Frank Schwieger, Richard auf der Ritterburg
„Ritter und Burgen! Das ist oft das Erste, was uns einfällt, wenn wir an das Mittelalter denken. Oder wir stellen uns vor, dass es eine düstere Zeit war, in der die Menschen es sehr schwer hatten. Das ist alles nicht falsch, aber doch nur ein klitzekleiner Teil der großen und bunten Welt des Mittelalters.“
Zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas macht sich der Bauernjunge Richard auf den Weg zu einer Ritterburg, um seiner Familie aus einer schlimmen Lage zu befreien. Der Bauernhof seiner Familie wurde in der Nacht von Bauern überfallen und alle Schweine und Hühner gestohlen. Richards Eltern sind verzweifelt. Wie soll die Familie nur über den Winter kommen und die Abgaben an den Grundherren leisten?
Richards Vater Gerhard glaubt nicht, dass Ritter Rudolf auf die Abgaben verzichtet, wenn er vom Überfall erfährt. Doch der elfjährige Richard beschließt, aller Warnungen zum Trotz, das Wagnis auf sich zu nehmen und Ritter Rudolf um Hilfe zu bitten. Doch bis zur Burg erwartet ihn ein langer und gefährlicher Fußmarsch durch den Wald von zwei Tagen.
Im Wald bekommt es Richard rasch mit der Angst zu tun, können sich im Unterholz doch Wölfe, Füchse und Wildschweine verbergen aber auch allerlei finsteres Gesindel. Müde und erschöpft gelingt es ihm bis zum Morgen die Landstraße zu erreichen, doch der Weg zur Burg dauert immer noch bis zum nächsten Tag. Als er auf die beiden Gaukler Georg und Elisabeth trifft, ist er froh, mit ihnen gemeinsam den Weg nach Grimmelheim, in die nächste Stadt, gehen zu dürfen.
Der weitere Weg führt Richard an ein Kloster, wo er übernachten darf und eine Mahlzeit erhält. Mit Walter dem Kesselflicker, der die Nacht ebenfalls im Kloster verbracht hat, und später mit zwei Pilgern nach Santiago de Compostela setzt der Bauernjunge am nächsten Tag seinen Weg zur Ritterburg fort. Endlich gelingt es Richard am Abend die Burg zu erreichen. Doch eine unerfreuliche Nachricht erwartet ihn am Burgtor, die seine ganze große Mühe umsonst erscheinen lässt.
Frank Schwieger lässt seine jungen Leserinnen und Leser in die Welt des Mittelalters eintauchen und einen Bauernjungen auf seinem Weg zu einer Ritterburg begleiten. Dabei kommen die Lebensgewohnheiten und Lebensumstände von Bauern und Rittern ebenso zur Sprache wie die zahlreichen Gefahren und Widrigkeiten, den die einfachen Menschen auf dem Lande ausgesetzt sind.
Neben einer spannenden Geschichte im Erzählteil werden in zahlreichen erläuternden Sachtexten Themen wie Kindheit, Ständegesellschaft, das Alltagsleben von Bauern und Grundherren, Kleidung, Unterhaltung, Glaube, Schulwesen, Heilkunst und Hygiene, Kreuzzüge, Rittertum, Burgen und vieles mehr anschaulich erläutert.
Ein überaus empfehlenswertes Kindersachbuch mit Erzählteil, das anschaulich und mit zahlreichen Illustrationen das Leben im Mittelalter vorstellt und die jungen Leserinnen und Leser durch einen ebenso verständlichen wie informativen und unterhaltsamen Text zu überzeugen und begeistern weiß.
Frank Schwieger, Richard auf der Ritterburg. Ill. v. Anne Bernhardi, ab 8 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg Verlag 2024, 48 Seiten, 18,95 €, ISBN 978-3-8369-6229-2
Weiterführender Link:
Gerstenberg Verlag: Frank Schwieger, Richard auf der Ritterburg
Wikipedia: Frank Schwieger
Andreas Markt-Huter, 13-05-2024