Tobias Steinfeld, Scheiße bauen: sehr gut

tobias steinfeld, scheiße bauen„Heute ist der erste Tag vom Schnupperpraktikum. Blöderweise habe ich es verrafft, mich um einen Platz zu kümmern, also bekam ich einen zugewiesen. Während meine Mitschüler Kanzlei-, Praxis-, Agentur- oder Sparkassenluft schnuppern, muss ich in die Förderschule nach Röhrbach. Das ist am anderen Ende der Stadt.“

Nicht nur, dass Paul ständig unentschuldigt zu spät kommt, er auch noch faul und stolz darauf. Seine Faulheit trägt auch Schuld daran, dass er es verabsäumt hat, sich wie alle anderen Mitschüler um einen gewünschten Platz für ein Schnupperpraktikum zu bemühen und stattdessen für drei Wochen als Praktikant einer Förderschule zugewiesen worden ist.

Paul ärgert sich nicht nur, dass sich sein Praktikumsplatz am anderen Ende der Stadt befindet, sondern vor allem, dass er ausgerechnet wieder einer Schule zugewiesen wird. Auch in der Förderschule kommt Paul wie gewohnt zu spät, was eine unerwartete Wendung zur Folge hat. Zunächst trifft er den Hauswart, dem er sich vorstellen muss, danach wird er in der Klasse mit dem neuerwarteten Förderschüler Per Grünbaum verwechselt wird.

Nach einer interessanten Vorstellungsrunde der Schüler wird Paul schnell klar, dass es sich um außergewöhnliche Schüler handelt, vor allem der Türke Fatih erweist sich als wahrer Meister im „Scheiße bauen“. Paul kommt die Verwechslung mit Per gerade recht und beschließt, die neue Rolle für den Rest des Praktikums weiterzuspielen, vor allem, weil sich die Vorteile als „Förderschüler“ als recht angenehm für ihn erweisen. Er darf „snoerzeln“ im Ruheraum, mit der Playstation spielen und im Whirlpool chillen.

Auch wenn sich das Leben an der Förderschule seine Mühen fordert, verbindet ihn recht schnell eine besondere Beziehung mit Fatih, mit dem er zahlreiche Streiche unternimmt. Die Praktikumszeit scheint für Paul ein Spaß zu werden, doch der Schulwart, dem er sich zu Beginn des Praktikums vorgestellt hat, findet heraus, dass Paul nicht Per ist und versucht den Irrtum aufzuklären.

„Scheiße bauen: sehr gut“ erzählt die überaus unterhaltsame Geschichte eines 14-jährigen Schülers, dem eine zufällige Verwechslung besonders gelegen kommt, um sich vor den Aufgaben seines Praktikums zu drücken. Dabei lernt er in der Förderschule eine Welt kennen, die ihm bis dahin unbekannt ist. Er trifft auch Jugendliche mit Behinderungen und merkwürdigen Verhaltensweisen und entwickelt im Laufe der Zeit Verständnis für deren Schwächen aber auch Stärken.

Ein ebenso einfühlsames wie witziges und unterhaltsames Jugendbuch, dass sich gekonnt einer jugendlichen Sprache bedient und mit viel Humor das Thema Schüler mit Förderbedarf, ihren Alltag und ihre Lebenssituation aufgreift. Ein überaus empfehlenswertes Jugendbuch, das vor allem durch seinen lockeren Schreibstil und seine originellen Charaktere zu überzeugen weiß.

Tobias Steinfeld, Scheiße bauen: sehr gut. Ab 12 Jahren
Stuttgart: Thienemann Verlag 2018, 272 Seiten, 12,40 €, ISBN 978-3-522-20247-3

 

Weiterführende Links:
Thienemann Verlag: Tobias Steinfeld, Scheiße bauen: sehr gut
Friedrich-Bödecker-Kreis: Tobias Steinfeld

 

Andreas Markt-Huter, 26-03-2020

Bibliographie

AutorIn

Tobias Steinfeld

Buchtitel

Scheiße bauen: sehr gut

Erscheinungsort

Stuttgart

Erscheinungsjahr

2018

Verlag

Thienemann Verlag

Seitenzahl

272

Preis in EUR

12,40

ISBN

978-3-522-20247-3

Lesealter

Altersangabe Verlag

12

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Tobias Steinfeld wurde in Osnabrück geboren und lebt in Düsseldorf. Er erlernte einen handfesten Beruf, studierte und jobbte als Inklusionshelfer an einer Förderschule. Heute leitet er Schreibwerkstätten für Jugendliche und schreibt selbst Geschichten.