Karin Ivancsics, Restplatzbörse

Buch-Cover

Auf der Restplatzbörse werden in der Tourismus-Branche einerseits übrig gebliebene Betten gehandelt, andererseits werden dabei sogenannte Gesamt-Schnäppchen-Urlaube vermittelt.

In Karin Ivancsics Roman ?Restplatzbörse geht es vordergründig um diese billige Art Urlaub zu machen. Aber schon beim zweiten Hinsehen stellen sich die Figuren als ?billige Typen heraus, die vom Leben schlecht behandelt worden sind und sich wie übrig gebliebene Individuen fühlen.

Die Billigbörse benützen diese Helden zur Buchung des Urlaubs, der Hotels und generell der Beziehungen. Im Jargon von Web-Seiten werden verlockende Abenteuer angeboten, Ausflüge zu ausgefransten Sehenswürdigkeiten in die Wege geleitet und Animationen jeglicher Art mit den passenden Hormonen unterlegt.

Die Figuren entsprechen diesen Klischee-Angeboten, manchmal lassen sie sich auch auf eine einzige Eigenschaft reduzieren wie etwa Erich, der im Burgenland eine kleine Leihbibliothek führt. Nicht nur das Leben ist streng geordnet und alphabetisch aufgestellt wie Bücher in einem Regal, auch die Urlaube verlaufen ritualisiert und gestatten Erholung auf Kommando. Wenn man aus dieser Ordnung ausbricht, gibt es Verstörung.

Ein einziges Mal in seinem Leben war er in die Berge gereist, nach Tirol, zur Abwechslung, hatte er sich gedacht, er war allerdings gezwungen gewesen, seinen Aufenthalt vorzeitig abzubrechen, da er mit schwerer Atemnot zu kämpfen hatte, die Sicht war ihm versperrt in diesem engen Tal und die Massen von Steinen, Felsen und Gebirgen drückten ihm aufs Herz. (126)

Ein gewisser Ulli hat das Tauchen zu seinem Lebenssinn gemacht, freilich gehört dabei auch an Land das Abschleppen von Girls dazu, wobei es einen strengen Ehrenkodex gibt, wer zuerst abschleppt, zieht die Sache auch durch.

Frauen sind oft wie aus dem Freizeitkatalog geschnitten und haben vor allem eines, einen Namen, der gut zur Bildunterschrift passt. Birte oder Veronika sind sympathische Katalog-Frauen, die das Leben genau so nehmen, wie es im Angebot beschrieben ist.
So heißt denn auch der innere Impuls:

Das Dating kann beginnen (148)

Das ganze Leben ist letztlich eine Restplatzbörse, die guten Sachen sind immer schon weg, und wer klug ist, hat gelernt, zu nehmen, was übrig bleibt.

Karin Ivancsics ironisiert die Welt der Billigangebote und günstigen Glücksverheißungen, wobei sie durchaus auf der Seite der Restplatz-Helden steht. Vielleicht spielt sich das wahre Leben wirklich dort ab, wo das Trippel-A und das Premium-Glück nicht hinkommen. - Eine witzige Anleitung für das Untergrund-Glück.

Karin Ivancsics, Restplatzbörse. Roman
Weitra: Bibliothek der Provinz 2011, 154 Seiten, 12,00 €, ISBN 978-3-99028-011-9

 

Helmuth Schönauer, 10-10-2011

Bibliographie

AutorIn

Karin Ivancsics

Buchtitel

Restplatzbörse

Erscheinungsort

Weitra

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Bibliothek der Provinz

Seitenzahl

154

Preis in EUR

12,00

ISBN

978-3-99028-011-9

Kurzbiographie AutorIn

Karin Ivancsics, geb. 1962 im Burgenland, lebt in Wien.

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