Josef Guggenmos, Oh, Verzeihung, sagte die Ameise

Josef guggenmos, verzeihung sagte die ameise„Es war einmal ein Reiter, / der ritt hinauf eine Leiter. / Die Leiter führte nicht weiter. / Sie stand nur in der Luft herum. / Da schauten Ross und Reiter stumm. / Drauf ritt der Reiter kopfunter / drüben wieder hinunter. // Das ist frühmorgens um zwölf geschehn. / Ich hab’s mit eigenen Ohren gesehn.“ (S. 39)

Mehr als 295 Kurzgedichte, Gedichte, Kurzgeschichten und Märchen bietet der große Josef-Guggenmos-Sammelband „Oh, Verzeihung, sagte die Ameise“. Die Textsammlung bietet unterhaltsame Gedichten vom Einschlafen ebenso wie witzige Sprachspiele oder besinnliche Geschichten aus der Natur zum Nachdenken.

Es ist der eigentümliche Blick auf die Dinge, die den Reiz der Texte von Guggenmos so zeitlos erscheinen lassen. Wie z.B. in der stillen Kritik daran, alles aus der eigenen Perspektive beurteilen zu wollen, wie sie im Gedicht „Krähen“ zum Ausdruck kommt. Da graust sich ein Bub vor den ekligen Würmern, die von den Krähen verspeist werden.

Stell dir aber vor, / es ist ja nicht schwer, / es wären elf Krähen: / Es wär eine mehr! // Und du wärst die elfte - / was tätest du? / Sähst du den Wurm, / du picktest auch zu! (S. 21)

Nicht weniger lehrhaft sind Guggenmos‘ Kurzgeschichten, wie z.B. die Geschichte „Balthasar Baldrians große Tat“, die von einem Wüterich, der als bösartige und gemeiner König das Land regierte. Als der König von den Zauberkünsten Balthasar Baldrians erfährt, stellt er ihn auf die Probe und droht ihn mit der Hinrichtung. Scheinbar ausweglos nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung und ein gutes Ende.

Aber auch lustige Wortspiele und Reimgedichte weiß Guggenmos mit viel Witz und Sprachgefühl zum Besten zu geben wie z.B. von den drei Zwergen.

Der erste heißt Schnack, / der zweite heißt Schnick, / der dritte heißt Schnigelschnagelguckgagelzibelzabeldiwick. (S. 50)

Dabei sollen die Gedichte nicht nur unterhalten und lustig sein, sondern immer auch ein Wenig zum Nachdenken anregen. „Ein Riese warf einen Stein“ schildert zunächst den riesigen, tödlichen Schaden, den ein Riese mit einem Steinwurf anrichtet, der wie ein Bombe einschlägt. Darauf wird überraschend die Perspektive gewechselt und die Opfer zeigen sich als Ameisen und der Riese als Kind, das gedankenlos einen Stein in den Ameisenhaufen geworfen hat.

Josef Guggenmos Gedichte und Geschichten überzeugen heute noch durch ihren Sprachwitz und ihren bestechenden Humor. Die wunderbaren Illustrationen von Nikolaus Heidelbach orientieren sich eng an den Texten und ergänzen diese in ihrem Witz und ihrer Fantasie kongenial. Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch für fröhliche und unterhaltsame Vorlesestunden für Jung und Alt.

Josef Guggenmos, Oh, Verzeihung, sagte die Ameise. Ein Kinderbuch mit Bildern, ill. v. Nikolaus Heidelbach, ab 6 Jahren
Weinheim: Beltz & Gelberg Verlag 2018, 312 Seiten, 27,80 €, ISBN 978-3-407-75431-8

 

Weiterführende Links:
Beltz & Gelberg Verlag: Josef Guggenmos, Oh, Verzeihung, sagte die Ameise
Wikipedia: Josef Guggenmos
Wikipedia: Nikolaus Heidelbach

 

Andreas Markt-Huter, 29-01-2019

Bibliographie

AutorIn

Josef Guggenmos

Buchtitel

Oh, Verzeihung, sagte die Ameise. Ein Kinderbuch mit Bildern

Erscheinungsort

Weinheim

Erscheinungsjahr

2018

Verlag

Beltz & Gelberg

Illustration

Nikolaus Heidelbach

Seitenzahl

312

Preis in EUR

27,80

ISBN

978-3-407-75431-8

Lesealter

Altersangabe Verlag

6

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Josef Guggenmos wurde 1922 in Irsee, im schwäbischen Allgäu, geboren. Er studierte Germanistik und Kunstgeschichte und arbeitete als Lektor und Übersetzer. Er gilt als einer der bedeutendsten Kinderlyriker der deutschen Literatur. Er starb 2003.

Nikolaus Heidelbach wurde in Lahnstein am Rhein geboren. Er studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Köln und Berlin. Heute lebt er als freischaffender Buchillustrator und Buchautor mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Köln.