle mit einem Fossil, die er noch von seinem Vater weiß. Es ist genau der Platz an einem Felsen, an dem sein Vater zuletzt fischen war.
Seit dem Bau einer Staumauer, befinden sich keine Riesenfische mehr in Dogleg Bay. So trifft er sich mit seinen Freunden und versucht eine Lösung zu finden. Anfangs will er den Damm sprengen um wieder Mulloways in die Gewässer zu bringen. Dann denkt er plötzlich an Skullster, ein Cyber-Freak und Sohn von Mr. und Mrs. Crevada, die in diesem überalterten Ort ein Bestattungsunternehmen führen. Bis jetzt ist Skullster immer ein Außenseiter gewesen, wurde verspottet und ausgelacht. Für ihn stellt es jedoch kein Problem dar, in das Computerprogramm der örtlichen Wasserversorgung einzusteigen und so Unmengen an Wasser auszulassen. Da den Wasserwerken ihr unsicheres Programm peinlich ist, führen sie den Wasserverlust auf eine technische Störung zurück.
Hunter steht zwischendurch auf Jasmine, sie knutschen in ihrem Wohnwagen. Doch schon am nächsten Tag servieren ihn die beiden Zwillinge ab. So reagiert er in den nächsten Tagen enttäuscht auf die beiden.
Die Mutter sammelt schon lange Stöße von Tattoo-Zeitschriften und überlegt sich tätowieren zu lassen. Als sie in die Stadt fährt, wagt sie es dann doch nicht. Warwick verliebt sich in sie.
Der große Tag kommt. Hunter soll Trauzeuge sein, als der beste Freund seines Vaters heiratet. Schon in der Stadt angekommen, riecht er plötzlich etwas Außergewöhnliches. Da es sich um den Geruch eines Mulloway handeln könnte, haut er, mit dem Ehering in der Tasche, schnell Richtung Gewässer ab. Zufällig trifft er am Meer Skullster, der dort das Ausmaß seines Eingriffes ansehen will. Nach ein paar Versuchen zappelt wirklich ein Mulloway an der Leine. Inzwischen findet die gesamte Hochzeitsgesellschaft den Jungen, beschimpft bzw. beobachtet ihn. Es wird zu einem stundenlangen Kampf oder zu einem nächtelangen Tanz - wie Hunter es ausdrückt. Als er ihn schon am Ufer hat, beschließt er, ihn wieder frei zu lassen.
So geht jeder seinen Weg: Der Mulloway schwimmt im Meer und Hunter spaziert nach Hause zu seinen Freunden und seiner Familie. Diese Reaktion hat auch symbolhaften Charakter. Er lässt den Fisch frei, wie auch seinen Vater, den er seit diesem Tag "loslässt'. Zu Hause wirft er dann endlich den schon verrosteten Rasierapparat seines Vaters in den Mülleimer, von dem er sich bis dato nicht trennen konnte. Die Mutter tadelt ihn für sein Abhauen etwas, betont dann aber, dass es doch irgendwie das Richtige gewesen sei. Schließlich fährt sie wiederum in die Stadt und lässt sich nun wirklich tätowieren - einen Mulloway auf ihren Rücken. Hunter empfiehlt Marwick seinen Bart zu rasieren, damit er dann mit seiner Mutter Schnitzel essen gehen kann. Er lädt alte Knacker zum Fischen ein und trifft sich mit Skullster. Hunter wirkt seit seinem großen Fang glücklicher und ausgelassener.
Saphonia und ihre Töchter reisen nicht ab. Saphonia hat sich in einen Polizisten, der nebenbei als Fotomodel jobt, verliebt und die Zwillinge wollen nicht mehr weg, sie würden Hunter vermissen. Und Hunter sie.
Phillip Gwynne, Ein fetter Fang im langweiligsten Kaff der Welt. Ab 12 Jahren
Mannheim: Sauerländer-Verlag 2006, 280 Seiten, 17,40 EUR, ISBN: 978-3-7941-8027-1
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Tanja Aufhammer, 10-06-2007