Gerhild Steinbuch: Neue Stadtschreiberin in Kitzbühel

Die 27-jährige Schriftstellerin Gerhild Steinbuch wurde für 2010 zur neuen Stadtschreiberin in Kitzbühel bestellt. Während ihrer Zeit in Kitzbühel wird die Autorin Besuche in Schulen absolvieren und an Lesungen teilnehmen, vor allem aber ihre literarische Arbeit fortsetzen.

Gerhild Steinbuch, 1983 in Mödling (Österreich) geboren, studierte Szenisches Schreiben in Graz. Von 1994 bis 1998 war sie Mitglied der Jugendliteraturwerkstatt Graz und einige Male Preisträgerin der zugehörigen Wettbewerbe. Ihre Texte erschienen in verschiedenen Tageszeitungen. Außerdem war sie Redaktionsmitglied und Sendungsgestalterin bei Radio Helsinki Graz.

2003 wurde Gerhild Steinbuch mit dem Retzhofer Literaturpreis ausgezeichnet und gewann im gleichen Jahr den Stückewettbewerb der Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin mit kopftot, das 2004 im Rahmen des Festival Internationale Neue Dramatik an der Schaubühne gelesen wurde. Für die Arbeit an ihrem zweiten Stück, Nach dem glücklichen Tag, das 2005 vom Hessischen Rundfunk auch als Hörspiel produziert wurde, erhielt Gerhild Steinbuch im Mai 2004 von der Abteilung Kultur und Wissenschaft des Landes Niederösterreich ein Aufenthaltsstipendium in Slowenien.

2004 nahm sie auch an der Summer School des Royal Court Theatre, London, sowie an den Werkstatttagen des Wiener Burgtheaters teil und erhielt das Literaturstipendium der Stadt Graz. Gerhild Steinbuch erhielt 2005 das Stipendium für Nachwuchsautorinnen der Hermann-Lenz-Stiftung und war im gleichen Jahr für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert. Ebenfalls 2005 wurde sie mit dem Reinhard-Priessnitz-Preis des österreichischen Bundeskanzleramts und dem Literaturförderungspreis der Stadt Graz ausgezeichnet.

2006 erhielt Gerhild Steinbuch das Dramatikerinnenstipendium der Kunstsektion des österreichischen Bundeskanzleramts und den Literaturförderungspreis der Zeitschrift manuskripte. 2007/2008 war sie Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. Im Februar 2008 wurde sie für ihr Stück Menschen in Kindergrößen, das im Auftrag des Staatstheaters Mainz entstand, mit dem Autorenpreis der 4. Deutsch-Französischen Autorentage, veranstaltet vom Badischen Staatstheater Karlsruhe und dem Theater Le Maillon in Straßburg, ausgezeichnet.


Gerhild Steinbuch wurde für das Jahr 2010 zur neuen Stadtschreiberin
in Kitzbühel bestimmt. Sie folgt damit der Südtiroler Schriftstellerin
Selma Mahlknecht (2008) und dem Schweizer Autor Lorenz Langenegger
(2009) als Stadtschreiberin in die Stadt am Hahnenkamm.
Foto: Gerhild Steinbuch

In der Saison 2008/2009 war Gerhild Steinbuch Hausautorin des Schauspielhaus Wien; das während dieser Zeit entstandene Stück Herr mit Sonnenbrille wurde im Februar 2010 in der Regie von Robert Borgmann am Schauspielhaus Wien uraufgeführt. Ebenfalls 2008/2009 war sie Stipendiatin der Prosawerkstatt am Literarischen Colloquium Berlin. Für die Arbeit an ihrem ersten Roman Berge und Täler mit Männern und Frauen erhielt sie das Staatsstipendium 2009/2010 des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur.

Die Presse schrieb im Februar über die niederösterreichische Autorin:

Die Wollhaube ist ihr Markenzeichen, das Schreiben seit der Kindheit ihre Leidenschaft, neben Klavier und Schlagzeug. In Mödling wurde die Anwaltstochter Gerhild Steinbuch geboren, mit fünf zog die Familie auf den Semmering. Nach der Matura suchte die junge Frau Kontakt zur Grazer Szene. Der Erfolg kam rasch. Es regnete nicht nur Preise. 2004 wurde ihr Stück Nach dem glücklichen Tag im Grazer Schauspielhaus gezeigt. Im Wiener Schauspielhaus war Steinbuch letzte Saison Hausautorin.

Am 20.2. kommt dort ihr neues Stück Herr mit Sonnenbrille heraus, ein krasser Text, den die 27-Jährige so erklärt: Es geht um Verdrängung und um ein Paar, das auf dem Dorf lebt und nicht mehr wegkommt. Starke Bilder zerstörter Natur finden sich in dem Drama, sie erinnern an Werner Schwab, Elfriede Jelinek. Der Vergleich ehrt mich, sagt Steinbuch, aber ich habe keine Vorbilder. Den Tourismus und das Landleben kenne ich einfach gut, darum schreibe ich darüber.
Aus: Die Presse, Print-Ausgabe, 07.02.2010, Michaela Bruckberger

 

Joachim Burger, 22-06-2010
bearbeitet: Andreas Markt-Huter, 07-07-2010

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