Klaus Werner-Lobo, Uns gehört die Welt!
"Wenn wir von globaler Ungerechtigkeit und den Zusammenhängen zwischen Weltwirtschaft und Politik hören, fühlen wir uns oft machtlos. 'Das ist viel zu kompliziert', denken wir und: 'Das kann ich nichts machen.' Beides stimmt nicht. Um Ungerechtigkeiten zu erkennen, braucht es kein Wirtschaftsdiplom, und um aktiv zu werden, kein politisches Amt." (7f)
Bereits in seiner Einleitung macht der österreichische Autor und Aktivist klar worum es ihm geht: er will über die Macht und Machenschaften der global agierenden Wirtschafts- und Finanzkonzerne informieren und welches Leid die Gewinnsucht der modernen Marktwirtschaft in den Ländern der sogenannten Dritten Welt, aber zunehmen auch bei uns verursacht.
In zehn Kapiteln werden verschiedene Fragen über die Welt von heute, die zunehmend von den Interessen der großen Multikonzerne gelenkt wird, beantwortet. Das Kapitel "Wem gehört die Welt' versucht zunächst die Relationen zwischen "Reich' und "Arm' zu veranschaulichen und zu erklären, weshalb sich die Einkommensschere in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr vergrößert hat.
Anhand anschaulicher Beispiele werden die wirtschaftlichen, sozialen aber auch ökologischen Probleme ausführliche aufgezeigt und erklärt, die aus der ungerechten Verteilung von Reichtum innerhalb der Gesellschaft und auf der Welt entstehen. Am Ende eines jeden Kapitels werden die wichtigsten Aussagen noch einmal zusammen gefasst. Zusätzlich gibt es Hinweise auf weiterführende Informationen zu den einzelnen Kapiteln im Internet.
Als besonders beeindruckendes Beispiel erfahren wir im Kapitel "Krieg für unsere Handys' zu welchen politischen und sozialen Katastrophen die Machenschaften großer Konzerne führen können.
Die Globalisierung der Konzerne ist nichts anderes als eine Fortsetzung der Ausbeutung, wie sie in den finstersten Kolonialzeiten herrschte. Ein Beispiel unter vielen: Wie ich zum illegalen Rohstoffhändler wurde und damit dem Bayer-Konzern nachweisen konnte, dass er den größten Krieg unserer Zeit mitfinanziert. (57)
Dabei geht es Klaus Werner-Lobo aber nie darum, mit dem Zeigefinger des Lehrers Missstände anzuprangern sondern darum zu informieren, aufzuklären, bewusst zu machen und auch Vorschläge anzubieten, wie sich der Einzelne als Konsument oder politisches Wesen aus dieser Spirale der Ungerechtigkeit befreien kann. Seine Botschaft lautet: "Eine andere Welt ist möglich' (161)
Werner-Lobos ruft in seinem Buch dazu auf, sich zu engagieren, die Welt zu verändern und wieder gerechter zu machen. Dabei geht es nicht darum, ein reines Gewissen zu haben, von dem sich auch die Armen nicht ernähren können, sondern darum sich und andere zu informieren und zu bilden, die eigenen Träume zu leben, Zivilcourage zeigen und gemeinsam zu handeln. Am wichtigsten bei der Sache ist jedoch, so der Autor, dass die ganzen Aktionen Spaß machen.
Denn die kleinen Kinder, die für die Profite von McDonalds oder Nestlé in Asien oder Afrika schuften, haben überhaupt nichts davon, wenn wir deprimiert dasitzen und sagen "Ogottogott, wie schrecklich!' [...] Wie sonst sollen wir nach Rückschlägen noch weitermachen, wenn wir am Ende nicht sagen können: "Na, wenigstens haben wir Spaß dabei gehabt'? (176)
Klaus Werner-Lobos Buch über die Macht und Machenschaften der multinationalen Konzerne ist ein überaus wichtiger Beitrag, um bereits junge Menschen auf die politischen und sozialen Probleme der Welt aufmerksam zu machen und zu informieren aber auch um das demokratische Bewusstsein und die Gerechtigkeit auf der Welt zu stärken und sich selbst nicht als hilfloses Opfer höherer, anonymer Mächte zu betrachten. Ein wichtiges Buch, das in keiner Bücherei fehlen sollte.
Klaus Werner-Lobo, Uns gehört die Welt! Macht und Machenschaften der Multis, ab 13 Jahren
München: dtv-Junior 2010, 288 Seiten, 9,20 EUR, ISBN 978-3-423-62452-7
Weiterführende Links:
dtv-Junior: Klaus Werner-Lobo, Uns gehört die Welt!
Wikipedia: Klaus Werner-Lobo
Andreas Markt-Huter, 29-06-2010