Thomas Pynchon, Gegen den Tag

Buch-CoverDa sich ein echter Pynchon-Roman kaum rezensieren lässt, hier ein paar persönliche Tipps, was man sich so denken könnte, während man im Monsterwerk blättert.

1. Kaum ein Buch kommt einem gedruckten Internet so nahe wie Thomas Pynchons Against The Day. Am Besten liest man den Roman persönlich, wie man ja auch das Internet persönlich aufruft und fallweise liest.

2. Die deutsche Übersetzung ist eine Draufgabe auf das amerikanische Original, man fühlt sich als Leser etwas beruhigter, immerhin mussten die beiden Übersetzer das Werk schon einmal durchackern, wennglaich man sich als Leser nicht vorstellen kann, dass jemand zu Lebzeiten so ein Buch durchackert.

3. Letztendlich ist der Pynchon-Kosmos wie ein Himmel, worin die Sterne leuchten wie die Bücher, und wie es bei der Betrachtung des Firmaments keine Fausregel gibt, nach der man das Unendliche abgrasen sollte, ist es letztlich auch egal, wie und wo man mit Thomas Pynchen in seinen Kosmos eintaucht.

4. Thomas Pynchon ist ein Lesemythos, daher ist es egal, wie viel man davon gelesen hat. Am besten hört man anderen Menschen zu, was sie so unvorbereitet oder euphorisch über Pynchon sagen

5. Jede Lektüre ist richtig, wenn man sie angeht, die persönliche Pynchon-Lektüre ist überhaupt das Richtigste, was man für sich organisieren kann. Deshalb tun sich auch Prüfer so schwer, den Pynchon abzuprüfen.

6. Unter dem Deckmantel einer Geschichte wimmelt es bei Pynchon nur so von Anspielungen aus dem Untergrund, der Pop- und Gegenkultur, manche Begriffe gibt es nur in diesen Romanen, oft scheint es einen Ausdruck nur zu geben, damit er einmal kurz in die Literatur darf. Was die Duden-Redaktion in Mannheim für die Relevanz der deutschen Sprache ist, ist Pynchon für die Relevanz der Fiktion.

7. Gerade Dinge und Sachverhalte, die scheinbar am wenigsten miteinander zu tun haben, stellen plötzlich das logischste Netzwerk dar, wenn man seinem eigenen Lesestrom zu trauen beginnt.

8. Die Abenteuerlust von Entdeckern, der ungebrochene Zug in die Zukunft von Technikern, die Verschwörungskompetenz von Agenten, die Wahrnehmungshavarie von Journalisten garantieren einen dynamischen Zugang zu jenem Gebilde, das wir oft als Ur-scheiße der Geschichte bezeichnen, woraus später die Zeitgeschichte geformt wird.

9. Je weniger wir von Thomas Pynchon selbst wissen, umso mehr Zeit haben wir, ihn zu lesen.

Thomas Pynchon, Gegen den Tag. Roman. A. d. Amerikan. von Nikolaus Stingl und Dirk van Gunsteren. [Orig.: Against the day.]
Reinbek: Rowohlt 2008. EUR 30,80. 1760 Seiten. ISBN 978-3-498-05306-2.

 

Weiterführende Links:
Rowohlt-Verlag: Thomas Pynchon, Gegen den Tag
Wikipedia: Thomas Pynchon

 

Helmuth Schönauer, 26-05-2008

Bibliographie

AutorIn

Thomas Pynchon

Buchtitel

Gegen den Tag

Originaltitel

Against the day

Erscheinungsort

Reinbek

Erscheinungsjahr

2008

Verlag

Rowohlt

Übersetzung

Nikolaus Stingl / Dirk van Gunsteren

Seitenzahl

1760

Preis in EUR

30,80

ISBN

978-3-498-05306-2

Kurzbiographie AutorIn

Thomas Ruggles Pynchon, geb. 8. Mai 1937 in Glen Cove auf Long Island, hat seine Biographie völlig zugunsten des Werkes aufgegeben

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