Bertram Haid / Elias Schneitter, BAES-Ball

Buch-Cover

Der Ball ist rund, aber wie kommt er ins Kuvert oder gar ins Regal?

In der Literatur dreht sich letztlich alles darum, dass sie eines Tages gut katalogisiert zur Ruhe kommt in einem Regal, wo sie dann nach Jahrhunderten abgerufen und ausgehoben werden kann.Das Cartoon-Literaduo BAES hat für alle Probleme eine Lösung, meist ist es ein Literaturcartoon, in dem in Wort und Bild der jeweils wahre Sachverhalt eingeklemmt in seinen Ungereimtheiten dargelegt wird.

Im neuen Projekt BAES-Ball ist die Überraschung groß, wenn das Überraschungsei quasi seitenverkehrt angeboten wird. Beim Überraschungsei ist ja normalerweise das Runde oder Eiige außen, und innen befindet sich in embryonaler Haltung die Semantik.

Beim BAES-Ball hingegen ist es genau umgekehrt, außen ist das nach den Regeln der Europost beschriftete Kuvert, also die Semantik, und innen ist das Runde, der Ball. Dieser Schupfball lässt sich einerseits wie ein Sportgerät verwenden, immerhin weist die aktuelle Literaturszene starke Sportzüge auf, wenn sie nicht überhaupt in Sportanzügen auftritt, anderseits ist der BAES-Ball durch ein BAES-Logo als Kultgegenstand definiert und somit für den Alltagsgebrauch tabu.

Diese Tabuisierung kennen die Konsumenten aus der Bekleidungsindustrie, in der es üblich geworden ist, das Logo so heftig als Kleidung auszuprägen, dass es schließlich weder als Logo noch als Kleidung tragbar ist. Man denke nur an diverse Shirts, die letztlich nur als Tagestatoo Verwendung finden, nicht jedoch als Kleidung.

Ähnlichen Kultstrategien unterliegt der BAES-Ball, der durch sein Label nicht mehr als Sportgerät verwendbar ist, weil er ja durch die Beschriftung vom Idealmaß der Rundung abgedriftet ist. Im Beipackzettel heißt es BAES-gemäß: "Wer spielt nicht gerne mit seinen Bällen" Eben! Deshalb: Vergiss Baseball. Jetzt kommt BAES-BALL! Der neue Trend aus dem Hause HAID/SCHNEITTER ist indoor und autdoor (sic!) gleichermaßen spielbar und zielt als megacooler Kult darauf ab, von Tirol aus weltweit Sportgeschichte zu schreiben. BAES-BALL  "eine runde Sache!"

Im Projekt BAES-Ball tun sich schließlich für die literarische Rezeption ungeahnte Möglichkeiten auf, einerseits lässt sich der Ball in Echtzeit und mit echten Bewegungen zuspielen, was freilich eine gewisse Gelenkigkeit voraussetzt, und die ist literarischen Menschen meist nicht geläufig, anderseits lässt sich der Ball als akademisches Katalogisat zustellen, wobei es dem Projekt zugute kommt, dass seine fette Gestalt auf Anhieb als Kuvert erkannt wird.

Bertram Haid und Elias Schneitter liefern wie so oft an der Grenze der Literatur ein interessantes Match ab, dessen Ausgang selbstverständlich ungewiss ist.

Bertram Haid / Elias Schneitter, BAES-Ball. Mit Beipackzettel.
Innsbruck: BAES 2004.


Helmuth Schönauer, 28-12-2004

Bibliographie

AutorIn

Elias Schneitter

Buchtitel

BAES-Ball. Mit Beipackzettel

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2004

Verlag

BAES

Herausgeber

BAES

Illustration

Bertram Haid

Kurzbiographie AutorIn

BAES sind der Cartoonist Bertram Haid, Jhg. 1964, und der Schriftsteller Elias Schneitter, Jhg. 1953. Beide wohnen unerkannt in und um Innsbruck.