Bücher für die Don Bosco Highschool in Mekanissa (Äthiopien)

Reinhard Strobl, Lehrer an der Polytechnischen Schule Kufstein, und die Sozialarbeiterin Daniela Lukasser unterstützen derzeit ein Sozialprojekt zur Schulbildung in Addis Abeba, Äthiopien.  BSI Dr. Horst Hafele begrüßt und unterstützt von Seiten der Schulaufsicht das Projekt:

Als mein ehemaliger literarisch hochbegabter Schüler Reinhard Strobl das vorweihnachtliche Projekt Aufbau einer Bücherei für die Schüler/innen in Mekanissa (Äthiopien) startete, waren die Osttiroler Lehrer/innen gleich mit Feuereifer dabei. Allen bisherigen Spender/innen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Nunmehr wendet sich mit großem Interesse auch Lesen-in-Tirol diesem Projekt unterstützend zu, was unter den Initiatoren dieses Vorhabens beträchtliche Freude auslöst.


BSI Dr. Horst Hafele

Lesen in Tirol führte ein Interview mit Reinhard Strobl. 

Lesen in Tirol:
Lieber Reinhard, du unterrichtest im Schuljahr 2008/09 an der privaten Pflichtschule der Salesianer an der Don Bosco Highschool in Afrika, in Äthiopien. Wie kam es dazu?

Strobl:
Während meines Sabbaticals stießen meine Freundin Daniela Lukasser und ich auf den Verein Jugend Eine Welt. Seit 10 Jahren ist er eine Anlaufstelle für junge ÖsterreicherInnen, die ein Jahr lang freiwillig in Sozialprojekten im Ausland mitarbeiten möchten. Daniela und ich gingen nach Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens.

Lesen in Tirol:
Wie schaut dein neuer Schulalltag in Mekanissa aus?

Strobl:
Der Schulalltag beginnt jeden Morgen mit einem Assembly - einer Versammlung aller SchülerInnen und der Schulleitung. Zuerst wird gebetet, dann die äthiopische Fahne gehisst. An Freitagen wird zudem die Nationalhymne gesungen. Die Jugendlichen sind sehr brav und höflich und ich habe den Eindruck, dass sie wirklich lernen wollen und sehr bemüht sind. Die Unterrichtseinheiten dauern nur 40 Minuten, es gibt Schuluniformen, die Lehrpersonen tragen weiße Labormäntel. Die Schulglocke wird immer noch mit der Hand geläutet. Nach Unterrichtsende um 15:15 Uhr bleiben viele SchülerInnen noch freiwillig in der Schule und erledigen gemeinsam ihre Hausübungen oder bereiten sich auf den nächsten Schultag vor.


Don Bosco Highschool

Lesen in Tirol:
Welchen Stellenwert in der schulischen Ausbildung hat das Lesen?

Strobl:
Im Stundenplan haben alle eine Unterrichtsstunde pro Woche Library. Die Schüler/innen müssen also mindestens einmal pro Woche die Bücherei besuchen, um dort selbstständig zu arbeiten oder zu lesen. Im Unterricht, so habe ich den Eindruck, wird generell nicht viel gelesen, es wird noch sehr frontal unterrichtet. Zweifelsohne wird mehr von der Tafel abgeschrieben als selbst erarbeitet oder gelesen. Und man darf aber nicht vergessen, dass die Schule, an der ich unterrichte, eine private Schule ist und die Unterrichtsqualität schon deutlich höher ist als in öffentlichen Schulen.


Die Schulbibliothek

Lesen in Tirol:
In allen drei Schulen in Mekanissa gibt es auch eine eigene Schulbibliothek bzw. einen Leseraum?

Strobl:
Da wir drei Schulen haben, gibt es auch in jeder eine eigene Bibliothek oder einen Leseraum. In der Grundschule ist der allerdings geschlossen (Es gibt keine Bücher!), in der Mittel- und Oberstufe werden die Räume noch hauptsächlich für Hausaufgaben genützt. Die meisten Bücher die wir haben, sind veraltete Sachbücher. Viele sind nicht kind- und jugendgerecht. In der Highschool gibt es in der Bibliothek auch einen Computer, auf dem ein Lexikon installiert ist. Andere Medien gibt es keine, die Schüler haben im Unterricht keine Möglichkeit das Internet zu benützen.


Bücher und Hefte sind Mangelware

Lesen in Tirol:
In einem ersten Spendenaufruf vor Weihnachten hast du um Geld für Bücher gebeten, die man vor Ort günstig kaufen kann. Einige Kolleg/innen aus Tirol hatten dafür ein offenes Ohr. Was hat das bisher gebracht?

Strobl:
Die Spendenaktion war bisher überaus erfolgreich. Ich möchte mich auf diesem Weg auch bei allen Tiroler Lehrpersonen und Klassen bedanken! Grund-, Mittel- und Oberstufe sollen Bücher aus der Spendenaktion erhalten. Sobald das Geld angekommen ist (dies kann bis zu einem Monat dauern), werden die Bücher von uns gekauft und den SchülerInnen zur Verfügung gestellt. Wir hoffen bis Ende März den ersten Ankauf der Bücher abgeschlossen zu haben.


Pinocchio in Äthiopien

Lesen in Tirol:
Wie kann man das Projekt unterstützen?

Strobl:
Ich lade alle KollegenInnen und Ihre SchülerInnen ein, sich weiter für die Bibliothek zu engagieren, und bedanke mich schon jetzt im Voraus. Jeder Euro hilft und kommt zu den Kindern. Wer uns unterstützen möchte, kann dies gerne tun: Nummernsparbuch Bibliothek Äthiopien, Nr. 30 453 154 969, Bankleitzahl 57000.

Lesen in Tirol:
Wie kannst du garantieren, dass das Geld zur Gänze zweckgebunden verwendet wird?

Strobl:
Das gespendete Geld wird auf einem Sparbuch gesammelt und dann direkt auf das Konto des Projektes überwiesen. Ich erhalte das Geld und gehe mit dem Direktor die Bücher kaufen. Die Bücher werden dann wiederum gleich den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung gestellt. Die ganze Aktion wird ganz sicher noch während meines Aufenthaltes abgeschlossen werden. Anschließend wird es auch eine Dokumentation darüber geben, in der Berichte, Spendeneingänge, Rechnungen, usw. gesammelt werden. Auch die Salesianer werden von ihrer Seite aus einen Bericht schreiben.

Lesen in Tirol:
Was möchtest du allen Kolleg/innen aus den Pflichtschulen Tirols, die diesen Bericht lesen mitteilen?

Strobl:
In Äthiopien gibt es offiziell 10 Jahre Schulpflicht. Wenn man untertags durch Addis Abeba fährt, sieht man jedoch viele Kinder arbeiten und betteln. Die Analphabetenrate ist sehr hoch. Rund 54% der männlichen und 74% der weiblichen Bevölkerung können weder lesen noch schreiben. Damit den Kindern ein Schicksal auf der Straße erspart bleibt und sie eine Chance haben, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen, ist die Ausbildung an einer Schule immens wichtig. Viele liebe Grüße aus Äthiopien und danke für das Interesse und die Unterstützung.

Lesen in Tirol:
Danke für das Interview und alles Gute in Äthiopien!



Quelle oder Autor/-in: Dina Überall (Reinhold Embacher)

Redaktionsbereiche