Christopher Edge, Albie Bright - Ein Universum ist nicht genug
„Es war mein Dad, der mich auf die Idee brachte, meine Mum mithilfe von Quantenphysik zu suchen. Sie ist vor zwei Wochen gestorben. Am Dienstag war ihre Beerdigung.“ (9)
Für den zwölfjährigen Albie Bright bricht eine Welt zusammen, als seine Mutter Charlotte an Krebs erkrankt und stirbt. Seine Mutter und sein Vater arbeiteten als Physiker am Cern, wo sie mit Hilfe des Großen Hadronen-Speicherrings Experimente durchgeführt haben, um den Ursprüngen des Universums auf die Spur zu kommen.
Neben Albie ringen auch sein Vater und Grandad Joe mit dem seiner Mutter. Sein Großvater gibt der Arbeit am Cern die Schuld für die Erkrankung seiner Tochter und Albies Vater stürzt sich wie verrückt in seine wissenschaftliche Arbeit und seine populäre Wissenschaftssendung für Fernsehen und übersieht dabei völlig, wie sehr sein Sohn ihn brauchen würde.
Nach der Beerdigung will Albie von seinem Vater wissen, ob er wie der Pfarrer glaube, dass seine Mutter im Himmel sei. Als Antwort erzählt ihm sein Vater von der Quantenphysik, von den merkwürdigen Ergebnissen des „Doppelspalt-Experiments“, die zeigen, dass ein und dasselbe Atom gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten sein kann und dass dies für manche Quantenphysiker der Beweis für Paralleluniversen sei.
Albie ist von der Vorstellung gefesselt, dass es ein Paralleluniversum geben könne, in dem seine Mutter nie an Krebs erkranken wird und daher immer noch lebe. Er beginnt sich intensiv über physikalische Theorien zu Parallelwelten zu informieren und findet schließlich in den Aufzeichnungen und im Quantencomputer seiner Mutter die Möglichkeit, mit Hilfe einer Kartonschachtel und einer Banane, die Radioaktivität abstrahlt, in die Parallelwelten zu wechseln.
Bei seinem ersten Wechsel in eine Parallelwelt begegnet er seinem anderen Ich, das sich als ziemlich gemein und unausstehlich erweist. Außerdem muss er erkennen, dass in dieser Welt seine Mutter bereits bei seiner Geburt gestorben ist und er sie nie kennengelernt hätte. Auf der anderen Seite ist es hier seinem Vater gelungen, mit Hilfe der kalten Fusion die Energiesorgen der gesamten Menschheit für immer zu lösen, um den Preis, dass er in dieser Welt fast gar keine Zeit mehr mit seinem Sohn verbringen kann.
Albie wechselt nun zwischen den verschiedenen Welten, ohne die Hoffnung aufzugeben eine Welt zu betreten, in der seine Mutter noch lebt. Er muss erkennen, dass jede Welt ihre eigenen Probleme mit sich bringt, bis er schließlich seine Mutter in einer Parallelwelt finden kann.
„Albie Bright - Ein Universum ist nicht genug“ ist eine Geschichte über die wahren Werte des Lebens und die Unmöglichkeit seinem Schicksal, egal in welcher Welt, zu entkommen. Es zeigt, dass wir das Leben nehmen müssen wie es kommt und dass es von uns selbst abhängt, wie wir damit umgehen.
Geschickt gelingt es Christopher Edge die spannende Theorie der Quantenphysik mit der Auseinandersetzung eines Jungen mit dem Tod seiner Mutter zu verbinden und die zentralen Fragen nach dem Wesen einer Familie und dem Umgang mit einem Verlust zu stellen. Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch, das aber auch jugendliche Leserinnen und Leser anzusprechen und zum Nachdenken anzuregen vermag.
Christopher Edge, Albie Bright - Ein Universum ist nicht genug. Ill. v. Nina Dulleck, übers. v. Wieland Freund / Andrea Wandel [Orig. Titel: The many worlds of Albie Brigtht], ab 10 Jahren
Stuttgart: Thienemann Verlag 2018, 240 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-522-18487-8
Weiterführende Links:
Thienemann Verlag: Christopher Edge, Albie Bright - Ein Universum ist nicht genug
Homepage: Christopher Edge (engl.)
Homepage: Nina Dulleck
Wikipedia: Wieland Freund
Andreas Markt-Huter, 21-03-2018