Cao Wenxuan, Bronze und Sonnenblume

cao wenxuan, bronze und sonnenblume„In den Augen der Menschen aus Gerstenfeld waren die Leute der Kaderschule so etwas wie Zauberer. Die Kaderschule machte die Kinder der Bauern neugierig – vor allem auch deshalb, weil es in der Kaderschule ein kleines Mädchen gab. Alle kannten sie ausnahmslos seinen Namen: Sonnenblume.“ (S. 8)

Sonnenblume ist mit ihrem Vater auf das Land gezogen, nachdem dieser zur Kaderschule gekommen war. Ihre Mutter war zwei Jahre zuvor während der Kulturrevolution an einer Krankheit gestorben. Sie hatte außer ihrem Vater keinerlei Verwandte mehr und musste im nach Gerstenfeld folgen, nachdem dieser mit einer Gruppe von Intellektuellen im Rahmen der von Mao Zedong ins Leben gerufenen Bewegung „aufs Land“ aus der Stadt übersiedelt war.

Die Siedlungen der Leute aus der „Kaderschule“ wurden in Damaidi auf der gegenüberliegenden Flussseite des Dorfes Gerstenfeld errichtet, wo sie bei den einheimischen Bauern großes Aufsehen und Neugier erregen. Vor allem ihre Fischzucht erscheint den Bauern von Gerstenfeld wie Zauberei und auch Sonnenblume, versetzt die Menschen in Verwunderung, trägt sie doch den Namen eines Landmädchens.

Während ihr Vater tagsüber mit Schilfschneiden beschäftigt ist, muss sich Sonnenblume allein beschäftigen. Sie beobachtet die Fische im Teich und besucht die Kantine, sieht dem Personal beim Kochen zu und wartet dabei immer sehnsüchtig auf ihren Vater. In ihrer Einsamkeit beschließt Sonnenblume eines Tages Gerstenfeld zu besuchen, dabei treibt sie mit einem Boot unkontrolliert flussabwärts, bis sie von einem Jungen auf einem Büffel gerettet wird. Der Bauernjunge namens Bronze, der seine Stimme nach einem Feuer verloren hat, bringt das Mädchen zu ihrem Vater ans Ufer.

Bald darauf verliert Sonnenblume ihren Vater, der beim Malen im Fluss aus dem Boot stürzt und ertrinkt. Die Famlie Gayu in Damaidi kümmert sich zunächst um die Vollwaise, bis sie von der armen aber gutherzige Familie Bronzes adoptiert wird. Trotz ihrer Armut darf Sonnenblume die Schule besuchen und Bronze kümmert sich besonders rührend um seine neue Freunding. Doch das politische Klima ändert sich, nachdem es gelungen war, die sogenannte Viererbande zu stürzen. Als Sonnenblume wieder in die Stadt zurückgeholt werden soll, hilft ihr Bronze sich zu verstecken.

Cao Wenxuan schildert in eindrücklichen und poetischen Worten vom Leben auf dem Land in China am Ende der Kulturrevolution. Dabei werden die kulturellen und sozialen Unterschiede zwischen den Menschen in der Stadt und auf dem Land ebenso lebendig gezeichnet, wie die Änderung der politischen Verhältnisse.

Ein überaus beeindruckender Jugendroman über Freundschaft und Mitgefühl, in dem das politische und soziale Leben während der Kulturrevolution zum Leben erwacht. Die poetische Sprache und die stark gezeichneten Charaktere bringen den Leserinnen und Leser die ferne Kultur Chinas mit starken Bildern und viel Emotion näher.

Cao Wenxuan, Bronze und Sonnenblume. Übers. v. Nora Frisch [Orig. Titel: Qingtóng Kuíhuã], ab 16 Jahren
Esslingen: Drachenhaus Verlag 2014, 243 Seiten, 22,50 €, ISBN 978-3-943314-09-0

 

Weiterführende Links:
Drachenhaus Verlag: Cao Wenxuan, Bronze und Sonnenblume
Wikipedia: Cao Wenxuan, Bronze und Sonnenblume
Wikipedia: Drachenhaus Verlag

 

Andreas Markt-Huter, 28-03-2023

Bibliographie

AutorIn

Cao Wenxuan

Buchtitel

Bronze und Sonnenblume

Originaltitel

Qingtóng Kuíhuã

Erscheinungsort

Esslingen

Erscheinungsjahr

2014

Verlag

Drachenhaus Verlag

Übersetzung

Nora Frisch

Seitenzahl

243

Preis in EUR

22,50

ISBN

978-3-943314-09-0

Lesealter

Altersangabe Verlag

16

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Cao Wenxuan wurde in einem kleinen Dorf in Yancheng in der Provinz Jiangsu als Sohn eines Grundschuldirektors geboren. Seit 1974 studierte er an der Universität Beijing Philosophie, Ästhetik, Literaturtheorie und Kinderpsychologie. Damit legte er auch den Grundstein für seine späteren Jugendromane. Heute ist Cao Wenxuan an der Universität Beijing als Professor für Chinesische Literatur und Kinderliteratur tätig.
Cao hat bereits mehr als 50 Romane und Erzählungen verfasst und zählt heute zu den herausragendsten Schriftstellern der chinesischen Gegenwartsliteratur.

Nora Frisch wurde in Wien geboren und studierte dort Sinologie. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern in Esslingen, wo sie den Drachenhaus-Verlag gegründet hat, Chinas lange Geschichte, die interessante Kultur, die vielfältigen Traditionen und das moderne Leben für Kinder, Jugendliche und Erwachsene wissenschaftlich fundiert und zugleich spannend und schön illustriert aufzubereiten.