Carolyn Mackler: Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen
Die perfekte Familie! Gibt es das überhaupt? Virginia Shreves hat es wirklich nicht leicht. Alle aus ihrer Familie sehen umwerfend aus, sind erfolgreich, sportlich, überall beliebt und sprechen fließend Französisch.
Mit anderen Worten, sie sind einfach perfekt. Nur sie selbst fällt leider völlig aus dem Rahmen mit ihrem viel zu großen Hintern und ihrem viel zu kleinen Selbstbewusstsein.
Als schwarzes Schaf beginnt sie auf Wunsch ihrer fitnessfanatischen Mutter mit Diäten, futtert aber heimlich weiter. Die Eltern verwirklichen sich selber, für das jüngste der drei Kinder ist kaum Zeit. In der Schule versucht sie nicht aufzufallen. Sie meidet ihre Mitschüler und zieht sich zurück. Doch sie fällt aus allen Wolken als aufkommt, dass ihr angebeteter Bruder Byron ein Mädchen vergewaltig haben soll. Wie geht ihre "perfekte" Familie mit dieser Situation um? Sie schweigt. Die Schuld wird anderswo gesucht.
Bei einem Interview ihrer Mutter erkennt Virgina, dass diese ganz andere Dinge lebt als sie als Psychologin vorgibt. Das Fass läuft über und Virgina lernt (endlich), sich gegenüber ihren Eltern zu emanzipieren. Sie bucht einen Flug zu ihrer einzigen Freundin, verbringt mit ihr schöne und stressfreie Tage und lässt sich als Erinnerung ein Piercing machen.
Wieder daheim färbt sie ihre Haare violett (damit sie zum neuen, selbst ausgesuchten Kleid passen). Sie hat also erkannt, dass SIE etwas ändern muss. Sie versucht über ihren Frust zu sprechen, anstatt unkontrolliert Lebensmittel in sich hineinzustopfen.
Was fehlt zu einem Happy End in einem Jugendbuch? Natürlich: Ein Kuss in der Öffentlichkeit mit ihrem Klassenkameraden Froggy dem Vierten.
Es ist Virginia selbst, die ihre Geschichte erzählt. Sie erzählt sie in einem lässig-jugendlichen Ton, teilweise ist man schockiert, wenn man liest, wie sich Virgina ihr Leben schwer macht. Neben einigen Rückblenden bleibt der Erzählstrang in der Gegenwart.
Das Buch ist einfach und schnell zu lesen und es gibt Teenagern die Hoffnung, nicht perfekt und cool sein zu müssen, um in der Schule und im Freundeskreis bestehen zu können. Der Schlüssel zum Glück liegt bei jedem einzelnen.
Carolyn Mackler: Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen. Übers. Brigitte Jakobeit, ab 13 Jahren
Hamburg: Carlsen-Verlag 2010, 256 Seiten, 7,20 EUR, ISBN 978-3-551-35664-2
Weiterführende Links:
Carlsen-Verlag: Carolyn Mackler: Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen
Christine Gruß-Brunner, 08-03-2010