Arthur & Ludwig, Die Glorreichen schieben
Bei einem Comic ist schon von vorneherein nichts gerade, im gezeichneten Heldenepos von Arthur und Ludwig kommen noch einige Schräglagen hinzu.
Die Glorreichen schieben ist eine Anspielung auf die Westerngeschichten, die letztlich das Kapitel Okkupation, Ausrottung der Originalbevölkerung und Missionierung beinhalten heftig unterlegt mit unverhohlenem Machismus.
Im Comic von Arthur & Ludwig machen sich ein paar Tiroler als Wirtschaftsflüchtlinge auf, um im Wilden Westen Fuß zu fassen. Im Gepäck haben sie einige Rituale aus den Alpen, die ihnen in der neuen Welt aber nichts nützen. Als zunehmend der Hausverstand gefragt ist, kommen die Helden ganz schön ins Schwitzen.
Die Hauptschwierigkeit ist die Sprache, denn die setzt sich immer von der richtigen Bedeutung ab. Der einzige, der mit der Sprache umgehen kann, ist ein läppischer Bub, der alles missversteht.
Schon beim Einkaufen der nötigsten Dinge geht alles schief, die Helden vergessen einfach auf das Pferd, so dass sie von nun an den Planwagen immer schieben müssen. Abenteuer, Überfälle, Lebensweisheit, alles mündet in der kapitalistischen Erkenntnis: ?Nehmt mein Leben, aber lasst mir das Geld.
Als Zitat oder Erscheinung tauchen diverse Typen aus der Weltliteratur auf, der Satz vom Königreich für ein Pferd kommt genauso dran wie die Moral von Dostojewski. Selbst das trojanische Pferd hat keine versteckten Soldaten an Bord, die beim Schieben helfen könnten. So heißt es selbst anpacken, kein Stuntman weit und breit. Manchmal sprechen die Figuren auch unter dem Schieben, vergessen vor Aufregung über die zu erwartende Pointe auf die Schwerkraft und der Wagen saust Seitenlang wie beim Sisyphus den Berg hinunter. Apropos Berg: Die Landschaft des Comic-Western gleicht jener von Comic-Tirol wie ein Berg dem anderen.
Die Naivität, mit der an Problemlagen herangegangen wird, ist eine durchaus tirolerisch unaufgeklärte. So findet es Arthur schmunzelnd in Ordnung, dass man für die Indianer ein Extra-Gebiet reserviert hat und es auch noch Reservat nennt. (62)
Zwischendurch geht der Texter auf die Toilette, und der Comic muss auf seine Bilder alleine gestellt zurechtkommen, dafür gibt es an anderer Stelle einen Text-Stau und allmählich läuft das Western Epos wieder synchron. Die handelnden Akteure stellen Bild für Bild ihre alpin-schroffen Gesichtszüge zur Schau, im Holzschnitt gehen die Gesichtszüge des Western hinter der Serles unter.
Die Glorreichen schieben ist ein beinahe minimalistischer Comic, der in Dramaturgie, Verlauf und Bildführung exakt der Tiroler Heilsgeschichte entspricht.
Arthur & Ludwig, Die Glorreichen schieben. Comicwestern. Band 13.
Innsbruck: Kyrene 2010.142 Seiten. EUR 13,90. ISBN 978-3-900009-70-0.