Sibéal Pounder / Eva Ibbotson, Bahnsteig 13 öffnet sich wieder
„Lina Lasky glaubte an alles, was mit Magie zu tun hatte. Sie glaubte an Zaubersprüche und Hexentränke und bewunderte Leute, die Hasen aus Zylindern zauberten. In ihren Träumen sah sie Nixen und Trolle, die mit Gemüse tanzten. Einmal, als sie tagsüber vor sich hin träumte, stellte sie sich das flauschigste aller mystischen Wesen vor …“ (S. 7)
Es ist neun Jahre her, seit sich der Gügel, das Portal in eine magische Welt zum letzten Mal geöffnet hat. Die magische Welt wird von einem Nebling vor ihrer Entdeckung geschützt und von seinen Bewohnern meist nur „die Insel“ genannt. Die Hexe Lex begibt sich in der Menschenwelt zum Schutz für die Insel auf die Suche nach einer Nebelexpertin.
Als Lex am Wiener Hauptbahnhof nach der Neblingexpertin Ausschau hält, trifft sie auf die junge Lina Lasky, die gerade mit ihren Eltern eine Geburtstagsreise nach Salzburg antreten will. Lina ist von allem begeistert, was mit Magie, Zaubersprüchen und Hexentränken zu tun hat. Lex hält Lina für die gesuchte Neblingexpertin und nimmt sie auf eine geheime königliche Mission zur Rettung der Insel mit. Lena glaubt zu träumen und versucht ohne Erfolg, die Hexe auf die Verwechslung aufmerksam zu machen.
Die beiden machen sich in einer Mäusekutsche auf den Weg ins Hotel Sacher, um über den Gügel, der sich im vierten Stock in der Hänsel-und-Gretel-Suite befindet, auf „die Insel“ zu kommen.
„Österreich ist das einzige Land in der Welt mit zwei Gügeln; alle anderen haben nur einen.“ (S. 20)
Begleitet werden die beiden von Ray, einem pelzigen weißen Bündel mit großen Augen, den Lex in ihrem Koffer mit sich geführt hat und der Hexe Magdalena, die für den reibungslosen Ablauf rund um den geöffneten Gügel im vierten Stock die Verantwortung trägt.
Ausgerechnet in der Nacht, als sich der Gügel geöffnet hat, haben die Harpyien die Macht ergriffen, um alle Kreaturen von der Insel zu entfernen, die ihrer Meinung nach nicht dorthin gehörten. Ihre ganz besondere Abneigung gilt den Menschen, weshalb sie Lena heimlich auf die Insel bringen müssen. Schließlich schließt sich ihnen noch Hans an, ein einäugiger Riese, dem Lena als die gesuchte Neblingexpertin vorgestellt wird. Lena ist die Sache allmählich nicht mehr ganz geheuer und versucht neuerlich den Irrtum aufzudecken, doch müssen sie zuerst die Harpyienwache am Gügeleingang überlisten, um auf die Insel zu kommen.
Auf der Insel trifft die Gemeinschaft auf Ben, den Prinzen der Insel, der seit der Verbannung seiner Eltern durch die Harpyien, offiziell die Insel regiert. Die Situation auf der Insel ist unglaublich angespannt, seit die Neblinge nach dem Angriff der Harpyien die Nebelproduktion eingestellt haben. Als es Lena endlich gelingt allen zu erklären, dass es sich bei ihr gar nicht um die Neblingexpertin handelt, beschließt sie, den Inselbewohner bei ihrem Kampf gegen die Harpyien beizustehen.
Sibéal Pounders lässt die Geschichte rund um den magischen Bahnsteig 13 neun Jahre später weitergehen und mit einer folgenreichen Verwechslungsgeschichte beginnen. Den guten Hexen, Zauberern und zahlreichen magischen Figuren wie Riesen, Trolle u.a. stehen die gefährlichen Harpyien gegenüber, welche die Macht an sich reißen wollen.
Das überaus lesenswerte und unterhaltsame Fantasy-Abenteuer zieht seine jungen Leserinnen und Leser von der ersten Seite in eine vielschichtig gestaltete magische Welt, in der einem unscheinbaren Mädchen am Ende eine große Bedeutung zukommt. Die kraftvoll gezeichneten unterschiedlichen Charaktere und die spannende Handlung machen das Kinderbuch zu einem großen Lesevergnügen.
Sibéal Pounder / Eva Ibbotson, Bahnsteig 13 öffnet sich wieder. Ill.v. Sabine Wilharm, übers. v. Katja Frixe [Orig. Titel: Beyond Platform 13], ab 9 Jahren
München: dtv 2022, 240 Seiten, 15,50 €, ISBN 978-3-423-76403-2
Weiterführende Links:
dtv: Sibéal Pounder / Eva Ibbotson, Bahnsteig 13 öffnet sich wieder
Wikipedia: Eva Ibbotson
Homepage: Sibéal Pounder
Wikipedia: Sabine Wilharm
Andreas Markt-Huter, 04-04-2023