Pablo Neruda, Ode an einen Stern
"In einem Anfall hemmungsloser Liebe, griff ich nach einem himmlischen Stern.'
Der chilenische Dichter Pablo Neruda gilt als einer der ganz großen Lyriker der Gegenwart, der mit seinen unvergleichlichen Metaphern und Sinnbildern einen eigenen Kosmos zu erschaffen verstand.
In seiner Ode an einen Stern lässt der Dichter sein lyrisches Ich das nachtschwarze Himmelsgewölbe berühren und nach den Sternen greifen.
In einem Anfall hemmungsloser Liebe griff ich nach einem himmlischen Stern.
In die hemmungslose Liebe mischen sich Schuldgefühle und Angst ihn zu verlieren. Und so versteckt das lyrische Ich den Stern unter seinem Bett, um zu verbergen, was sich nicht verbergen lässt. Überall hin dringt das Licht des Sterns und wirft es aus seiner gewohnten Lebensbahn.
Ach wie schwer wurden mir meine ganzen privaten Angelegenheiten.
Das lyrische Ich droht an der gewaltigen Ausstrahlung des Sterns existentiell zu zerbrechen. Währenddessen werden die Leute der Umgebung vom Glanz, den sie aus seinem Fenster kommen sehen, angezogen. Unerkannt gelingt es ihm mit dem Stern zu entkommen und in einem grünen Fluss wieder frei zu lassen.
Wie staunte ich, als er sich davonmachte. Ganz wie ein richtiger Fisch bewegte er seinen Leib. Ein Diamant war er in der Nacht des Flusses, der ihn davontrug.
Bildgewaltig erzählt Neruda von der Sehnsucht zu besitzen und der Angst zu verlieren. Erst in der Freiheit befreien wir uns und finden wir uns selbst wieder. Den großartigen Metaphern Nerudas stellt Elena Odriozola ihre poetischen Bilder gegenüber, die wie Neruda Verse mehr verbergen, als sie freigeben und die sowohl die Unruhe als auch die überschwängliche Freude, die der Stern verursacht, wiederspiegeln. Wort und Bild verschmelzen zu einer überaus empfindsamen Symbiose, die vom strahlenden Licht des Sterns umgeben wird.
Die Ode an einen Stern ist ein ergreifendes lyrisches Bilderbuch das sowohl Kinder als auch Erwachsene gleichermaßen berührt. Ein wunderbares Stück Literatur, das zum Nachdenken und Fantasieren anregt und in keiner Bibliothek fehlen sollte.
Pablo Neruda, Ode an einen Stern. Ill. v. Elena Odriozola, übers. v. Fritz Rudolf Fries, ab 6 Jahren
Zürich: Bajazzo-Verlag 2011, 32 Seiten, 15,40 EUR, ISBN 978-3-905871-21-0
Pablo Neruda wurde in Chile, geboren und studierte Pädagogik in Santiago. Zwischen 1927 und 1935 war er in zahlreichen Ländern Ehrenkonsul und wurde 1945 Senator im Parlament. Gleichzeitig trat er der Kommunistischen Partei bei. Pablo Neruda erhielt 1971 den Nobelpreis für Literatur und gilt als einer der wichtigsten lateinamerikanischen Dichter des 20. Jahrhunderts.
Elena Odriozola wurde im spanischen San Sebastian geboren und hat schon als Kind gern gemalt. Sie gehört zu den bekanntesten spanischen Illustratorinnen.
Weiterführende Links:
Bajazzo-Verlag: Pablo Neruda, Ode an einen Stern
Wikipedia: Pablo Neruda