Bert Ehgartner, Die Lebensformel
In allen Erlösungsmythen spukt sie herum, diese geheime Lebensformel, nach der wir alle vollendet irgendwie unsterblich leben könnten.
Bert Ehgartner ist Dokumentarist, der mit Vorliebe Untersuchungen, Behauptungen und Statistiken liest. Über die Jahre zeigen sich so interessante Trends, denn zu allen Zeiten suchen Menschen das Glück, oft wird es mit einem langen, beschwerdefreien Leben gleich gesetzt.
Da der Autor ständig mit Statistiken befasst ist, startet er sein Buch mit einem Entlastungsangriff auf den Leser: dieser möge am Beginn einen Check machen. Diese Idee ist gar nicht blöd, denn eigentlich sollte man als Leser am Beginn immer einen Check durchführen, warum man das Buch liest, was man sich erwartet, und wie man im Augenblick der Lektüre generell beisammen ist.
Nachdem man sich gesammelt hat, wird man mit der Erkenntnis der Lebensformel in Kontakt gebracht. Was man in Fragmenten geahnt hat, lässt sich statistisch belegen. Die besten Karten für ein gesundes Leben im Alter haben demnach Menschen, die folgende sieben Weisheiten beherzigen:
1. eine stabile partnerschaftliche Beziehung führen
2. Nichtraucher sein oder werden, mäßiger Alkoholkonsum
3. sich gerne bewegen
4. kein Übergewicht haben
5. aktives Sozial- und Familienleben führen bei materieller Absicherung
6. wenig bis gar keine Medikamente nehmen
7. intellektuell selbstbewusst und neugierig sein
Diese Formel schaut zwar nicht spektakulär aus und Einzelteile hat jeder schon einmal beherzigt, das Faszinierende an der Darstellung ist aber die Verankerung der einzelnen Elemente nach allen Seiten hin.
Der Autor räumt dabei mit den Glücksvorgaben der letzten Jahrzehnte auf und erzählt beinahe schon in der Manier eines Kriminalromans von den Strategien, die einzelne Konzerne fahren, um uns glücklich und kaputt zu machen. Ursache für unser Unglück ist dabei die Verquickung von Wissenschaft, Forschung und Konsumoutput.
So stellt sich die Kalorienjagd für sich allein genommen als Blödsinn heraus, der nur noch schlimmere Schäden wie die Körperverfettung durch Light-Produkte nach sich zieht. Allein ein Blick auf die Börsenkurse verschafft ernüchternde Aufklärung. Wenn beispielsweise Hormonprodukte der Pharmaindustrie boomen, kann man davon ausgehen, dass etwas nicht stimmt. Als Handlungsaufruf gegen die Bedrohung durch diverse Glücksindustrien empfehlen sich folgende Regeln:
1. Schätze deinen Partner
2. Genieße ohne Sucht
3. Beweg deinen Hintern
4. Achte auf deine Ernährung
5. Steck die Nase ins Leben
6. Lass dich nicht krankreden
7. Bleib heiter und gelassen
Für den Glückskonsumenten ist nicht umsonst der Punkt von der intellektuellen Neugierde ausschlaggebend. Zum Glücklichsein gehört eben auch eine Portion Intelligenz. In diesem Sinne ist Bert Ehartners Aufklärungsbuch über die sieben
Voraussetzungen für ein glückliches langes Leben an die Fähigkeit gekoppelt, dieses Buch überhaupt lesen zu können.
Bert Ehgartner, Die Lebensformel. Sieben Voraussetzungen für ein glückliches langes Leben.
Hamburg: Hoffmann und Campe 2004. 335 Seiten. EUR 20,60. ISBN 3-455-09462-7.
Helmuth Schönauer, 20-12-2004