Jacques Aldebert / Johann Bender, u.a., Das europäische Geschichtsbuch
„Die Unbestimmtheit Europas scheint den Kontinent dazu zu prädestinieren, sich geschichtlich zu bestimmen. Wann fängt Europa an? Was ist Europa geschichtlich betrachtet? Diese Fragen versucht »Das Europäische Geschichtsbuch« wenn nicht zu beantworten, so doch unter so vielen Perspektiven zu beleuchten, dass Vorstellungen, vielleicht Visionen aufscheinen, was Europa war und was es heute ist.“ (S. 493)
Für den französischen Philosophen und Lyriker Paul Valéry war „europäisch“ alles „was von den die Quellen Jerusalem, Athen und Rom herrührt“ (S. 492). In diesem offenen Geiste versucht „Das Europäische Geschichtsbuch“ dem Wesen und der Geschichte Europas von ihren Anfängen in der Ur- und Frühgeschichte über das Europa der Nationalitäten bis in die Krisenzeit der europäischen Gegenwart nachzugehen.
Die Artikel „Wesenszüge Europas“ und „Fragen an die europäische Geschichte“ werden grundsätzliche Fragen an das Wesen und die Eigenart Europas, sei es aufgrund der geographischen, sprachlichen oder kulturellen Vielfalt. Dabei wird gleich zu Beginn ein kompakter Überblick zur geschichtlichen Entwicklung in Europa geboten, der in den folgenden Artikel detailliert ausgeführt wird.
Zwölf Kapitel zeichnen die Geschichte Europas nach, von denen das 1. Kapitel „Von der Tundra zum Tempel“ den längsten Zeitraum umfasst und die Ur- und Frühgeschichte Europas bis zur griechischen Antike umfasst und ihren Höhepunkt in der Darstellung der klassischen griechischen Kultur findet. Kapitel 2 „Das römische Weltreich“ erstreckt sich von den Anfängen der Stadt Rom bis zum Niedergang des weströmischen Reiches und schildert die Verbreitung antiker Kultur und des Christentums in weiten Teilen Europas.
Weitere Kapitel sind „Das Byzantinische Reich und das Abendland“ „Das christliche Europa im Mittelalter“, „Die Renaissance – Krise und Aufbruch“, „Begegnung mit der Welt“ in der die europäische Expansion zur Sprache kommt. Die Kapitel „Reformation und Absolutismus“, „Die Aufklärung und die Ideen der Freiheit“ sowie „Europa auf dem Weg in die Moderne“ zeigt die Macht von Gedanken und Ideen auf, die Europa seit dem Mittelalter von Grund auf verändert haben.
Das Kapitel „Auf dem Weg zur Selbstzerstörung“ stellt die Zeit der beiden Weltkriege dar und „Von der Teilung zur Öffnung“ die Folgewirkung der Kriege mit der Teilung Europas in Ost und West. Das abschließende Kapitel „Rückkehr, Verwandlung und Krise Europas“ zeigt das Ende der Teilung des Kontinents und die neue Einigkeit auf und setzt sich mit den neuen Krisen in Europa auseinander.
Grundtenor der historischen Abhandlung ist der Versuch, eine europäische Geschichte aus europäischer und nicht nationaler Perspektive zu schreiben. Dazu haben 15 Autoren aus 13 Ländern an dem umfangreichen Geschichtsbuch mitgearbeitet und ein lesenswertes Kompendium verfasst.
Auch wenn sich die Schwerpunkte der Darstellung immer wieder nach Regionen verlagern liegt dem Blick und die Fragestellung doch immer ein gesamteuropäisches Interesse zugrunde. Das kompakte Erscheinungsbild, die klare Struktur und das herausragende Bildmaterial machen „Das Europäische Geschichtsbuch“ zu einem überaus lesenswerten und informativen Nachschlagewerk zur Geschichte Europas.
Jacques Aldebert / Johann Bender, u.a., Das europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert, hrsg. von Frédéric Delouche, durchg. ill., übers. v. Jochen Grube [Orig. Titel: Histoire de l’Europe]
Stuttgart: Klett-Cotta Verlag 2018, 509 Seiten, 25,80 €, ISBN 978-3-608-96257-4
Weiterführender Link:
Klett-Cotta Verlag: Jacques Aldebert / Johann Bender, u.a., Das europäische Geschichtsbuch
Andreas Markt-Huter, 28-01-2019