Fred Vargas, Das Zeichen des Widders

Buch-Cover

Dunkel, fleckig, verschachtelt - das sind die ersten Eindrücke, die der Krimi-Comic auf den Leser zurückspiegelt. Und in dieser visuellen Komposition scheint schon das Motto verarbeitet zu sein, "die Dunkelhäutigen sind Massenware und werden von der Gesellschaft immer an den Rand gespült".

Zumindest behaupten das die beiden Protagonisten, die gleich auf der ersten Seite mit einem kleinen Überfall die Aufmerksamkeit beim Leser erwecken.

Gregoire und Vincent überfallen einen alten Mann und staunen nicht schlecht, als sie eine beträchtliche Geldsumme und eine Tasche mit kaputten Zähnen und anderen skurrilen Zauberutensilien erbeuten. Die beiden haben die Beute noch gar nicht richtig verarbeitet, da ist Vincent schon ermordet und in seinen Körper ist die symbolische Schraffur eines Widderkopfes eingraviert.

In Fred Vargas Comic tritt in der Folge ihr Leitkommissar Adamsberg auf den Plan, er vermutet auf Anhieb, dass es sich bei dem Mord um eine weitere Tat des "Widders" handelt.

Während der Recherchen erfahren wir so allerhand über das Leben von Randgruppen in der Banlieue. Der Vater von vier Söhnen arbeitet an einer Plastik aus alten Bierdosen, er ist zwar nur von einem Sohn der echte Vater, verrät aber nicht, von welchem.

Gregoire ist angeblich Pizza-Lieferant, in Wirklichkeit schlägt er sich mit Kleinkriminalität durch, ist verklemmt und leidet darunter, dass er keine Freundin hat. Seinen Sprachfehler verkauft er der Umgebung als psychologischen Trick, die Verdoppelung der Silben soll gegen Existenzangst helfen.

Inzwischen bereitet der Widder, völlig gekränkt und gedemütigt durch den Überfall, die Rückeroberung der Tasche vor. Seine Adoptiv-Enkelin soll ihm dabei helfen, sie ist ihm durch allerlei schwarze Magie und Zaubersprüche hörig geworden.

Gerade als der Widder zu seinem Vernichtungsschlag ausholt, wird er enttarnt. Es handelt sich um einen ehemaligen Kriminalbeamten, der schon in seiner aktiven Berufszeit nicht richtig getickt hat und als mysteriöser Spinner gegolten hat.

Fred Vargas Krimi ist voll von Alltagskultur, Kunstanspielung und Verweise auf die schwarze Magie. Am Rande der Gesellschaft sind diese Rituale durchaus überlebensnotwendig und logisch. Die Sprechblasen im Comic sind daher mit seltsam nützlichen Sätzen und Überlebensweisheiten gefüllt. Und überhaupt, dieser dunkle schwarze Krimi ist das ideale Spielfeld für ein dunkles Leben voller schwarzer Magie. - Mitreißend spannend, logisch und kunstvoll!

Fred Vargas, Das Zeichen des Widders. Ill. von Edmond Baudoin. Aus dem Franz. von Julia Schoch [Orig.: Les quatre fleuves, Paris 2000].
Berlin: Aufbau Verlag 2008, 222 Seiten, 22,90 €, ISBN 978-3-351-03250-0

 

Weiterführender Link:
Aufbau-Verlag: Fred Vargas, Das Zeichen des Widders

 

Helmuth Schönauer, 03-05-2011

 

Bibliographie

AutorIn

Fred Vargas

Buchtitel

Das Zeichen des Widders

Originaltitel

Les quatre fleuves

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

2008

Verlag

Aufbau Verlag

Übersetzung

Julia Schoch

Seitenzahl

222

Preis in EUR

22,90

ISBN

978-3-351-03250-0

Kurzbiographie AutorIn

Fred Vargas, geb. 1957, lebt als Archäologin und Krimi-Autorin in Paris.

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