Robert Gordon, Muddy Waters

Buch-Cover

Die Tiroler Schützen staunten in den Sechziger Jahren nicht schlecht, als sich plötzlich eine Band so nannte wie ihre Lieblingsbeschäftigung: Rolling Stones.

Bis dahin war das Hinunterrollen von Steinen auf Feinde eine historische Spezialbeschäftigung Tiroler Patrioten, die zwischen Pontlatz und Sachsenklemme wahlweise Franzosen und Bayern niederrollten.

Mittlerweile gleichen die Rolling Stones den Schützen, vor allem die ausgebeulten Hosenlatze der Stones stehen jenen der Schützen in Kontur und Inhalt um nichts nach. Was aber die wenigsten wissen: Der Name Rolling Stones geht auf den Vater des Electric-Blues zurück, auf Muddy Waters. Mit dieser Umschweifungsgeschichte lässt sich erklären, warum die deutsche Übersetzung der Muddy-Waters-Biographie in einem Tiroler Kleindorf erschienen ist.

Dabei hat Muddy Waters durchaus Züge eines Tiroler Schicksals. Auf den entlegenen Baumwollplantagen der Sklaverei geboren fälschte er zuerst das Geburtsdatum, aus 1913 wurde 1915. Der nächste Schritt für den Durchbruch war die Übersiedlung in die Großstadt Chicago in den späten Vierziger Jahren. Und der dritte Schritt war schließlich die Annahme eines Künstlernamens, wobei ?Schlammwasser?! erst auf den zweiten Blick sympathisch wirkt. (Man vergleiche nun diese Karriere mit jener des Tiroler Paradestar DJ Ötzi und wird verblüfft sein von der Parallelität der Schicksalsschritte.)

Die größte Leistung Muddy Waters war sicher die Weiterentwicklung der Bluesnummern hin zu den Rohlingen des Rock?n Roll, aus denen später die Bands ihre Musik prägten. Kein Wunder also, dass die Rolling Stones aus seinem Mythos heraus den Namen Rolling Stones annahmen und scheinbar bruchlos seine Musik weiter spielten.

In der rasanten Biographie von Robert Gordon kommen alle diese Storys zum Vorschein, die Pate gestanden sind für die Musiknummern. Originalquellen sind in den Text gepostet, und nach jedem ?Lebensabschnitt? gibt es fachliche Notizen, die den Entwicklungsstand der Musik dokumentieren.

Ein gewaltiges Indexverzeichnis über 27 Spalten lässt den Leser von allen nur erdenklichen Überlegungen her kommend auf das Werk zugreifen. Bibliographie und Diskographie runden die Beschreibung des Musikers musikadäquat ab.

Wie jede Heldengeschichte liest sich auch die Geschichte von Muddy Waters fetzig und rasant, während uns sein Leben klarer wird, huschen im Hintergrund die zeitgenössischen amerikanischen Großprospekte vorbei.

Robert Gordon, Muddy Waters. Pate des Electric Blues. A. d. Amerikan. von Rüdiger Hipp und Henning Dedekind. Vorwort von Keith Richards.
Höfen: Hannibal 2004. 368 Seiten. EUR 25,90. ISBN 3-85445-238-1.

 

Helmuth Schönauer, 29-09-2004

Bibliographie

AutorIn

Robert Gordon

Buchtitel

Muddy Waters. Pate des Electric Blues

Erscheinungsort

Höfen

Erscheinungsjahr

2004

Verlag

Hannibal

Seitenzahl

368

Preis in EUR

EUR 25,90

ISBN

3-85445-238-1

Kurzbiographie AutorIn

McKinley Morganfield ( = Muddy Waters), geb. 1913 in Rolling Fork/Mississippi, starb 1983 in Chicago/Illinois.