Margit Ruile, Der Zwillingscode

margit ruile, der zwillingscode„»So wie die Dinge stehen, gibt es eine Aufgabe für dich.« »Und was soll das sein?« Alina sah ihn an. »Das musst du schon selbst herausfinden.« »Aha«, sagte Vincent. Er mochte es nicht zugeben, aber die schnurgerade Reihung der Planeten beeindruckte ihn. […] »Ich an deiner Stelle würde mir diese Konstellation genau merken. Du könntest damit den Lauf der Welt ändern.« (S. 46 f)

Der siebzehnjährige Vincent Karg lebt nach dem Tod seiner Mutter allein mit seinem Vater in einem heruntergekommenen Haus. Eines Tages wird er von einer merkwürdigen älteren Frau besucht, die ihre künstliche Katze von ihm reparieren lassen will. Er ahnt nicht, dass sich sein Leben durch diesen Besuch von Grund auf verändern wird.

Die Geschichte spielt in München im Jahr 2058. Die Welt hat sich verändert und das Leben und der soziale Status der Menschen wird von Computersystemen geregelt. Schule, Studienplatz, Beruf, Einkommen, Wohnung, u.a. hängen von einem mit einem Algorithmus errechneten Punktesystem ab, in dem die Menschen in die Kategorien von AA bis D eingeteilt werden. Vincent kann mit seinem Punktestand von Doppel C keine Schule besuchen und verdient sich sein Geld hauptsächlich durch Reparaturarbeiten mit kaputtgegangenen künstlichen Haustieren. Sein Vater ist Künstler, der schon seit Jahren keines seiner Bilder mehr verkauft hat. Seine Mutter kam vor acht Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Eines Tages erhält Vincent Besuch von Alina Sartorius. Die alte Dame möchte einen Fehler ihrer künstlichen Katze korrigieren lassen möchte und ist bereit, dafür einen überaus hohen Preis zu zahlen. Das Tier hat merkwürdigerweise Krallen und hat ihre Besitzerin schon damit verletzt. Um die Mechanik der Pfote mit den Krallen zu öffnen, benötigt Vincent einen Torx-Schraubenzieher mit neun Zähnen. In einem Copypet-Laden für gebrauchte Tiere hofft er das richtige Werkzeug zu finden. Ein Mädchen im Laden verkauft ihm den Schraubenzieher und rät ihm sich upgraden zu lassen. Sie deutet an, dass es Möglichkeiten gäbe, den Punktestand deutlich zu verbessern.

Vincent überbringt Frau Sartorius die reparierte Katze und wird von ihr in ein merkwürdiges Gespräch verwickelt, in dem sie ihn auf die denkwürdige Planetenkonstellation bei seiner Geburt und eine wichtige Rolle hinweist, die er noch spielen wird.

Als sein Vater einen Räumungsbefehl für ihr Wohnhaus erhält, muss Vincent erkennen, dass ein Einspruch gegen den Abriss nur mit einem Punkte-Status von B möglich ist. Er macht sich auf die Suche nach dem Mädchen um seinen Status zu verbessern und schlittert ungeahnt in eine bedrohliche Auseinandersetzung mit einer virtuellen Welt, die ihn in seine Vergangenheit führt und die das Leben der Menschen kontrolliert.

Margit Ruiles dystopischer Zukunftsroman zeichnet ein beängstigendes Bild einer durch künstliche Intelligenz und Algorithmen kontrollierten Gesellschaft, die den sozialen Status und damit die sozialen Möglichkeiten von Menschen festschreibt. Dabei werden so alltägliche Dinge wie Schulbesuch, Wohnung, Beruf u.a. kontrolliert.

Ein überaus spannend zu lesender Thriller, der die jugendlichen Leserinnen und Leser von Anfang an in seinen Bann zieht, die gemeinsam mit dem Protagonisten nach und nach die Geheimnisse aufdecken, die in die Vergangenheit des Helden zurückreichen. Neben einem mitreisenden Plot regt das Science-Fiction-Buch auch zum Nachdenken über die Möglichkeiten und Gefahren technischer Entwicklungen an, womit es sich auch ausgzeichnet als Schullektüre empfiehlt.

Margit Ruile, Der Zwillingscode. Ab 14 Jahre
Bindlach: Loewe Verlag 2021, 320 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-7432-0324-2

 

Weiterführende Links:
Loewe Verlag: Margit Ruile, Der Zwillingscode
Wikipedia: Margit Ruile

 

Andreas Markt-Huter, 12-07-2021

Bibliographie

AutorIn

Margit Ruile

Buchtitel

Der Zwillingscode

Erscheinungsort

Bindlach

Erscheinungsjahr

2021

Verlag

Loewe Verlag

Seitenzahl

320

Preis in EUR

15,40

ISBN

978-3-7432-0324-2

Lesealter

Altersangabe Verlag

14

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Margit Ruile wurde in Augsburg geboren und studierte und lehrte an der Münchner Filmhochschule. Sie drehte Dokumentationen und arbeitete als Drehbuchlektorin, wo sie das Geschichtenerzählen lernte.