Freundschaft als Thema der Kinderliteratur

 Freunde braucht man! Ohne Freunde würde ich mich alleine fühlen, ich würde mich nicht wohl fühlen.Diese Äußerungen von Kindern, machen deutlich, wie wichtig Kindern Freundschaften sind.

Freundschaften ermöglichen den Kindern die Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen, durch die Kinder wichtige Entwicklungsanstöße bekommen. Darüber hinaus erleben die Kinder mit ihren Freunden höchste Freuden, aber natürlich auch Frustrationen.

Kinder brauchen Freunde, mit einem Freund (einer Freundin) an der Seite lässt sich Kinderalltag oft viel leichter bewältigen. Besonders in der Schule sind Freunde sehr wichtig, denn viele Kinder fühlen sich erst richtig wohl, wenn sie einen Freund (eine Freundin) an ihrer Seite haben. Man kann den Kindern bei ihrer Suche nach Freunde behilflich sein.

Manch einer mag sich nun wundern, warum ich eine verhältnismäßig  alte Definition für Kinderliteratur gewählt habe, aber ich muss sagen, ich habe keine neuere gefunden, in der so kurz und klar beschrieben wird, was Kinder- und Jugendliteratur eigentlich ist:

Als Kinder- und Jugendliteratur gelten Werke der Literatur, die für Kinder und Jugendliche bestimmt und geeignet sind. Diese Werke sind entweder für Kinder und Jugendliche geschrieben, oder aus der volkstümlichen Dichtung (z.B. Märchen) oder der Erwachsenenliteratur übernommen und bearbeitet.

Die Kinder- und Jugendliteratur ist dem Verständnis der jeweiligen Altersstufe angepasst. Das Repertoire reicht vom Bilder- und Vorlesebuch für das frühe Kindesalter über das Märchen-, Helden-, Sagen- und Umweltbuch bis zum eigentlichen Jugendbuch, das komplizierte Handlungs- und Gestaltungsformen aufweist als das Kinderbuch. (Vgl. Bertelsmann, 1973,S. 166)

Ausgewählte Kinderbücher zum Thema:

Der alte Mann und der Bär von Janosch

Wer ist der Mensch? Rief der Bär, denn zwischen Bären und Menschen gibt es keine sehr große Freundschaft.

Der Inhalt dieses Buches ist, dass Freundschaft nicht immer offensichtlich ist, denn Freundschaft braucht nicht viele Worte. Einfach nur helfen kann auch Freundschaft sein.

Dies ist eine ganz besondere Geschichte. Es geht um einen alten Mann namens Gregor, der ganz allein im Wald lebt. Gregor ist sehr arm. Im Sommer arbeitet er für die Leute am Feld und verdient so etwas Geld. Doch er behält es nicht für sich, immer um die Weihnachtszeit kauft er mit seinem ganzen Ersparten Vögel beim Vogelhändler und lässt sie frei. Nur die Schwachen behält er bei sich und versorgt sie.

Aber Gregor wird immer älter und schwächer und so kommt es, dass er sich eines Winters nur noch einen kranken, schwachen Vogel leisten kann. Da die anderen Tiere ein gutes Wort für Gregor einlegen, nimmt ihn der Bär auf, obwohl es zwischen Bären und Menschen keine große Freundschaft gibt.

In dieser Nacht stirbt Gregor.

Einige Winter später geht es dem Bären sehr schlecht und er macht sich auf den Weg ins Dorf. Leider verstoßen ihn die Menschen und geben ihm nichts zu essen. So stirbt auch der Bär.

Zwei wie Butz &Krümmel von Katja Reider

Wie ist das Leben schön, wenn man gute Freunde hat, nicht wahr?

Die Autorin geht in dieser Geschichte der Frage nach, Wer ist ein echter Freund? und zeigt, dass Streit zwischen wahren Freuden oft ganz schnell wieder vergessen ist.

Diese Freundschaftsgeschichte erzählt von Butz, dem Bären, und Krümel, der Maus. Die beiden sind dicke Freunde.

Eines schwarzen Tages bricht ein Streit zwischen den beiden aus. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht vom Streit der beiden Unzertrennlichen im ganzen Wald. Zuerst erfährt es der Hase, der erzählt die Geschichte seinem Bruder, die beiden laufen zum Igel, dann erreicht die Neuigkeit das Eichhörnchen usw. Jeder dichtete noch seinen Teil zur Geschichte dazu und schon glauben alle an einen schlimmen Streit zwischen Butz und Krümel, bei dem Butz Krümel sogar verletzt haben soll.

Sofort macht sich die neugierige Bande auf den Weg zu Butz und Krümel, denn sie wollen sicher gehen, ob sie Krümel nicht helfen müssen, sich gegen das Untier Butz zu verteidigen.

Die Tiere staunen nicht schlecht, als sie auf die Wiese kommen und dort Butz und Krümel friedlich vereint vorfinden. Butz, der gutmütige Bär, lädt alle zu Nüssen und Himbeeren ein und freut sich, dass er so viele Freunde hat.

Neben mir ist noch Platz von Paul Maar

In diesem Buch werden zahlreihe Themen angesprochen, die sich in einer Freundschaft zwischen Kindern unterschiedlicher Nationalität ereignen können. Die ausländische Freundin (der ausländische Freund) wird von den anderen Freunden nicht akzeptiert, man lernt andere Sitten und Gebräuche kennen und verstehen, man kommt mit Ausländerfeindlichkeit in Berührung, man muss sich von der Freundin (dem Freund) trennen, da diese wieder in ihr Land zurückkehrt etc.

Steffi und Aischa, die mit ihrer Familie aus dem Libanon nach Deutschland geflohen ist, sind Freundinnen. An einem Sonntagnachmittag lädt Steffi Aischa zu sich nach Hause ein. Aischa bringt ihren Bruder Jussuf mit, worüber Steffi nicht gerade begeistert ist. Steffi zeigt Aisha ihr Zimmer und diese ist erstaunt, wie viele Spielsachen Steffi hat. Aber auch Steffi staunt nicht schlecht, als Aischa erzählt, dass sie kein eigenes Bett hat, sondern ihres mit ihrer kleinen Schwester teilen muss. Am Sonntag darauf ist Steffi bei Aisha eingeladen, sie erschrickt fast ein bisschen, als Aisha ihre Großfamilie vorstellt. An diesem Nachmittag erfährt Steffi noch viele Dinge, die ihr vorher fremd waren.

Zu ihrem Geburtstag lädt Steffi all ihre Freundinnen ein, auch Aisha soll dabei sein. Steffi hat nur Mädchen eingeladen und als Aisha mit Jussuf kommt wird Steffi böse und so kommt es, dass Aisha und Jussuf sofort wieder gehen. Drei Wochen reden die Mädchen kein Wort miteinander. Plötzlich spricht Aisha wieder mit Steffi, denn sie will sich verabschieden. Der Ausländerhass in Deutschland ist so groß, dass Aischa und ihre Familie wieder zurück in den Libanon wollen. Steffi ist traurig und wütend auf sich selbst, den nur wegen des dummen Streits haben Aischa und sie so viel Zeit verloren.

Als Aischa abreist, ist Steffi sehr traurig, sie hat ihre beste Freundin verloren. Nach einigen Monaten kommt ein neues ausländisches Mädchen in die Klasse. Steffi bietet ihr sofort einen Platz an und sagt: Neben mir ist noch Platz!

Neue Freunde von Erich Schleyer

Jakob betrachtet fasziniert eine Landschaftsmalerei, als ihm plötzlich jemand auf die Schulter tippt.

In dieser Geschichte wird sehr gefühlvoll geschildert, wie schwierig es für Kinder ist, und welche Ängste sie dabei haben, ihre alten Freunde, das Gewohnte, zu verlassen. Gleichzeitig wird aber auch dargestellt, wie schön das Gefühl ist neue Freunde gewonnen zu haben.

Der kleine Jakob muss mit seinen Eltern vom Dorf in die große Stadt umziehen. Jakob ist sehr traurig als er sich von seinem besten Freund verabschiedet, und er hat Angst, dass er in der Stadt keine Freunde finden würde.

Sein erster Schultag wird zu einem schlimmen Erlebnis, weil sich seine neuen Klassenkameraden sofort gegen ihn verschwören. Jakob fühlt sich allein.

Plötzlich wendet sich das Blatt, Jakob findet einen neuen Freund, Thomas. Als die Familie einmal einen Ausflug ins Dorf macht, darf auch Thomas mitkommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten freundet er sich mit Jakobs bestem Freund an und Jakob ist überglücklich, denn nun hat er, statt einen Freund zu verlieren, einen dazu gewonnen.

Roberts alter Freund von Antoinette Becker

Als der Winter kam, bemerkte Robert, dass sein alter Freund wirklich langsamer ging.

Diese Geschichte zeigt, dass auch ein alter Mensch ein Freund sein kann. Ältere Menschen haben meistens mehr Zeit und können oft mit mehr Ruhe auf die Kinder eingehen als ihre Eltern.

Ein weiterer Teil der Handlung zeigt, dass richtige Freunde auch in schlechten Zeiten zusammenhalten.

Diese Geschichte handelt von Robert, einem polnischen Jungen, der mit seiner Familie nach Deutschland gekommen ist. Vor einigen Jahren ist sein Vater bei einem Autounfall gestorben, daher sind Robert und seine Mutter ganz allein. Seit dem Tod seines Vaters ist Robert oft traurig, auch in der Schule ist er schlechter geworden.

Doch eines Tages lernt Robert den alten Herrn Mieritz kennen, der geht mit Robert spazieren  und erzählt ihm viel, denn er ist schon sehr weit herumgekommen. Von diesem Tag an besucht Robert Herrn Mieritz fast jeden Tag. Herr Mieritz hilft Robert auch bei den Hausaufgaben und lernt mit ihm. Schon bald wird Robert in der Schule wieder besser. Robert und der alter Herr Mieritz werden Freunde und auch Roberts Mutter freundet sich mit Herrn Mieritz an. Robert verbringt viel Zeit  mit seinem neuen Freund und es fällt ihm immer schwerer sich von ihm zu trennen.

Als der Winter kommt, bemerkt Robert, dass sein alter Freund schwächer wird. Herr Mieritz muss ins Krankenhaus und Robert hat große Angst, dass sein Freund sterben wird. Als Robert Herrn Mieritz endlich besuchen darf, erkennt er ihn fast nicht mehr, so dünn und blass ist er geworden. Robert will seinem Freund helfen, denn er hat ihn sehr lieb gewonnen.

Wenige Tage später besucht Robert Herrn Mieritz zum letzten Mal. Der alte Mann stirbt. Zum Abschied hat Herr Mieritz einen Brief für Robert geschrieben, worin er sich bei Robert und seiner Mutter dafür bedankt, dass sie seine neue Familie geworden sind.

Komm wieder Pepino von Eveline Hasler

In der Geschichte werden viele wichtige Themen angesprochen, die, meiner Meinung nach, mehr und mehr an Aktualität gewinnen:

  • Das Verlassen der alten Freunde
  • Integration von ausländischen Kindern
  • Freundschaft mit ausländischen Kindern
  • Eifersucht
  • Die Freude, neue Freunde zu finden

Pepino lebt mit seinem Bruder und seiner Mutter auf der Insel Elba, während der Vater in der Schweiz ist, um dort Geld zu verdienen.

Eines Tages kommt ein Brief, der Vater hat eine Wohnung für die ganze Familie gefunden. Die Entscheidung steht schon fest, Pepino wird mit Claudio und seiner Mutter die Insel verlassen. Pepino ist nachdenklich, denn er muss seinen besten Freund, das Eselchen Rosina und all seine anderen Freunde zurücklassen.

Die Reise dauert sehr lang, zuerst müssen sie mit dem Schiff fahren dann mit dem Zug und dann endlich kann sie der Vater in seine Arme schließen.

Nach vier Monaten hat Pepino seinen ersten Schultag und darf von seiner Insel erzählen, seine Augen leuchten und er ist glücklich. Doch in der Pause steht Pepino ganz alleine da und ist traurig.

Vieles ist anders in diesem fremden Land, nicht einmal das Brot schmeckt wie zu Hause. Pepino hat Heimweh.

Nach und nach freundet er sich mit Moni, einem Mädchen aus seiner Klasse, an, und lernt auch ihre Familie kennen. Der Vater ist so begeistert von Pepinos Erzählungen über Elba, dass er ihm Sommer mit seiner Familie dort Urlaub macht. Pepino nehmen sie mit.

Die Ferien sind wunderbar. Im Laufe der Ferien schafft es Pepino auch, sich mit Monis Zwillingsbruder Andi anzufreunden. Am Ende der Ferien kehren die drei als richtige gute Freunde in der Schweiz zurück. Andi, der Pepino noch vor den Ferien nicht ausstehen konnte, will nun allen erzählen, wie wunderschön Pepinos Insel ist. Andi sagt zu Pepino: Wo man Freunde hat, ist man nicht mehr fremd.



Quelle oder Autor/-in: Claudia Brendtner (Reinhold Embacher)

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