Dave Eggers, Die Augen und das Unmögliche
„Ich heiße Johannes und bin ein Hund. Und ich habe euch gesehen. In meinem Park, in dem ich lebe. Wenn ihr schon mal hier wart, in diesem riesengroßen grünen, windigen Park am Meer, habe ich euch gesehen. Ich sehe alle Menschen, die herkommen. Sie wandern, laufen, fahren auf Rädern, reiten auf Pferden, halten nach den Bisons Ausschau, machen Picknicks oder tragen komische Umhänge und schießen mit Pfeilen. Wenn ihr schon mal hier wart, wart ihr da, wo ich lebe, da, wo ich Die Augen bin.“ (S. 13)
Johannes ist ein freilaufender Hund, der die Aufgabe übernommen hat, einen Stadtpark am Meer zu observieren und alle möglichen Auffälligkeiten an drei Bisons, die Ältesten, weiterzuleiten. Als er eines Tages in Gefangenschaft gerät, macht er eine tiefe Erfahrung, die einen wegweisenden Entschluss in ihm wachsen lässt.
Johannes ist in einer Baumhöhle in einem Park zur Welt gekommen, die seine Mutter aufgesucht hat, um ihre Welpen zur Welt zu bringen. Sie nimmt nur einen seiner Geschwister mit heim zu den Menschen, während sie Johannes und seine anderen Geschwister zurücklässt. Mit Hilfe eines anderen Hundes gelingt es ihnen, die ersten Wochen zu überstehen. Während alle anderen Geschwister von Menschen gefangen und mitgenommen werden, gelingt es Johannes sich in Sicherheit zu bringen und frei zu bleiben.
Eines Tages trifft er auf Freya, Meredith und Samuel, drei riesige alte Bisons, die hinter einer Einzäunung im Park leben. Von ihnen erhält Johannes den Auftrag, die Augen zu sein, die ihnen über alles berichten, was sich im Park abspielt und welche Veränderungen vorgehen.
Mit Gewissenhaftigkeit übt der Hund seine Aufgabe aus, ohne von den Menschen bemerkt zu werden. Daneben unterhält er sich am liebsten mit seinem besten Freund, der Möwe Bertrand. Eines Tages entdeckt Johannes eine außergewöhnliche Tafel mit merkwürdigen Bildern und Zeichen, die den jungen Hund verwirren und unaufmerksam machen, sodass er von zwielichtigen Menschen gefangen werden kann. Er stellt fest, dass es sich um Diebe handelt, die ihn an ihren Raubzügen beteiligen möchten.
Seiner Freiheit beraubt und von Panik gepackt, gelingt es ihm, mit Hilfe seines Freundes Bertrand und dem Erdhörnchen Sonja aus dem Auto der Diebesband zu entkommen. Die schreckliche Erfahrung der Gefangenschaft wirkt lange nach und so beschließt er, dass er seine drei hinter einem Zaun gefangenen Bisonfreunde in die Freiheit führen will.
Dave Eggers erzählt seine Geschichte aus der Perspektive des verwilderten und freien Hundes Johannes. Dabei spielen Menschen lediglich eine untergeordnete, meist beängstigende Rolle. Im Mittelpunkt steht Freundschaft und der Drang nach Freiheit, aber auch der Mut, den es braucht, diese Freiheit auch zu leben.
Das überaus empfehlenswerte Jugendbuch „Die Augen und das Unmögliche“ ist ein außergewöhnlicher Roman, mit besonderen Protagonisten und einer außergewöhnlichen Perspektive, welche die Leserinnen und Leser immer tiefer in ihren Bann zu ziehen vermag. Ein schönes Leseerlebnis für alle Altersgruppen, das innehalten lässt und nachdenklich macht.
Dave Eggers, Die Augen und das Unmögliche. Ill. v. Shawn Harris, übers. Ilse Layer [Orig. Titel: The Eyes and the Impossible], ab 12 Jahren
Zürich: Atlantis Verlag 2024, 240 Seiten, 24,70 €, ISBN 978-3-7152-3013-9
Weiterführende Links:
Atlantis Verlag: Dave Eggers, Die Augen und das Unmögliche
Wikipedia: Dave Eggers
Homepage: Shawn Harris
Homepage: Ilse Layer
Andreas Markt-Huter, 05-06-2024