Rudolf Herfurtner, Herkules
Stark wie Herkules ist ein geflügeltes Wort, das schon seit Jahrhunderten in Verwendung ist. Und wer hat nicht schon vom großen Helden Herkules gehört, der das Symbol für Heldentum und große Körperstärke schlechthin ist.
Aber Herkules wäre vielleicht nicht so berühmt, wenn seine Geschichte und Helden nicht schon seit Jahrtausenden immer und immer wieder erzählt werden würde. Auch Rudolf Herfurtner hat den Versuch unternommen die Geschichte des Herkules von seiner Geburt bis zu seinem grausamen Ende für Kinder neu nach zu erzählen.
Was wir hier erzählen, ist eine der großen Geschichten der Menschheit, die nie vergessen wird. Immer erzählt sie einer weiter, der Vater dem Sohn, die Großmutter der Enkelin oder die Dichter ihren Lesern, dreimal tausend Jahre schon und mehr.
Bereits die Einleitung der Geschichte erzeugt Spannung und macht neugierig auf mehr. In klassischer Manier erzählt Herfurtner die Geschichte des Herkules, der bereits nach seiner Geburt die Göttermutter Hera zur Feindin hatte, die ihm zwei giftige Schlangen in die Wiege legte. Und bereits hier zeigt sich die übermäßige Kraft des Helden, der noch kein Jahr alt, die beiden Schlangen mit bloßen Händen erwürgt.
Neben der klassischen Geschichte bietet Rudolf Herfurtner seinen jungen Leserinnen und Lesern aber ganz unauffällig zahlreiche Informationen zum besseren Verständnis der Geschichte wie z.B. über das mythische Umfeld, die verschiedenen Göttinnen und Götter oder Personen die im Mythos eine Rolle spielen.
Die eifersüchtige Göttin hatte ihm schaden wollen, stattdessen hatte sie ihn zum wahren Herakles gemacht, denn das heißt "berühmt durch Hera'. Heute kennen wir ihn meist unter seinem römischen Namen: Herkules.
Nach der Ermordung seiner eigenen Familie im Wahn begibt sich Herakles in die Dienste des mykenischen Königs Eurystheus, um sich von seiner Schuld wieder rein zu waschen. Für diesen muss er zwölf Aufgaben bestehen. Von jeder einzelnen ist der König, der Herkules hasste, überzeugt, dass sie dem Helden das Leben kosten werde.
Herfurtner widmet jeder Aufgabe ein einzelnes Kapitel und so lesen wir von Herkules Kämpfen gegen den Löwen von Nemea, die Hydra von Lerna, die Hirschkuh von Kerynaia, den Eber von Erymanthos, die Vögel vom Stamphalos-See, den Stier von Kreta, die menschenfressenden Pferde des Diomedes, die Amazonenkönigin, den Riesen Geryon, aber auch wie er mit Hilfe seiner List die Stallungen des Augias ausmistete oder goldenen Äpfel der Hesperiden holte und sogar Kerberos, den Hund aus dem Totenreich dem König vorführte.
Herfurtner hält sich dabei sehr eng an die klassische Vorlage und klammert auch Themen wie Hass, Neid, Feigheit, Zorn oder die grausamen Ereignisse um die Ermordung der eigenen Familie durch Herakles selbst oder seinen eigenen Tod nicht aus, auch wenn diese für Kinder viele Fragen aufwerfen und nicht einfach erklärbar sind. Die Erlösung des Herkules durch seinen Vater Zeus bietet den jungen Leserinnen und Lesern am Schluss der Geschichte aber wieder ein versöhnliches Ende.
Herfurtner gelingt es auch in diesem Buch "Erwachsenenthemen' für Kinder aufzubereiten, indem er die Geschichte einerseits möglichst einfach und erklärend wiedergibt, auf der anderen Seite aber die wesentlichen Motive beibehält. Eine gelungene Gratwanderung, die das Buch auch mit zunehmendem Alter interessant erscheinen lässt.
Rudolf Herfurtner, Herkules. Ill. von Laurence Sartin, ab 5 Jahren
Wien: Ueberreuter-Verlag 2010, 32 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-219-11441-6
Weiterführende Links:
Andreas Markt-Huter, 27-08-2010