Großer AHS-Lesetag Under Cover im Haus der Begegnung

Wie viel Kreativität an Tirols Schulen zu finden ist, stellten Schülerinnen und Schülern am AHS-Lesetag Under Cover 09 eindrucksvoll unter Beweis, der am 17. März 2009 im Haus der Begegnung stattfand. Unter dem Motto Schülerinnen und Schüler entdecken Textwelten präsentierten Kinder und Jugendliche der AHS Unter- und Oberstufe einen ganzen Tag lang Projekte zur Leseförderung, die an allgemeinbildenden höheren Schulen erarbeitet worden waren.

Sowohl die Vormittagsveranstaltung für die Unterstufe als auch die Nachmittagsveranstaltung für die Oberstufe wurde von Landesschulratspräsident Dr. Erwin Koler eröffnet. In seiner Eröffnungsansprache legte er ein leidenschaftliches Bekenntnis für den wichtigen Stellenwert des Lesens im Leben ab:

Wir haben in Tirol 35.000 Leute die weder Lesen noch Schreiben können. Derzeit bemüht sich die Volkshochschule diese Leute einzuladen und sie zu motivieren das Lesen und Schreiben zu erlernen. Ich selbst habe in meinen Beruf Leute erlebt, die entweder nicht lesen können oder Zuhause kein Buch haben und stattdessen Buchattrappen in ihrem Bücherregal aufstellen.


LSR-Präsident Dr. Erwin Koler betonte in seiner Eröffnungsrede die wichtige Bedeutung des Lesens. Foto: Markt-Huter

Dabei geht die Erfahrung, die wir mit dem Lesen machen können, weit über das hinaus, was uns das Fernsehen bieten kann, wo die eigene Vorstellungskraft nicht mehr erforderlich ist, wo die Bilder bereits vorgefertigt sind. Beim Fernsehen sind zwar Augen und Ohren beschäftigt, nicht aber der Kopf. Wer liest, hat den Kopf mit dabei und hat die Chance, das Leben mehrdimensional zu erfassen.

Ich lade alle ein, sich mit Texten zu befassen und dabei nicht nur vom Bildschirm zu lesen, sondern in Bücher zu schauen. Wenn man betrachtet, wie viele neue und wunderschöne Bücher jedes Jahr auf den Markt kommen, gibt es keine Befürchtung, dass Bücher von den Bildschirmen verdrängt werden. Offensichtlich müssen sie auch gelesen werden, wenn eine so große Anzahl ständig neu erscheinen kann.

Ich möchte noch einmal auf die Mehrdimensionalität zurückkommen, die mit Phantasie zu tun hat. Die berühmte Kinderbuchautorin Astrid Lindgren hat zu diesem Thema einmal gesagt:

An dem Tag, da die Phantasie des Kindes keine Bilder mehr zu erschaffen vermag, wird die Menschheit arm. Alles Große, das in der Welt vollbracht wurde, spielte sich zuerst in der Phantasie eines Menschen ab, und wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt zum großen Teil vom Maß der Einbildungskraft jener ab, die heute lesen lernen.

Das ist genau der Grund, weshalb Kinder auch heute Bücher brauchen.


Wer liest, hat den Kopf mit dabei und hat die Chance, das Leben mehrdimensional zu erfassen. Foto: Markt-Huter

 

Im Namen der Stadt Innsbruck begrüßte anschließend die Kulturamtsleiterin der Stadt Innsbruck Mag. Birgit Neu die Schülerinnen und Schüler. Sie freue sich eine Veranstaltung miteröffnen zu können, bei der es um einen ungemein wichtigen Aspekt des Lebens gehe, nämlich dem Lesen von Literatur.

Sie lobte die Veranstaltung als ganz wichtige Initiative für das schulische Leben, wobei sie das fächerübergreifende Erschließen und Erarbeiten von Texten und die anschließende Umsetzung in Projekten besonders hervorhob. Die Stadt Innsbruck würde diese Initiative sehr gerne unterstützen, weil ihr das Lesen und die Literatur ganz besonders am Herzen liege.


Kulturamtsleiterin Mag. Birgit Neu (Bild links) gratulierte dem Oranisationsteam des AHS-Lesetags Undercover (Bild rechts) mit Mag. Martina Frick, Mag. Michael Sporer, Genova Kahr (v.l.n.r.) und Mag. Thomas Neuhold (nicht im Bild). Foto: Markt-Huter

 

Das UNDER COVER-Organisations Team mit Genoveva Kahr, Martina Frick, Michael Sporer und Thomas Neuhold bezeichnete sie als Garant dafür, dass Veranstaltungen im Lesebereich professionell durchgeführt würden.

Zuletzt begrüßte Landesschulinspektor HR Dr. Thomas Plankensteiner die zahlreich erschienenen Schülerinnen und Schüler zum Lesetag, zu dem sich alle bereits im Vorfeld im Rahmen eines Projekts vorbereitet hatten. Auch Landesschulinspektor Plankensteiner lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, um die bedeutende Rolle des Lesens noch einmal hervorzuheben:

Für mich ist das Lesen ein Sinnbild für die Bildung insgesamt. Erstens braucht es zum Lesen ein gewisses Können und eine gewisse Übung. Auch in der Bildung geht es nicht ohne die beiden. Zunächst muss einfach einmal das Handwerk beherrscht werden. Weiters dient das Lesen der Information und ist daher für das Leben zweckmäßig. Wir könnten sonst weder Fahrpläne, noch Informationen lesen, seien sie aus der Vergangenheit oder aus fernen Ländern.

 


LSI Dr. Thomas Plankensteiner bezeichnete das Lesen als Sinnbild für die Bildung insgesamt, das sich aber nicht nur auf das zweckmäßige beschränken dürfe.
Foto: Markt-Huter

Wir alle würde aber sofort meinen, dass das Lesen von Informationen allein zu wenig sei, für die Bildung und für das Lesen, wenn es sich mit dem zweckmäßigen erschöpfen würde. Zum Lesen gehört eben ganz wesentlich auch die Phantasie, gehört Abenteuer im Kopf. Zum Lesen gehört es, Ideen, Gedanken und Gefühle anderer Menschen kennen zu lernen, aber auch seine eigenen Gefühle und Gedanken auszudrücken und andere daran teilhaben zu lassen.

Und so erschöpfen sich weder die Bildung noch das Lesen im rein Zweckmäßigen, im Handwerklichen. Sowohl Lesen als auch Bildung dienen eben auch der Unterhaltung, der Spannung und der Bereicherung des Lebens.

 

Anspielend auf die aktuelle politische Diskussion um die Lehrerarbeitzeit konnte sich Landesschulinspektor Plankensteiner die abschließende Bemerkung nicht verkneifen:

Gerade in einer Zeit in der viel über Lehrerarbeitszeit diskutiert wird, ist die Veranstaltung ein starkes Beispiel dafür, wie viel Lehrerinnen und Lehrer über den Unterricht hinaus leisten, damit solche Projekte überhaupt erst möglich sind.

 


Schülerinnen und Schüler des Musikprojekts Klangräume (Bild links) sorgten für die musikalische Umrahmung und Autor Markus Köhle (Bild rechts) moderierte den Veranstaltungstag. Foto: Markt-Huter

 

Nach der Eröffnung präsentierten den ganzen Vormittag lang Schulen und Klassen der AHS-Unterstufe ihre ausgearbeiteten und vorbereiteten Projekte. Parallel zu den Projektpräsentationen fanden am Vormittag und Nachmittag an vier Schulbibliotheken Autorenlesungen statt. So las der Schriftsteller Martin Auer in der Schulbibliothek des BRG Adolf-Pichler-Platz, Robert Klement im BORG Fallmerayerstraße und im Akademischen Gymnasium, wo auch der diesjährige Innsbruck liest-Autor Rudolf Habringer zu hören war. Alois Hotschnig und Ralf Isau lasen im BG/BRG Sillgasse und Irene Prugger im BORG Fallmerayerstraße.

Moderiert wurde der AHS-Lesetag im Haus der Begegnung vom Tiroler Schriftsteller Markus Köhle. Für die musikalische Begleitung der Veranstaltung sorgten Schülerinnen und Schüler des Musikprojekts Klangräume am BG/BRG Sillgasse in Innsbruck.


Mit der 3D-Klasse des BRG Adolf-Pichler-Platz ins Land Fantasien. Foto: Markt-Huter

 

Den Anfang machten die Schülerinnen und Schüler der 3D-Klasse des BRG Adolf-Pichler-Platz Innsbruck mit ihrem fächerübergreifenden Projekt Im Land Fantasien. Betreut wurde die Zusammenarbeit zwischen den Unterrichtsfächern Deutsch und Musikerziehung von den Professorinnen Verena Weißenbach, Andrea Blaas, Margit Schlögl und Verena Pribil-Simoni. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiteten sich dabei eigenständig sowohl Texte als auch Kostüme, Masken und Musik.

Das von den Professorinnen Veronika Obeng-Steinkellner und Maria Feroz betreute Projekt Märchenhafte Walderlebnisse der 2B-Klasse des BG/BRG Sillgasse Das Waldtagebuch wurde gemeinsam in den Fächern Deutsch, Biologie und Umweltkunde, Geographie und Wirtschaftskunde sowie Werkerziehung umgesetzt.

Die 3. Klasse des BG/BRG Sillgasse präsentierte das von Prof. Günter Klaffenböck geleitete Projekt Bänkelsang - Ballade - Moritat. Dabei griffen die Schülerinnen und Schüler auf die alte Tradition des Erzählens mit Hilfe von Bildern zurück. Das übergreifende Thema der einzelnen Präsentatione war Terrorismus und Gewalt. Besonders beeindruckt waren die Anwesenden von der persönlichen Auseinandersetzung dreier Schülerinnen mit dem Flugzeugattentat auf das World-Trade-Center am 11. September 2001.


Von der persönlichen Aufarbeitung des Flugattentat vom 11. September 2001 durch die Schülerinnen des BG/BRG Sillgasse zeigten sich die Zühörerinnen und Zuhörer tief beeindruckt. Foto: Markt-Huter 

 

Der Leseclub der 1. und 2. Klassen des BG/BRG Sillgasse unter der Leitung von Sybille Wimmer inszenierte Das geheimnisvolle Ding nach dem Kinderbuch Der Tränenpalast von Ralf Isau sowie den Kurzfilm Rolli und der Drache.

Nach einer Pause unterhielt die 2F-Klasse des BG St. Johann, geleitet von den Professorinnen Michaela Lechner und Sonja Seelaus die Zuhörerinnen und Zuhörer mit einem Sketch über das Lesen sowie der Ausstellung Höhlenmalerei. Mit Jeans in die Steinzeit

Anschließend präsentierten die Schülerinnen und Schüler der 2A-Klasse des BG/BRG Kufstein sowie die ProfessorInnen Michael Janny, Herbert Madl und Elisabeth Tschurtschenthaler-Vey als Powerpoint-Präsentation den Fotoroman Dem Goldkäfer auf der Spur.

Die 2D-Klasse des BRG-Imst unter der Leitung der ProfessorInnen Christa Raich und Wilhelm Pechtl zeigten ihr Projekt Zeiten vor uns, eine Auseinandersetzung mit dem Thema Erinnern, Geschichten und Bilder. Die Projektausarbeitung erfolgte fächerübergreifend in Deutsch und Bildnerischer Erziehung.


Diese Trickfilmanimation zeigte auch das hohe technische Niveau, das im Rahmen der Projektpräsentationen zu sehen war. Foto: Markt-Huter

 

Den Schlusspunkt am Vormittag setzte das Projekt Rennschwein Rudi Rüssel der 2A-Klasse des BRG Schwaz unter der Leitung von Professor Anita Murat und Professor Stefan Ramminger. Auch diese Umsetzung der Schüler des bekannten Kinderbuchklassikers mit Illustrationen war eine gelungene, übergreifende Arbeit in den Fächern Deutsch und Bildnerische Erziehung.

Am Nachmittag waren die Schülerinnen und Schüler der AHS-Oberstufe an der Reihe, ihre erarbeiteten Projekte vorzustellen. Den Anfang machte der Leseclub der 3. und 4. Klasse von Prof. Sybille Wimmer. Gezeigt wurden die beiden Projekte Die Rettung durch ein Wortus Blattus (=ein Buch) sowie die eigenwilligen Umsetzungen der Geschichten Hänsel und Gretel und Tintenherz.

Die 4. Klasse der Expositur Adolf-Pichler-Platz präsentierte unter der Leitung von Professorin Judith Klemenc ihre Projekte Märchen, 1. Teil und Märchen 2. Teil.


Für das Andreas-Hofer-Jahr verfasste die Bühnenspielgruppe am Gymnasium in der Sillgasse das lustige Theaterstück Andreas Hofer und die sieben Freiheitskämpferinnen. Foto: Markt-Huter

 

Dazwischen führte die Bühnenspielgruppe der 3. und 4. Klassen des BG/BRG Sillgasse das gemeinsam mit Professorin Karin Illes verfasste Theaterstück Andreas Hofer und die sieben Freiheitskämpferinnen vor. In diesem zum Andreas-Hofer-Jahr geschriebenen Stück geht es um einen bayerischen König, der eifersüchtig versucht, sich des tapfersten Helden der Gegend, Andreas Hofer, zu entledigen versucht. Angelehnt an das Märchen Schneewittchen und die sieben Zwerge erhalten die Franzosen den Auftrag, Andreas Hofer zu eliminieren, der aber immer wieder von den sieben Freiheitskämpferinnen gerettet werden kann. Als Fußvolk für die französischen Soldaten wird u.a. auch Landesschulinspektor Thomas Plankensteiner rekrutiert.

Der 6. Klasse des KORG Zams unter Führung von Professorin Bernadette Trojer gelang es in den Fächern Deutsch und Musik gekonnt das Sprechstück Der Blitz von Ernst Jandl auszuarbeiten und umzusetzen.

Sehr unterhaltsam gelang es der 6A-Klasse des BRG-Landeck unter der Leitung von Professorin Doris Kleiner das Projekt Mord auf Bestellung - Zu Besuch bei der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt auszuarbeiten und zu präsentieren.

Gleichzeitig mit den Projektpräsentationen fanden an vier Schulbibliotheken Lesungen mit Autorinnen und Autoren statt. (v.l.n.r.: Robert Klement, Rudolf Habringer und Irene Prugger) Fotos der Schulbibliothek d. Akademischen Gymnasiums und der Schulbibliotek der Sillgasse.

 

Die 5. Klasse des BG/BRG Sillgasse gecoacht von Professorin Daniela Pfenniger boten mit ihrem Projekt Verwandlungen eine fächerübergreifende Arbeit in Deutsch und Bildnerische Erziehung.

Den unterhaltsamen Abschluss des AHS-Lesetages gestaltete schließlich die 6. Klasse des BG/BRG Sillgasse und Sybille Wimmer mit der Präsentation Muffin - Ein Schaf, ein Flugzeug und ein Abenteuer.

Erich Lenzer vom Veritas-Bildungsverlag sorgte mit einem Büchertisch während des Lesetages für den nötigen Lesestoff. Präsentiert wurden Neuerscheinungen aus dem Schul- und Bildungsbereich. Dabei wurde eine interessante Auswahl an Büchern speziell für den Unterricht angeboten, wie z.B. literarische Dreierpakete bestehend aus Klassenlektüren, Interpretationshilfen für Schülerinnen und Schüler sowie Arbeitsmaterialien und Kopiervorlagen für Lehrerinnen und Lehrer.


Der vom Veritas-Bildungsverlags gestaltete Büchertisch zeigte eine große Auswahl an Buchneuerscheinungen, die sowohl für Lehrer als auch Schüler interessant waren. Foto: Markt-Huter

 

Insgesamt haben an den Vormittags- und Nachmittagsveranstaltungen im Haus der Begegnung knapp 500 Schülerinnen und Schüler teilgenommen und sich mit ihren eigenständig umgesetzten Projekten gegenseitig begeistern können. Der AHS-Lesetag darf mit Fug und Recht als großer Erfolg und als großartige Werbung für das Lesen, für das Buch, vor allem aber für die Schulen und ihre kreativen SchülerInnen und LehrerInnen bezeichnet werden.

 

 

Andreas Markt-Huter, 19-03-2009

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