Lauren DeStefano, Fallende Stadt
„»Die schwebende Stadt ist alles, was du je haben wirst«, sagt er. »Für manche reicht das, aber das gilt nicht für Leute wie dich und mich. Es macht mich traurig, dass du das lernen musstest. Genau wie ich.«“ (193)
Auf der in den Wolken schwebende Stadt Internment, die seiner Bevölkerung alles bietet, was sie benötigt, wird alles geregelt. Von klein an werden Kinder miteinander verlobt und heiraten den ausgewählten Partner mit Erreichen der Volljährigkeit. Der Staat regelt auch wieviele Kinder und wann ein Paar sie bekommen kann, sowie die Lebensdauer der Menschen von 75 Jahren. Vor allem aber ist es strengstens untersagt, die schwebende Stadt zu verlassen und vom Rand zu springen.
Das Leben der sechzehnjährigen Morgan Stockhour hat sich radikal geändert, seit ihr älterer Bruder Lex vom Rand der Stadt gesprungen ist und dabei sein Augenlicht verloren hat. Er gilt als Springer, der von der Gesellschaft mit Verachtung bestraft wird. Selbst Morgans Eltern vermeiden den Kontakt mit ihrem verlorenen Sohn, während die unerfahrene Morgan weiterhin zu ihrem Bruder hält.
Die Ermordung der gleichaltrigen Daphne Leander erschüttert die Stadt und lässt den sorglosen Alltag für Morgan, ihren Verlobten Basil und ihre beste Freundin Pen zusammenbrechen. Der Tat verdächtigt wird Daphnes Verlobter Judas Hensley, der sich auf der Flucht befindet und sich irgendwo auf Internment versteckt hält. Obwohl die Anzahl der Wachmänner und die Kontrolle zum Schutz der Bürger drastisch erhöht wird, trifft Morgan den flüchtenden Judas, den sie aber für unschuldig hält.
Morgan fühlt sich immer mehr verunsichert, weil sie wie ihr Bruder wie magisch vom verbotenen Rand angezogen wird und wissen will, was sich unter dem Rand, am Boden befindet. Als sie zu einer Spezialistin vorgeladen wird, die sich um Menschen zu kümmern vorgibt, deren Angehörige gesprungen sind, gelingt es ihr nur mit Mühe, ihre wahren Gefühle, Wünsche und Ängste zu verbergen. Bald schon gerät sie in einen Strudel der Gewalt, der sie und ihre Familie zunehmend in Gefahr bringt und sie hinter die wahren Kulissen der Stadt blicken lässt.
„Fallende Stadt“ ist ein dystopischer Jugendroman, der in einer Gesellschaft spielt, in der alles geregelt wird und ohne große Aufregungen passiert. Das Verbot über den Rand der schwebenden Stadt hinaus zu schauen, die Neugier, wissen zu wollen was hinter den Grenzen existiert, erinnert an die Versuchung der ersten Menschen durch die verbotenen Früchte im biblischen Paradies.
Auch hier löst ein Verbrechen Veränderungen aus, welche die Gesellschaft zunehmend in Frage stellt. Die reduzierte, langsame Handlung entspricht der voraussehbaren, kontrollierten Gesellschaft Internments, das nur nach außen sauber und harmonisch wirkt, in seinem Inneren jedoch dunkle Geheimnisse birgt. Ein interessanter Auftakt zu einer Trilogie, der neugierig darauf macht, in welche Richtung sich die Handlung weiterspinnen wird.
Lauren DeStefano, Fallende Stadt. Aus d. Reihe: Internment Trilogie Bd. 1, übers. v. Andreas Decker [Orig. Titel: Perfect Ruin], ab 14 Jahren
München: cbt Verlag 2018, 416 Seiten, 10,30 €, ISBN 978-3-570-31199-8
Weiterführende Links:
cbt Verlag: Lauren DeStefano, Fallende Stadt
Wikipedia: Lauren DeStefano (engl.
Andreas Markt-Huter, 25-06-2018