Stefan Slupetzky, Halsknacker

Buch-Cover

Manche Wörter lösen vor ihrer Bedeutung noch ein Geräusch aus. Halsknacker ist so ein Beispiel, da hört man etwas Nussiges zerbrechen, ehe man dann an eine Szene denkt, wo jemand Hals und Leben verliert.

Stefan Slupetzky schart um eine verrückt genaue Vorstadt-Sprache jeweils kriminelle Szenen herum. In seinen Stories ist zuerst die Sprache auf den Beinen, ehe ihr Figuren beigestellt werden. So sprechen diese Figuren eine authentische Sprache von Raritätensammlern und Einzelgängern. Natürlich entgleist die Sprache zwischendurch, und das bedeutet in der Versuchsanordnung Stefan Slupetzks immer Mord, Totschlag oder Unglück.

Gleich zu Beginn stirbt unter dem Titel ?Dopplermord ein ausgewiesener Weintrinker, weil er kurz ins Beisl auf ein Bier wechselt. Prompt wird er von einer Dopplerflasche erschlagen. Umrankt wird diese Begebenheit von einem starken Lob auf die Elektrische und die Traumdeutung Freuds.

Eine typische Verwechslungsgeschichte bringt zwei gegenteilige Typen zusammen. Ein Fußballer, der als ewige große Hoffnung gilt, und ein Underdog tauschen die Rollen. Bemerkenswert ist der Auftritt des Hobby-Kickers am Spielfeld, er spuckt so lange am gegnerischen Rasen herum, bis alle auf seinem Rotz ausrutschen und die Partie als Ganzes auf die schiefe Ebene gerät.

In der Titel gebenden Erzählung "Halsknacker" begleichen zwei alte Haudegen aus der Catcher-Szene des Heumarkts offene Rechnungen. Alterslädiert und mit diversen Prothesen ausgestattet umarmen sie sich, bis das berühmte Halsknacksen zu hören ist, ehe der Tod eintritt.

Als beim Einputten am Golfplatz ein Toter im Green liegt, hält der echte Golfer zuerst ein Referat, ehe er an Rettung oder Wiederbelebung denkt. Kleine Geschenke der Freundschaft werden im Sandler-Milieu ausgetauscht, in Wirklichkeit handelt es sich um hoch kriminelle Erpressung.

Ein Auftragskiller ist von München ziemlich enttäuscht, als sich herausstellt, dass die Zielperson eine üppige Pudel-Dame ist. München ist wirklich pervers und derangiert.

Olga schließlich ist eine sogenannte Fick-Puppe, die erstaunlich persönlich wird. Sie leistet ihren stürmischen Einsatz auf einer Bohrinsel. Als sie ihr Besitzer einmal kurz unbeobachtet lässt, binden sie Chinesische Bohrarbeiter an das Gestänge und machen sich im Gleichklag über das Gestänge und Olga her.

Stefan Slupetzkys Kriminalgeschichten sind voll ausgeteert mit schwarzem Humor. Die Protagonisten haben das Ärgste schon hinter sich, haben sich aber noch einen Hauch von letztem Anstand gerettet, um wenigstens mit kreativen Sätzen die Szene zu dokumentieren, ehe ihnen das Licht ausgeblasen wird.

Stefan Slupetzky, Halsknacker
Wien: Picus 2011, 112 Seiten, 16,90€, ISBN 978-3-85452-677-3

 

Weiterführender Link:
Picus-Verlag: Stefan Slupetzky, Halsknacker

 

Helmuth Schönauer, 17-08-2011

 

 

Bibliographie

AutorIn

Stefan Slupetzky

Buchtitel

Halsknacker

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Picus Verlag

Seitenzahl

112

Preis in EUR

16,90

ISBN

978-3-85452-677-3

Kurzbiographie AutorIn

Stefan Slupetzky, geb. 1962 in Wien, lebt in Wien.

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