Holly-Jane Rahlens, Das Rätsel von Ainsley Castle

„Ich hasse diese Insel. Sie ist zu klein. Und dieses Haus, das zu groß ist und zu zugig. Es gibt so viele Türen. So viele Menschen. Überall Personal und Gäste. Wir leben in einem Hotel am Rande des Meeres, ganz weit oben im Norden, dort, wo der dunkelste aller Himmel auf das Ende der Welt trifft.“ (S. 11)

Die dreizehnjährige Lizzy leidet hat ihre Mutter verloren, als sie noch klein war. Alle Fotos ihrer Mutter sind verloren gegangen und Lizzy kann sich nur noch schattenhaft an ihr Aussehen erinnern. Als ihr Vater wieder heiratet will, übersiedeln sie zu ihrer zukünftigen Stiefmutter, die Besitzerin von Hotel Ainsley Castle ganz im Norden Schottlands.

Lizzy kommt mit ihrer Stiefmutter überhaupt nicht zurecht und lässt diese ihre Abneigung auch deutlich spüren. Lizzys Vater ist Finanzberater und häufig auf Geschäftsreise, sodass sie sich in ihrer neuen Umgebung noch verlassener fühlt. Sie lernt den etwa gleichaltrigen Mack kennen, der auf der Insel lebt und im Hotel ihrer Stiefmutter arbeitet und sich ganz besonders mit Computern auskennt.

Als Lizzy Mack von ihrem Zimmer aus beobachtet, erhält sie überraschend eine mysteriöse E-Mail von einem unbekannten Absender. Der Text erinnert sie merkwürdigerweise an einen Traum, den sie an diesem Morgen hatte. Bevor sie sich klar machen kann, was vor sich geht, erhält sie zwei weitere E-Mails, die ihren Traum erzählen. Eine Antwort-Mail wird als unzustellbar zurückgesendet. Lizzy verdächtigt zunächst ihre Stiefmutter hinter den bizarren Schreiben zu stecken, doch bleiben zu viele Fragen offen, die sich nicht erklären lassen.

Lizzy bittet Mack um Hilfe, um herauszufinden, von wem die E-Mails stammen. Sie erzählt ihm davon, dass die Mails Dinge erzählen, die nur sie selbst wissen könne. Mack vermutet zunächst, dass der Absender vielleicht ihr Tagebuch gelesen haben könnte, in das er sie schreiben gesehen habe. Merkwürdigerweise hat Lizzy aber überhaupt kein Tagebuch. Während Lizzy sich Gedanken über Mack macht, erhält sie eine neuerliche Mail, in der exakt dieselben Gedanken wiedergegeben werden.

Beide sind entsetzt und können sich das Ganze nicht erklären. Als auf der Insel auch noch ein Mädchen namens Beth auftaucht, das wie Lizzy ausschaut, beginnen sich die unheimlichen Ereignisse zu überschlagen. Und welche Rolle spielt die halb verfallene Burg Ainsley Castle, auf der angeblich ein Geist herumspuken soll, oder E. B. Northlander, die Gastkünstlerin, die im Turm der Burg wohnt.

Holly-Jane Rahlens lässt ihren Kinderroman „Das Rätsel von Ainsley Castle“ in einer surrealen Welt spielen, in der sich Realität und Fiktion zunehmend zu einem kleinen Albtraum vermengen. In der spannenden Detektivgeschichte stehen auch erste Liebesgefühle, Selbstfindung und Freundschaft im Mittelpunkt. Die zentrale Rolle spielt jedoch das Wechselspiel zwischen Autor und Figuren der Handlung, das in einem fulminanten Finale seinen Höhepunkt erreicht.

Ein überaus spannend zu lesender und empfehlenswerter Roman für junge Jugendliche, der durch seinen komplexen Aufbau und seine verwickelten Ebenen zu überzeugen weiß, von seinen Leserinnen und Lesern aber auch einiges abverlangt.

Holly-Jane Rahlens, Das Rätsel von Ainsley Castle. Übers. v. Bettina Münch, ab 12 Jahren
Hamburg: Rowohlt Rotfuchs Verlag 2020, 320 Seiten, 15,50 €, ISBN 978-3-499-21747-0

Weiterführende Links:
Rowohlt Rotfuchs Verlag: Holly-Jane Rahlens, Das Rätsel von Ainsley Castle
Wikipedia: Holly-Jane Rahlens

Andreas Markt-Huter, 30-03-2021