Friedrich Hahn, Von allem Ende an

Buch-CoverManche Dinge haben kein Ende, weil sie in sich abgeschlossen sind. Nichts ist so dynamisch mit sich selbst beschäftigt, wie das Leben. Und die Literatur greift an manchen Tagen in dieses Leben ein, indem sie es quasi in einer Endlosschleife beschreibt.

Friedrich Hahn lässt seinen Protagonisten Engelbert Steller als Figur ohne Anfang und Ende auftreten. Er ist Buchhändler seiner selbst, das heißt, in seinem Buchladen ist er fast der einzige Kunde, nur manchmal schaut eine Lebensberaterin vorbei und verliebt sich in ihn in losen Zügen.

Den ganzen Tag über beschäftigt sich Engelbert Steller mit der Entwicklung eines Klons seiner selbst, er nennt diese Figur "PS", tüftelt eine Weile herum und gibt ihr dann den Namen Pascal Seibold. In der Folge pendelt das ereignislose Leben zwischen den beiden Figuren des Erzeugers und seines Klons hin und her. Die dabei entstehenden erfundenen Handlungen und Abbrüche schildern letztlich das Funktionieren der Literatur.

Arbeitstitel wie ?Von der Abschaffung der Gegenwart lassen erahnen, wie umständlich und letztlich aussichtslos das Unterfangen ist, eine Welt als Fiktion am Leben zu erhalten.
Nach außen hin gibt es noch ein paar romantische Begebenheiten, die Lebensberaterin wendet ihre Beratungen kurzfristig auf sich selbst an und produziert "Glückswochen", kehrt aber dann wieder in die bibliothekarische Ebene zurück.

Das idyllische Haus, worin die Buchhandlung des Helden untergebracht ist, kommt zuerst in eine Finanzkrise, wird aber dann durch eine überraschende Transaktion gerettet. Als alles gerettet scheint, stürzt alles ein. Engelbert Steller erfüllt sich seinen Traum. Angesichts der Trümmer seines Hauses und seiner erfundenen Welt verschwindet er.

Steller näherte sich langsam der Ruine, die noch gestern Abend seine Bücherarche gewesen war. Steller hörte die Schaulustigen reden. - Angeblich weiß man nichts Genaues, was mit diesem Steller ist ... Muss ja ein kauziger Kerl gewesen sein. (150)

Friedrich Hahn erzählt aus dem Bauch des Literaturbetriebes heraus von einem Helden, der darin herumirrt wie eine Schachfigur, die sich selbst über die Felder jagt. Die Geschichte hat keine Geschichte und ist einfach da. Selbst Erinnerungsausflüge in die Kindheit der Figuren bringen letztlich keine Erklärung sondern nur eine weitere Pointe in einer Biographie, in der es nichts zu klären gibt, weil sie schon von allem Ende an feststeht.

Friedrich Hahns Figuren erinnern an diese armseligen Tierchen, die in einer Universum-Sendung in das Netz einer großen Spinne geraten sind und krabbeln und krabbeln bis zum Abspann. - Eine wunderbar aussichtslos logische Erklärung für den Sinn der Literatur.

Friedrich Hahn, Von allem Ende an. Roman.
Innsbruck: Edition Laurin 2010, 151 Seiten. EUR 16,90. ISBN 978-3-902719-73-7.

 

Helmuth Schönauer, 29-10-2010

Bibliographie

AutorIn

Friedrich Hahn

Buchtitel

Von allem Ende an

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Edition Laurin

Seitenzahl

151

Preis in EUR

16,90

ISBN

978-3-902719-73-7

Kurzbiographie AutorIn

Friedrich Hahn, geb. 1952 in Merkengersch / NÖ, lebt in Wien.

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