A. L. Kennedy, Onkel Stan und Dan und das fast ganz ungeplante Abenteuer
„Dan der Dachs erlebte einen sehr schlimmen Abend, wenn nicht den schlimmsten seines ganzen Lebens. Er steckte in einem Sack. Es war ein furchtbar kratziger und widerlicher Sack, und der roch, als hätte jemand anderes, nämlich auch ein Dachs, vor ein paar Tagen darin geweint und sich danach vielleicht auch übergeben.“ (S. 7)
Dan, ein junger und kleiner Dachs, der am liebsten in seinem Schaukelstuhl sitzt und mit seiner Mundharmonika spielt, wird gefangen und in einen Sack gesteckt. Zwei böse alte Schwestern der Familie McGloone haben ihn gefangen und er ahnt noch nicht, welches schreckliche Schicksal sie für ihn geplant haben.
Als die beiden bösartigen Damen bemerken, dass Dan sprechen kann, sind sie ganz überrascht und überlegen zunächst, ob sie ihn Gedichte aufsagen lassen wollen. Aber dann haben sie eine bessere Idee:
„Zuerst müssen wir den Kampf vorbereiten. Und danach … Pasteten.“
Dan hofft zunächst noch, dass die beiden Schwestern gegeneinander kämpfen wollen und nicht gegen ihn. Bald muss er zu seinem Entsetzen erkennen, dass ihn die Frauen gegen die drei Hunde der Familie kämpfen lassen wollen, um Wetten abzuschließen, wie lange der Dachs durchhält und danach Pastete aus ihm zu machen. Dan ist verzweifelt, bleiben ihm doch nur noch drei Tage, bis der tödliche Kampf gegen die Hunde am Samstag stattfinden soll.
Zur selben Zeit warten vier traurige Lamas aus Peru auf der McGloon-Farm, die durch ein hinterlistiges, einladendes Inserat nach Schottland gelockt worden sind. Statt den versprochenen schönen sonnigen Urlaub genießen zu können, stehen sie nun im Regen und frieren, nachdem die Frau von Farmer McGloone sie kahlgeschoren hat.
Die Tiere ahnen noch nicht, dass ein ziemlich großer und dünner Landstreicher namens Onkel Stan, der alles andere als eine beeindruckende Statur hat, ihre letzte Hoffnung sein würde. Auf seinem Weg entdeckt er die Spuren eines jungen Dachses, der sich verlaufen hat und danach von einem Menschen entführt worden ist. Ohne zu zögern, beschließt Stan, dass er etwas zur Rettung des Dachses unternehmen muss.
Auf seinem Weg trifft Stan auch auf die vier Lamas, die ihn vor Heimweh ganz traurig anblicken und er beschließt einen Plan zu schmieden, um den Dachs und die Lamas zu retten. Doch Stan ist sehr langsam bei seiner Planung, weil er immer wieder Lücken in seinem Plan entdeckt, die er zu schließen versucht. Aber die Zeit bis zum großen Kampf am Samstag rinnt erbarmungslos davon.
Allison Kennedy erzählt eine ebenso witzige wie spannende Geschichte, wobei sie auf zartbeseidete Feinfühligkeit wenig Rücksicht nimmt. Der Familienclan der McGloones wird als Sippe schrecklicher Tierquäler dargestellt, die ihre gerechte Strafe verdienen. Das grausame Schicksal der gequälten Tiere und das unentschlossene Verhalten von Onkel Stan treibt die Spannung zudem nach oben.
Das unterhaltsame Kinderbuch überzeugt durch seinen typisch englischen Sprachwitz und Humor. Auch wenn es mitunter ruppig zur Sache geht, sorgt die comic-artig überspitzte Darstellung dafür, dass es auch für Kinder komisch und nicht erschreckend wirkt. Ein sehr empfehlenswertes und humorvolles Kinderbuch, das unterhaltsame Lesestunden garantiert.
A. L. Kennedy, Onkel Stan und Dan und das fast ganz ungeplante Abenteuer. Ill. v. Gemma Correll, übers. v. Ingo Herzke [Orig. Titel: Uncle Shawn and Bill and the Almost Entirely Unplanned Adventure], ab 9 Jahren
Zürich: Orell Füssli Verlag 2018, 192 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-280-03575-7
Weiterführende Links:
Orell Füssli Verlag: A. L. Kennedy, Onkel Stan und Dan und das fast ganz ungeplante Abenteuer
Wikipedia: A. L. Kennedy
Homepage: Gemma Corell
Wikipedia: Ingo Herzke
Andreas Markt-Huter, 14-03-2019