Asja Bonitz, Lilly, die Lesemaus
„Nele, Nele. Immer soll sich Lilly ihre große Schwester zum Vorbild nehmen. Doch das ist nicht nur das, was Lily an Nele stört. Die Wahrheit ist nämlich: Nele kann wirklich alles ein bisschen besser als Lily.“ (S. 5)
Die kleine Lilly ist ein wenig eifersüchtig auf ihre ältere Schwester, die alles besser kann als sie. Nur beim Radfahren, das sie gleichzeitig mit ihrer Schwester gelernt hat, fühlt sie sich überlegen.
Als die Familie wie immer den Samstagvormittag gemeinsam im Wohnzimmer verbringt, ist Lilly gerade damit beschäftigt aus Legosteinen ein Haus zu bauen, während Nele ihren Eltern aus einem Buch vorliest und wieder einmal überschwänglich gelobt wird. Wütend und eifersüchtig läuft Lilly in ihr Zimmer und spielt mit ihren Büchern. Nur zu gerne würde sie auch schon lesen können, wie Nele.
Als Mama an ihre Tür klopft und ihr mitteilt, dass sie zur "Haustierhöhle" fahren, weil sich Nele zur Belohnung für ihre Lesekünste ein Haustier aussuchen darf, ist Lilly ganz aufgeregt. Sie will unbedingt mitfahren und hofft, dass sie auch ein Tier haben darf. Hastig laufen die beiden Mädchen durch den Tierladen, wobei Lilly ein kleines Meerschweinchen entdeckt und ihren Vater fragt, ob sie auch ein Tier haben dürfe. Der lehnt ihre Bitte aber streng zurück:
Nur wer lesen kann, kann sich auch um ein Tier kümmern. (S. 19)
Während Lilly zurückgewiesen wird, sucht sich Nele eine Ratte als Haustier aus. Als Papa ihre Wahl aber brüsk zurückweist, bricht sie in Tränen aus. Lilly versteht wie sich Nele fühlt und wirft sich für ihre Schwester mächtig ins Zeug. Mit Unterstützung des Verkäufers gelingt es ihnen ihren Vater zu überzeugen. Lilly freut sich für ihre Schwester, aber sie plant mit dem Lesen nicht warten zu wollen, bis sie so alt ist wie sie. Aber das Lesenlernen stellt sich als schwieriger heraus als sie gedacht hat.
„Lilly, die Lesemaus“ ist ein liebevoll erzählte Familiengeschichte, in der es um Eifersucht und Wut ebenso geht wie um Liebe, Anerkennung und Hilfsbereitschaft. Dabei kommen alle Bereiche eines richtigen Familienlebens zur Sprache, wie z.B. die Spannungen zwischen Geschwistern, das Gefühl benachteiligt zu werden, gleichzeitig aber auch Mitgefühl und Zusammenhalt zwischen Geschwistern zu erleben.
Ein überaus lesenswertes Kinderbuch, das zum Nachdenken und debattieren und zum Vergleich mit den eigenen Gefühlen und Erfahrungen einlädt. Die kindergerechte Sprache und die liebenswert gestalteten Illustrationen laden zu einem spannenden gemeinsamen Leseabenteuer für Jung und Alt ein.
Asja Bonitz, Lilly, die Lesemaus. Ill. v. Mele Brink, ab 6 Jahren
Aachen: Edition Pastorplatz 2018, 76 Seiten, 12,40 €, ISBN 978-3-943833-27-0
Weiterführende Links:
Edition Pastorplatz: Asja Bonitz, Lilly, die Lesemaus
Homepage: Asja Bonitz
Homepage: Mele Brink
Andreas Markt-Huter, 22-05-2019