Martin Baltscheit, Ben und Teo

martin baltscheit, ben und_teo„Für Zwillinge wie uns hat das Leben in derselben Sekunde begonnen und bei der Geburt waren wir schon zehn Monate lang Mieter einer sehr kleinen WG. Man kann also sagen, wir kennen uns schon lange und wir kennen und gut. So gut, dass nur einer unsere Geschichte erzählen kann: Wir.“ (S. 9)

Die Zwillinge Ben und Teo werden von allen nur als Einheit, als Team wahrgenommen, selbst von ihren Eltern. Manche Lehrer können sie selbst nach Jahren nicht voneinander unterscheiden. Dabei würden sie sich wünschen, als Individuum wahrgenommen zu werden und manchmal einfach allein zu sein.

Auch wenn sich Ben und Teo kaum voneinander unterscheiden lassen und jede Nacht Hand in Hand gemeinsam einschlafen, hat nur Ben Leberflecke im Gesicht, die wie das Sternbild des Großen Wagens ausschauen, während Teo eine Zahnlücke und eine Narbe am rechten Bein einmalig machen.

In letzter Zeit ist es zwischen den beiden Brüdern immer wieder zu Streitigkeiten gekommen. Anfangs sind es meist nur lustige kleine Gemeinheiten, die zunehmend gehässiger werden und schließlich in wüsten Prügeleien enden. Ihr Vater droht ihnen meist sie in zwei weit voneinander entfernte Internate zu stecken oder mit einer Woche iPad-Entzug, was für eine rasche Versöhnung ausreicht.

In einem Laden entdecken die Zwillinge eines Tages einen alten Spiegel, der zu verschenken ist. Obwohl der Keller der Familie schon voll mit alten Sachen vollgestopft ist, gelingt es den beiden, ihre Eltern zu überreden und den Spiegel mitzunehmen. Im Spiel stellen sie wie bei Schneewittchen, alle möglichen lustigen Fragen. Als sie wissen wollen: „Wie sieht unsere Zukunft aus?“ wird der Spiegel plötzlich schwarz und nach einer gewissen Zeit sehen sie ihr verändertes Kinderzimmer in der Zukunft. Auf den Fotos auf dem Schreibtisch erkennen sie selbst, jeder mit einer Frau und zwei Kindern.

Ben und Teo gehen nun quer durch die Wohnung, um auch die Zukunft der anderen Zimmer und Räume zu erfahren. Dabei entdecken sie Plakate, die Ben und Teo als berühmte Pianisten auf gemeinsamer Konzerttournee zeigen. Ben zeigt sich ein wenig verwirrt:

Spielen wir denn immer zusammen? Gibt es keine Soloprojekte? (S. 24)

Als es zwischen den beiden aus einem nichtigen Grund wieder einmal zu einem Streit und einer Rauferei kommt, stürzt Ben in den Spiegel hinein und befindet sich plötzlich auf der anderen Seite des Spiegels. Sie erleben erstmals wie es ist, ohne den anderen zu sein, bis ein Unglück geschieht.

Martin Baltscheits Geschichte zweier Brüder, die sich als Einzelperson und nicht immer als Zwillinge erfahren und wahrgenommen werden wollen, sprüht vor Fantasie und lustiger Einfälle. Dabei werden aber auch ernste Themen wie Freundschaft, Vertrauen und das Wesen einer guten Beziehung kindergerecht behandelt. Die jungen Leserinnen und Leser erleben die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der beiden Helden Ben und Teo, die einem von der ersten Seite weg ans Herz wachsen. Beide sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch allein zu sein und der Angst, den Bruder zu verlieren.

Die kurzen Kapitel und die zahlreichen fröhlichen Illustrationen strukturieren die Geschichte in überschaubare Einheiten, was vor allem jüngere Leserinnen und Lesern eine angenehme Orientierung bietet. Ein überaus unterhaltsames und lesenswertes Kinderbuch mit witzigen Ideen und überraschenden Wendungen, das uneingeschränkt weiterempfohlen werden kann.

Martin Baltscheit, Ben und Teo. Zwei sind einer zu viel, ill. v. Sandra Brandstätter, ab 8 Jahren
Weinheim: Beltz & Gelberg Verlag 2020, 128 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-407-75548-3

 

Weiterführende Links:
Beltz & Gelberg Verlag: Martin Baltscheit, Ben und Teo
Wikipedia: Martin Baltscheit
Homepage: Sandra Brandstätter

 

Andreas Markt-Huter, 06-10-2020

Bibliographie

AutorIn

Martin Baltscheit

Buchtitel

Ben und Teo. Zwei sind einer zu viel

Erscheinungsort

Weinheim

Erscheinungsjahr

2020

Verlag

Beltz & Gelberg Verlag

Illustration

Sandra Brandstätter

Seitenzahl

128

Preis in EUR

13,40

ISBN

978-3-407-75548-3

Lesealter

Altersangabe Verlag

8

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Martin Baltscheit wurde in Düsseldorf geboren und studierte Kommunikationsdesign an der Folkwangschule Essen. Seither ist er als Illustrator, Sprecher, Bilderbuch-, Prosa-, Hörspiel- und Theaterautor tätig und lebt in Düsseldorf.

Sandra Brandstätter wurde Salzburg geboren und studierte MultiMediaArt an der FH Salzburg. Seit 10 Jahren lebt und arbeitet sie in Berlin, als Illustratorin, Comicautorin und Character Designerin für Trickfilme und -serien.