Christine Nöstlinger, Einer

"Es war einmal einer, der hatte niemanden und nichts." Dieser Anfang aus Christine Nöstlingers Kinderbuch "Einer" zählt wohl zu den beeindruckendsten Sätzen welche die Kinderliteratur bislang hervorgebracht hat.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Einer, der gar nichts besitzt, nicht einmal einen Namen, sodass er von allen nur "Einer" gerufen wird. Während sich die Kinder über "Einer" freuten, hatten die Erwachsenen um ihre Eier Angst.

Auch wenn "Einer" nichts besitzt, ist er ein glücklicher Mensch, der sich über die Kleinigkeiten des Lebens zu freuen weiß. Nur den Winter mochte er nicht und so hielt er sich am liebsten in Ländern auf, wo die Sommer lang und die Winter mild waren.

Als er an einer Lungenentzündung erkrankt, kommt er in das Haus einer jungen, kugelrunden Frau, die ihn mit viel Liebe wieder gesund pflegt und den ganzen Sommer über bei sich aufnimmt. Auch als ihn seiner Wandertrieb wieder in die Ferne zieht, träumt er noch von der kugelrunden Frau. In einem Wanderzirkus findet "Einer" einen Platz als Clown und später fährt er mit einem alten Kapitän zur See. Schließlich treibt ihn die Sehnsucht wieder zurück nach Norden, wo die kugelrunde Frau wohnt.

Sehr einfühlsam zeichnet Christine Nöstlinger einen Menschen, der sich außerhalb der Konventionen und dem Streben nach materiellem Reichtum bewegt und von den Menschen zumeist argwöhnisch ignoriert wird. Nöstlinger gelingt es dabei mit einfachen Worten aufzuzeigen, dass es unser eigener Blick ist, der in unseren Mitmenschen das Gute oder das Schlechte erblicken und das Du im anderen erkennen lässt. Die wunderbaren Illustrationen von Janosch runden das empfehlenswerten Buch ab.

Christine Nöstlinger, Einer. Ill. Janosch, ab 6 Jahren
Landsberg: Verlag Beltz & Gelberg 2009, 32 Seiten, 15,40 EUR, ISBN 978-3-407-79386-7
 

Weiterführende Links:
Wikipedia: Christine Nöstlinger
Thienemann-Verlag: Christine Nöstlinger, Einer
Wikipedia: Janosch

Andreas Markt-Huter, 25-11-2009