Axel Karner, Chanson Grillée

Buch-Cover

Gegrillte Gedichte sind vielleicht eine ideale Zutat zu gewissen Grillanlässen im Freien, sie besingen die geschlachtete Materie, die auf dem Grill bruzzelt, sie verweisen auf das Irdische allen Fleisches und die verfressenen Lüste der Menschheit.

Axel Karner verweist in einem Kommentar zu seinen gegrillten oder gerösteten Gedichten auf die Entstehungsgeschichte seiner poetischen Feinschmeckereien. Angeregt von einer Lithographie des Mexikanischen Malers Francisco Toledo ?Ein Grashüpfer kämpft mit dem Tod hat der Autor ein Alphabet des Schlachtens verfasst.

Dabei geht es ihm nach eigener Darstellung um das Allzumenschliche, das sich hinter den Tierbildern verbirgt. ?Vor allem aber geht es um den Tod, der alles zum Vorschein bringt, aber schließlich auch endgültig verbirgt.

Von Ameise, Böcke, Chamäleon über Kröten, Leguan und Makrele führt der Tierbogen schließlich ins alphabetische Finale Xifet, Yak und Ziege. Dabei wird im Gedicht zuerst das erledigte Tier gewürdigt, ehe der Mensch zum Zuge kommt, der daraus seinen Nutzen zieht, sich in eine Völlerei begibt, besäuft oder sonst eine kleine Sünde begeht. Das Tier ist gewissermaßen ein Opfer für die Ungereimtheit des Menschen.

dromedar // war so freundlich / der herr wirt // auf dem platz / brunzt das dromedar / vor dem zug in die wüste // schäumt das bier / auf den schenkeln (15)

rotschwänzchen // im innern der eier / riechen / junge bräute // nicht genug // am herz / des rotschwänzchens / klemmt / die elektrode (43)

ziege // töten / nach / ziege und ochsen / ein kleines kind // und / was vom tag / noch übrig ist // fluchen / die schlächter (61)

Die Gedichte kleiden sich zwischendurch in Beschwörungsformeln, die sich mehr oder weniger tiefgehend in den Ablauf von Zeremonien eingravieren lassen, die skurrilen Texte lassen sich aber auch als munteres Beiwerk zu üblichen Tafelgesprächen drapieren.

Axel Karners Chansons von der gegrillten Kreatur sind voll von bacchantischer Lebenslust, die einzelnen Verse sind langsam herangeführt an die Klippe des Todes. Lust und Scherz, Schlachtung und Witz gehen gnadenlos in einander über. - Kein Buch für missionarische Tierschützer!

Axel Karner, Chanson Grillée. Gedichte. Mit Illustrationen von Anne Seifert
Klagenfurt: Wieser 2010, 61 Seiten. EUR 18,80. ISBN 978-3-85129-900-7.

 

Helmuth Schönauer, 17-01-2012

Bibliographie

AutorIn

Axel Karner

Buchtitel

Chanson Grillée

Erscheinungsort

Klagenfurt

Erscheinungsjahr

2010

Verlag

Wieser

Illustration

Anne Seifert

Seitenzahl

61

Preis in EUR

18,80

ISBN

978-3-85129-900-7

Kurzbiographie AutorIn

Axel Karner, geb. 1955 in Zlan / Kärnten, lebt in Wien.

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