April Henry, Breakout
Der spannende Jugendroman beginnt mit der vermeintlichen Entführung der Hauptfigur. Cassie wird von zwei Unbekannten in einen Transporter gezerrt, gefesselt und verschleppt.
Cassie ist außer sich und glaubt sich in einem bösen Traum, der jedoch zur noch brutaleren Wahrheit wird, als der Wagen vor dem Haus ihrer Mutter und ihres Stiefvaters hält und dem Mädchen schlagartig bewusst wird, dass das Geschehene im Sinne ihrer Eltern, zumindest sehr zum Wohlgefallen ihres Stiefvaters, vor sich gegangen ist. Cassie soll nämlich in ein Erziehungscamp in Mexiko gebracht werden, angebliche Drogenprobleme ihrer Teenagertochter haben die besorgte Mutter schließlich zu diesem folgenschweren Schritt veranlasst.
Cassie jedoch kennt den wahren Hintergrund: Die Drogen sind von ihrem verhassten Stiefvater Rick in ihrem Zimmer versteckt worden, auf diese Weise kann er sich endlich seiner lästigen Ziehtochter entledigen.
Vor einiger Zeit ist Cassie den dubiosen Machenschaften von Rick, der ein anerkannter Jugendpsychiater ist, auf die Spur gekommen. Dieser arbeitet eng mit einem Pharmakonzern zusammen und testet ein neues Wundermedikament, das aus problematischen Jugendlichen angepasste, angenehme Mitmenschen machen soll.
Aus seinen versteckten Akten geht hervor, dass bei diesen geheimen Medikamententests jedoch mehrere Jugendliche Wahnvorstellungen bekommen haben und sich in Folge auf spektakuläre Weise das Leben genommen haben. Rick hat diese "Zwischenfälle' aber immer gut vertuscht und niemand weiß vom Zusammenhang zwischen den Selbstmorden und dem verabreichten Testmedikament "Socom'. Nur Cassie ist ihm auf die Schliche gekommen - und muss daher nun so schnell wie möglich beiseite geschafft werden.
In Mexiko angekommen, stehen Cassie schlimme Zeiten bevor. Das Erziehungslager ist völlig von der Außenwelt abgeschottet, den besorgten Eltern wird ein völlig anderes Bild vorgegaukelt. Unter haarsträubenden Umständen müssen die Jugendlichen dort für mehrere Jahre leben, das Leben ist von nun an bestimmt von strengsten Regeln, die Wärter sind beinhart und gnadenlos.
Cassie startet einmal einen Versuch, ihren richtigen Vater auf einem gestohlenen Handy zu kontaktieren, sie fleht ihn um Hilfe an und dieser kommt auch wirklich, um nach seiner Tochter zu schauen. Cassie wird aber ertappt und von der Heimleitung erpresst, sodass sie ihrem Vater nicht die Wahrheit sagen kann und er ohne sie beruhigt die Heimreise antritt.
Breakout zeigt auch eindrucksvoll die Strategien der Jugendlichen, die in dieser Extremsituation leben müssen und überleben wollen. Da gibt es die Einzelkämpfer, die Spitzel, die sich bei der Heimleitung anzubiedern versuchen. Doch es entstehen auch zarte Freundschaftsbande, Cassie zum Beispiel findet eine gute Freundin, mit der sie schließlich den Ausbruch plant.
Das Ende des Buches ist äußerst spannungsgeladen, man glaubt fast nicht, dass sich die Hauptfigur aus dieser Hölle auf Erden befreien kann - und hofft es doch bis zur letzten Seite.
April Henry hat mit diesem Buch eine Geschichte über Gewalt und fehlendes Vertrauen von Erwachsenen geschrieben. Es warnt - in einer überspitzten Form - vor der bedenklichen Entwicklung, problematische Jugendliche zunehmend mit Psychopharmaka zu behandeln oder in Erziehungslagern einen einfachen Ausweg zu suchen.
April Henry, Breakout. Übers. Franziska Gehm, ab 14 Jahren
Weinheim: Verlag Beltz & Gelberg 2009, 192 Seiten, 8,20 €, ISBN 978-3-407-74123-3
Weiterführender Link:
Verlag Beltz und Gelberg: April Henry, Breakout
Andrea Zeindl, 27-10-2009