Bilderbücher im Jahreslauf – Leseabenteuer von Anfang an

Bilderbücher sind Bausteine im Fundament jeder Kultur. Kultur beginnt beim Bilderbuch. (James Krüss)

Gründe für den Einsatz von Bilderbüchern in der Grundschule 1

  • Die meisten Kinder bringen Vorerfahrungen aus dem Kindergarten und der Familie mit. Es ist etwas Bekanntes und gibt Sicherheit.
  • Bilderbücher unterhalten.
  • Sie fördern die persönliche, soziale und sprachliche Entwicklung.
  • Sie dienen der Wahrnehmungsschulung.
  • Mit Bilderbüchern wird die Kreativität gefördert.
  • Bilderbücher sprechen die Sorgen der Kinder an. Es gibt kaum ein Thema, das in keinem Bilderbuch behandelt wird. Kinder können sich mit den Protagonisten identifizieren.
  • Die Freude an der Literatur wird geweckt.
  • Wenig Text und große Bilder motivieren Leseanfänger zum Lesen.
  • Auch in anderen Altersstufen nehmen Kinder gern ein Bilderbuch zur Hand.
  • Bilderbücher sind auch ideal im Sachunterricht, in Bildnerischer Erziehung und in Musik einzusetzen.

In den Jahren meiner Arbeit als Volksschullehrerin bin ich immer wieder auf spannende Leseideen gestoßen, entweder bei Fortbildungen, in Büchern, beim Austausch mit Kollegen und Kolleginnen, ...
Leider vergisst man im Laufe der Jahre Bewährtes und so möchte ich hiermit eine kleine Sammlung der Ideen anlegen, die meinen Schülern und mir viel Freude bereitet haben.

Meine schönsten Bilderbuchbegegnungen für die 1. Klasse Volksschule im Jahreslauf:

  

Zum Schulbeginn:

Der Ernst des Lebens (Sabine Jörg, Ingrid Kellner)

 

Zum Inhalt:

Annette kommt nun bald in die Schule und sie freut sich darauf. Doch immer wieder hört sie, dass mit der Schule der Ernst des Lebens beginnt. Das macht Annette unsicher und sie bekommt Angst: Was ist der Ernst des Lebens? Wie sieht er aus? Endlich ist der erste Schultag da und tatsächlich lernt sie den Ernst des Lebens kennen. Es ist ein netter Junge, der neben ihr sitzt und Ernst heißt. Sie lädt ihn zu sich nach Hause ein und beschließt sich nie mehr von den Erwachsenen Angst machen zu lassen.

Gesprächsanlass:

Warum ist es wichtig in die Schule zu gehen?
Was ist in der Schule anders als im Kindergarten?
Die Kinder dürfen sich einen Mutstein aus der Schatzkiste mitnehmen. Im Hosensack aufbewahrt, hilft er in manch schwieriger Situation.

 

Gemeinschaft:

Im Land der Flöhe (Beatrice Alemagna)

 

Zum Inhalt:

Der kleine, dicke Floh hat Geburtstag. Er hat alle Flöhe, die in der Matratze leben, zu seiner Party eingeladen. Zum ersten Mal werden sich alle gemeinsam treffen. Als es endlich an der Tür läutet, ist der kleine, dicke Floh sehr enttäuscht. Er dachte, alle wären so wie er. Aber jeder Floh sieht anders aus, und sie stellen sich zu ihrem Aussehen beleidigende Fragen. Endlich kommen aber die Flöhe zur Erkenntnis, dass sie ja doch nichts daran ändern können und eben so sind wie sie sind. Die Party ist gerettet. Alle stürmen auf die Tanzfläche und springen wild durcheinander. Man kann sich eben  nicht aussuchen, wie man aussieht, man wird einfach so geboren, und jeder ist anders und einzigartig.

Idee:

Jedes Kind gestaltet sich mit verschieden Materialien in Flohform. Alle gemeinsam werden auf ein Plakat geklebt. Mit einer 2. Klasse  habe ich zusätzlich mit den Kindern Klassenregeln formuliert, sie in Sprechblasen schreiben lassen und zu ihren Flöhen geklebt.

 

Was sind Buchstaben, Wörter und Sätze?

Der Buchstabenbaum (Leo Lionni)

Aus Buchstaben werden Wörter, aus Wörtern bildet man aussagekräftige Sätze, leichter zu vermitteln mit diesem Bilderbuch.

Zum Inhalt:

Die Ameise erklärt ihrer Freundin die Bedeutung des Buchstabenbaumes. Zuerst war der Baum voller Buchstaben, die von Baum zu Baum hüpften und glücklich miteinander lebten. Eines Tages aber tobte der Sturm und ein paar Buchstaben wurden einfach weggeblasen. Ängstlich krochen sie in die untersten Zweige und rückten dicht zusammen. Da kam der Wortkäfer und erklärte den Buchstaben, wie man sich zu dritt oder zu viert zusammentut, ein Wort bildet und dann nicht mehr weggeblasen wird. Die Buchstaben taten wie man ihnen geraten. Die Wörter wagten sich nun wieder in die höchsten Zweige, und der Wind konnte ihnen nichts mehr anhaben. Nun kam die Raupe dahergekrochen und riet ihnen Sätze zu bilden, mit denen sie endlich etwas Wichtiges aussagen sollten. Friede auf Erden unter den Menschen, fiel den Wörtern ein, und  mit diesem Satz kletterten sie auf den Rücken der Raupe und wurden zu den Menschen gebracht.

Idee:

Das Buch wird nur bis zu der Stelle vorgelesen, an denen Wörter gebildet werden. Dann gibt es eine Zwischenarbeit.

Ein Baum steht in der Bücherei (ein Strauch, in einem mit Gips aufgefüllten Topf, kann auch für jahreszeitliche Dekoration verwendet werden). Am Baum hängen  Säckchen, für jedes Kind eines, gefüllt mit Buchstaben, es soll die Kinder anregen Wörter zu legen, sie dann auf ein grünes Papier in Blattform zu kleben und dann auf den Baum zu  hängen.

Nun wird das Buch noch zu Ende vorgelesen.

 

Zur Selbststärkung:

Das kleine Ich bin ich (Mira Lobe)

 

Zum Inhalt:

Auf der Blumenwiese geht ein buntes Tier spazieren. Es trifft auf einen Frosch, der fragt es wie es heißt. Weil es darauf keine Antwort weiß, macht es sich auf den Weg und fragt viele Tiere, ob es eines von ihnen sei. Doch alle Tiere verneinen. Das bunte Tier ist verzweifelt. Da kommt ihm der Gedanke: Ich bin ich! Erfreut erzählt es davon den anderen Tieren.

Idee:

Gestaltung eines Fühlbuches an der Leine:

In der Mitte des Sitzkreises liegen verschiedene Materialien und kopierte Bilder der Tiere aus dem Buch. Was passt zu unserem Buch? Was passt zu welchem Tier? Die Stoffe werden den Tierbildern zugeordnet.

  • Ich bin ich: bunter Stoff und Wollfaden
  • Frosch: grünes Seidenpapier (mit Seidenpapierkügelchen ausgestalten)
  • Pferde: Stroh für den Boden (Stroh aufkleben, Pferde anmalen)
  • Kuh: Kuhschablone auf Kuhfell übertragen  und ausschneiden, mit Heu gestalten
  • Boot: Holzstab für Mast und weißer Stoff für Segel (aufkleben und Boot anmalen)
  • Fische: glänzendes, buntes Papier (Fische ausschneiden und auf blauen Hintergrund kleben)
  • Vögel: weiße Federn aufkleben
  • Nilpferd: Nilpferdschablone auf Moosgummi übertragen und ausschneiden
  • Papagei: bunte Federn und Wackelauge aufkleben
  • Hunde: Hundeschablonen und braune Stoffreste

Die Bilder in Partnerarbeit gestalten. Der Reihe nach ordnen, Löcher machen, diese verstärken, auf eine Leine auffädeln und aufhängen. An die 2. Leine kommt Das kleine Ich bin ich (hat der Lehrer schon daheim laut Bastelanleitung im Buch vorbereitet). Nun kann Das kleine Ich bin ich im Buch spazieren gehen und den Tieren begegnen.

Eventuell könnten zu den Bildern kurze Sätze geschrieben werden.

 

Zum Herbst - Erntezeit:

Frederick(Leo Lionni)

 

Zum Inhalt:

Eine Feldmäusefamilie wohnt in einer Mauer. Alle Mäuse sammeln den ganzen Sommer und Herbst Vorräte, nur Frederick nicht. Er scheint zu schlafen und zu träumen. Aber, wenn ihn die anderen Mäuse fragen, was er tue, so behauptet er, Sonnenstrahlen, Farben und Wörter zu sammeln. Der Winter kommt und die Vorräte sind bald aufgebraucht. Die Mäuse frieren und hungern. Da packt Frederick seine Vorräte aus. Er erzählt von den Sonnenstrahlen und von den Farben. Die Erzählungen über die Sonne wecken in den Mäusen wärmende Erinnerungen, und die Farben regen die Fantasie an. Frederick ist auch ein Dichter und so dauert es bis zum Frühling nicht mehr lang.

Idee:

Gestaltung eines Frederick Buches.

Vorgegebene kurze Sätze lesen und sie in die richtige Reihenfolge bringen. Jeden Satz auf eine Seite kleben, dazu Bilder malen, die Seiten lochen und binden, Deckblatt gestalten.

 

Wozu lerne ich schreiben?

Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte (Martin Baltscheit)

 

Zum Inhalt:

Der Löwe konnte nicht schreiben, aber das war für den Löwen kein Problem, er war ja der König der Tiere, konnte laut brüllen und Zähne zeigen und mehr brauchte der Löwe nicht.

Eines Tages aber traf er eine Löwin. Ihr möchte er einen Brief schreiben, und weil er es selber nicht kann, bittet er verschiedene Tiere, die es ihm aber nicht recht machen können. Wütend brüllt er sich seinen Frust aus dem Leib und schreit, was er der Löwin alles schreiben würde.

Die Löwin hört das zufällig, erfährt, dass er nicht schreiben kann und lernt ihm das Alphabet.

Idee:

Löwenbild in Puzzleteile zerschneiden, für  mehrere Gruppen zur Verfügung stellen. Welche Gruppe kann das Bild am schnellsten zusammensetzen? Gespräch über den Löwen. Wo lebt der Löwe? Wer ist schon einmal einem Löwen begegnet? Wer ist Löwe im Sternzeichen?

Das Buch vorlesen.

Mit Handpuppen, oder Papiermasken zur Erzählung des Lesers nachspielen.

Überlegungen anstellen: Warum muss man schreiben lernen?

Kopiervorlagen zu diesem Bilderbuch: (Sehen - Lesen - Lernen. Für einen handlungs- und produktionsorientierten Umgang mit Bilderbüchern, Marc Böhmann, Regine Schäfer-Munro, Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2008)

Für die 1. Klasse besonders geeignet finde ich die S. 18:

Tiernamen unter das Bild schreiben, Bildkarten ausschneiden und in der richtigen Reihenfolge aufkleben, Lieblingsbild aus dem Buch malen

 

Weihnachten

Wie weihnachtelt man? (Lorenz Pauli)

 

Zum Inhalt:

Der kleine Hase möchte wissen, wie man weihnachtelt. Die Eule weiß es: Weihnachten ist dann, wenn alle Tiere im Wald, der weisen Eule, ein Geschenk bringen. Alle Tiere beginnen eifrig mit dem Basteln des Geschenks für die Eule. Kurz vor Weihnachten muss der Hase das Eichhörnchen trösten, und schenkt ihm als Trost sein Geschenk, das eigentlich für die Eule gedacht war. Der Specht möchte auch ein Geschenk und bekommt eines vom Eichhörnchen. Nun ist auch noch die Maus traurig und der Specht schenkt ihr seine Flöte. Zu Weihnachten hat dann nur mehr die Maus ein Geschenk für die Eule. Alle, bis auf den Hasen, bekommen ein Geschenk, und deshalb darf sich der Hase von der Eule etwas wünschen. Nun können doch noch alle gemeinsam Weihnachen feiern.

Idee:

Überlegung anstellen lassen, wem sie gerne etwas schenken würden

 

Es ist kalt

Pinguin Pit (Marcus Pfister)

 

Zum Inhalt:

Der junge Pinguin Pit ist traurig, weil er noch nicht mit den großen Pinguinen ins Meer zum Schwimmen gehen kann. In diesem traurigen Moment knüpft er Freundschaft mit einem Vogel, der auf  der Durchreise ist. Die beiden Freunde verbringen viele vergnügte Stunden miteinander, bis der Vogel mit seinem Schwarm die Weiterreise antritt. Wieder ist Pit traurig, bald vergisst er aber seine Traurigkeit, denn endlich lernt er schwimmen und darf mit den anderen auf Entdeckungsreise ins Meer gehen.

Idee:

Über Gefühle sprechen. Wann bist du traurig? Was macht dich fröhlich?

Pinguine in Origamitechnik falten, anmalen und auf Styroporstücken mit blauem Tuch ausstellen.

 

Fasching und Anderssein:

Irma hat so große Füße (Ingrid und Dieter Schubert)

 

Zum Inhalt:

Im Hexenwald herrscht große Aufregung. Irma, die kleine Hexe, die stets von allen gehänselt wird, ist verschwunden. Irma hatte sich verflogen und  landete mit ihrem Hexenbesen bei Lore im Badezimmer. Im Gespräch stellt sich heraus, dass beide von anderen gehänselt werden. Lore wegen ihrer Segelohren und Irma wegen ihrer Quadratlatschen. Die beiden helfen sich gegenseitig. Lore putzt Irmas Zähne, so dass ihr alle Zaubersprüche wieder einfallen und malt ihr die Schuhe toll an. Irma bringt Lore bei, wie sie ihre Ohren zum Fliegen nutzen kann.

Idee:

In einem Korb liegen ein schwarzer Hexenumhang, ein Besen, ein Hexenhut, eine Zahnbürste, 2 Perücken, übergroße Schuhe,

Kinder hatten den Auftrag ein altes Schuhpaar mitzunehmen.

Kinder dürfen sich abwechselnd verkleiden, bevor ich dann schließlich das Buch vorlese, die Perücken auf den Händen tragend, und bei den Dialogen die Hände mitbewege.

Kreatives:
Schuhe möglichst bunt und lustig bemalen (können dann im Fasching angezogen werden)

 

Bauernhof

Zum Glück gibts Freunde (Helme Heine)

 

Zum Inhalt:

Drei Tiere, ein Hahn (Franz von Hahn), eine Maus (Johnny Mauser) und ein Schwein (Waldemar) sind miteinander befreundet. Jeden Morgen wecken sie gemeinsam die Tiere des Bauernhofes und radeln dann mit ihrem Fahrrad in den Morgen hinein. Da sie richtige Freunde sind, helfen sie einander, beschließen immer alles zusammen und träumen sogar voneinander. Mit ihrem Fahrrad bestehen sie große Abenteuer.

Idee:

Spielbauernhof mit Tieren

Tiere benennen und den 3 Hauptakteuren ein Namensschild hinstellen.

Buch vorlesen, bis zur Stelle an der Johnny Mauser ein altes Boot im Schilf entdeckt und alle drei beschließen,.....

Die Kinder schreiben oder malen eine Fortsetzung.

 

Reisen

Oh wie schön ist Panama (Janosch)

 

Auf dem Boden ist ein blaues Tuch ausgebreitet, das sich wie ein Fluss durch die Bibliothek schlängelt. Auf dem Fluss schwimmen eine Holzkiste mit einem Bären darin und eine Flaschenpost. Hut und Angel, sowie das Buch Oh wie schön ist Panama dürfen auch nicht fehlen.

Einige Kinder werden den Bären von Janosch sicher erkennen. Aber was sollen die anderen Gegenstände in der Kiste und wo ist der Tiger?

Schreibanlass:

Die unentdeckte Flaschenpost! Schüler ziehen einen Namen eines Schulkameraden und schreiben an ihn eine Flaschenpost. Es stehen genügend Flaschen zur Verfügung. Zum Schluss schwimmen viele Flaschen auf dem blauen Tuch, an jeden Schüler eine adressiert.

 

Quellen:

Hollstein, Gudrun: Sonnenmoser, Marion: 100 Bilderbücher für die Grundschule. Baltmansweiler 2007 (Schneider Verlag Hohengehren)

Ehrmann, Ulla: Die Lese Ideenkiste. Bücherlesen vom ersten Schultag an. Mühlheim an der Ruhr 2000 (Verlag an der Ruhr)



Quelle oder Autor/-in: Romana Ladner (Reinhold Embacher)

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