Jeremy Dronfield, Fritz und Kurt – Zwei Brüder überleben den Holocaust
„Ich erzähle die Geschichte einer Familie, die mehr Grund zur Sorge hatte als viele andere. Sie hieß Kleinmann. Gustav und seine Frau Tini hatten vier Kinder: zwei Mädchen und zwei Jungen – Edith und Herta, Fritz und Kurt. Sie lebten in Wien, der schönen alten Hauptstadt von Österreich. (S. 16)
Für die jüdische Familie Kleinmann ändert sich nach dem Einmarsch Hitlers im Frühjahr 1938 alles. Als Juden werden sie vom öffentlichen Leben ausgegrenzt und schließlich verfolgt. Das Buch erzählt vom Schicksal der beiden Brüder Fritz und Kurt, denen es gelang die Grauen der NS-Zeit zu überleben.
Die Familie Kleinmann ist sofort von den Arier-Gesetzen betroffen, mit dem bereits in Deutschland Juden aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen wurden und die das Leben der jüdischen Bevölkerung schikanierten. Die beiden Brüder mussten erleben, wie Menschen, mit denen sie früher befreundet waren, sie plötzlich schnitten oder ihnen sogar aggressiv begegneten.
Nachdem die Stimmung im Land gegenüber der jüdischen Bevölkerung immer misslicher geworden war, beschließt die Familie ein Familienfoto zu machen. Es sollte das letzte gemeinsame Foto der Familie bleiben, denn schon bald werden Fritz und sein Vater Gustav von der SS zum Verhör geholt, aber bald wieder frei gelassen. Die Eltern beschließen ihre Kinder in Sicherheit zu bringen und schicken ihre Tochter Edith nach England. Als der Krieg mit Polen ausbricht, soll Gustav verhaftet werden, weil er in Polen geboren worden ist. Als Geisel wird Fritz abgeführt, bis sich sein Vater meldet.
Für Fritz und Gustav beginnt eine Reise durch die verschiedensten Konzentrationslager, in denen sie das Grauen des Holocaust erleben und durchleiden. Kurt kann mit Hilfe amerikanischer Juden mit dem Schiff nach Amerika ausreisen, während seine Mutter Tini und seine Schwester Herta im Rahmen der sogenannten Endlösung, mit der die Vernichtung aller Juden umschrieben werden sollte, in das Ostland deportiert werden.
Jeremy Dronfield erzählt die Aufzeichnungen und Berichte von Kurt Kleinmann über das Schicksal seiner Familie für Kinder, um die Ereignisse der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Dabei bettet er die Erzählungen geschickt in das historische Umfeld dieser Zeit ein und lässt die Ereignisse wieder plastisch und anschaulich lebendig werden.
Bewusst werden die schrecklichsten Verbrechen für die jungen Leserinnen und Leser ausgespart, ohne jedoch das Grauen und die Unmenschlichkeit in den Lagern zu verschweigen.
Ein überaus wichtiges, beeindruckendes und überaus empfehlenswertes Jugendbuch, in dem die Schrecken der NS-Zeit und des Holocaust auf jugendgerechte Art vermitteln werden und das sich durch seine eindringliche Sprache und die einfühlsamen Illustrationen auszeichnet. Ein zeitgeschichtlicher Jugendroman der betroffen macht aber auch wichtiges Hintergrundwisse zu einem schwierigen Thema zu vermitteln weiß.
Jeremy Dronfield, Fritz und Kurt – Zwei Brüder überleben den Holocaust. Eine wahre Geschichte, ill. v. Ziggy Greene, übers. v. Birgit Franz [Orig. Titel: Fritz and Kurt: A retelling of The Boy Who Followed his Father into Auschwitz], ab 12 Jahren
München: cbt Verlag 2024, 432 Seiten, 10,30 €, ISBN 978-3-570-31569-9
Weiterführende Links:
cbt Verlag: Jeremy Dronfield, Fritz und Kurt – Zwei Brüder überleben den Holocaust
Homepage: Jeremy Dronfield (engl.)
Andreas Markt-Huter, 26-01-2024