Martin Amanshauser, Alles klappt nie

Österreich und der Weltraum, ein steirischer Strohsack als Inhaber eines Weltkonzerns, österreichische Schwerelosigkeit allenthalben - Martin Amanshauser hat ein verrücktes Szenario gestaltet, wie Österreich tatsächlich im Weltraum verankert ist.

In der Gestalt einer Science-Fiction-Groteske treten auf: Viehböck, der erste und einzige Austronaut, mittlerweile ziemlich kaputt und Lebergeschädigt, Stronach, mit seinen 88 Jahren immer noch hellwach, wenn auch schon etwas hinüber wie immer, Rogan ein aalglatter Schwimmer, der die glatte Haut einer ungeschälten Banane in die Politik eingeführt hat, sowie eine kanadisch-chinesische Weltraumphysikerin, bei der man bis zum Schluss nicht weiß, ob sie nicht geklont ist.

Die Orte sind nicht minder exorbitant, eine Weltraumstation namens Magna Station, von der aus Werbelogos in die Nacht geblendet werden, ein Headquarter in Oberwaltersdorf und jede Menge Weltraumschrott. Im Heldenepos des Jahres 2020 geht es darum, die Weltraumstation zu retten, als sie von einer Kollision mit einer alten sowjetischen Raumgondel bedroht ist. Die Aktion heißt sinnigerweise "Bypass", denn irgendwie soll der Crash verhindert und sollen die Dinge aneinander vorbeigeleitet werden.

Nicht der glatte Strahlemann Rogan wird als Retter gesandt sondern der abgefackte Viehböck, der zufälligerweise mit dem Logo-Model im Weltraum verheiratet ist.

Die Handlung ist grandios, weil alle grandios handeln, vor allem in ihren Sätzen. Schon der Vorspann, ein Originalzitat Frank Stronachs aus dem Jahre 1997, sagt alles:

Man glaubt, wenn man reinkommt, dass man ein Raumschiff betritt und zum Planet X fliegt. Man macht dort Holiday.

Der Weltraumroman besteht aus Bausteinen, die logisch nicht zusammenpassen, aber durch die schwerelose Konstellation wunderbare Himmelskörper abgeben. Der Mythos der guten alten Raumfahrt wird elegant aufgepeppt mit österreichischem Glanz aus halbseidenen Magazinen. Alle unternehmen etwas aus purem Selbstzweck und umkreisen sich als eigene Satelliten. Der Muff der Provinz wird überstrahlt von der Unendlichkeit des Weltraums, stärker kann etwas nicht auseinanderklaffen als es Orbit und Austria tun.

Martin Amanshausers Weltraumroman klappt vom Titel bis zur letzten Zeile perfekt. Dieses gnadenlos triviale Heldenepos wird in radebrechender Sprache von zeitlosen Missionaren ausgeführt. Denn eine Mission ist das mindeste, was man haben muss, will man in die Zukunft aufbrechen. So werden die Figuren denn auch futur-romantisch nach dem Ofterdingen-Motto: Heinrich, wohin gehen wir? - Immer nach Hause! Und siehe, jetzt klappt alles.

Martin Amanshauser, Alles klappt nie. Weltraumroman.
Wien: Deuticke 2005. 232 Seiten. EUR 17,90. ISBN 978-3-552-06016-6

 

Weiterführende Links:
Deuticke Verlag: Martin Amanshauser, Alles klappt nie
Wikipedia: Martin Amanshauser

 

Helmuth Schönauer, 23-11-2005

Bibliographie

AutorIn

Martin Amanshauser

Buchtitel

Alles klappt nie

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2005

Verlag

Deuticke

Seitenzahl

232

Preis in EUR

EUR 17,90

ISBN

978-3-552-06016-6

Kurzbiographie AutorIn

Martin Amanshauser, geb. 1968, lebt in Wien.

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