Robert Zeppel-Sperl / Herbert Szusich, Zeppel Bilder Szusich Rahmen

Buch-Cover

An manchen Tagen besteht das Leben bloß aus Rahmen ohne Inhalt, dann wiederum hängt der Inhalt ohne Rahmen in der Gegend herum.

Wir feiern oft gesellschaftliche Ereignisse, welche bloß aus steifem Rahmen bestehen. Und in der Literatur erfreuen wir uns bei germanistischen Meditationsübungen gar der Rahmennovelle, worin es scheinbar nur darum geht, dass niemand aus dem Rahmen fällt.

Der Maler Robert Zeppel-Sperl und der Rahmenkünstler Herbert Szusich sind letztlich dafür bekannt geworden, dass sie das Verhältnis Rahmen-Bild-Rahmen zum Kunstwerk erhoben haben. Dementsprechend wird auch eine Einführung in ihr Kombi-Werk von einem Rahmen umspannt. Einerseits berichtet Elfriede Jelinek vom Staunen des Betrachters im Vorrahmen, andererseits erzählt Peter Angerer im Nachrahmen, wie es zwischen den beiden Künstlern von Beginn an angenehm gefunkt hat.

Die Bilder der beiden Künstler bauen sich vor dem Auge des Betrachters immer wie eine Frucht auf, die geschält, aufgestoßen oder angebissen werden muss. Zu diesem Zweck haben die Rahmen of einen Sehverschluss, der sich geräuschlos öffnen lässt. In Form von Spiralen, Schraubendrehungen oder einfach durch hinab schreiten in ein an der Wand hängendes Atrium betritt der Beschauer das Bild.

Im so genannten Auge des Kunstwerks tauchen Motive von Vulkanen auf, üppige Landschaften verschlingen sich im Zentrum zu einer Eruption von Vegetation, Augen schauen unverfroren auf den Bildkundschafter zurück, und verflochtene Frisuren münden jäh in einem Stutzen eines Schmetterlingsfragmentes.

?Das Spiel mit Amplifikationen, Assoziationen und Expansionen treibt Herbert Szusich so weit, dass seine (bilder-losen) Rahmen zu Kommentaren aller existierenden und nicht existierenden Bilder und damit zu einer Einladung zu deren Begehung werden. Und damit wird plötzlich in seiner Beziehung zu Zeppel-Sperl alles möglich?, schreibt Peter Angerer im Nachrahmen. (76)

Die Bildwerke im Buch sind letztlich fast so kunstvoll gefalzt und gelegt wie die Originale, der Leser braucht beide Hände, um die Rahmen zu entschlingen. Ist das Werk einmal entschält stellt sich wieder diese entscheidende Frage des Lebens: Was ist Rahmen, was ist Inhalt? Das ist wahrscheinlich die Sinnfrage schlechthin!

Robert Zeppel-Sperl / Herbert Szusich: Zeppel Bilder Szusich Rahmen. Mit Texten von Elfriede Jelinek und Peter Angerer.
Innsbruck: Skarabaeus 2004. 78 Seiten. EUR 24,-. ISBN 3-7082-3190-2.

 

Helmuth Schönauer, 24-05-2005

Bibliographie

AutorIn

Robert Zeppel-Sperl / Herbert Szusich

Buchtitel

Zeppel Bilder Szusich Rahmen

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2004

Verlag

Skarabaeus

Seitenzahl

78

Preis in EUR

EUR 24,-

ISBN

3-7082-3190-2

Kurzbiographie AutorIn

Robert Zeppel-Sperl, geb. 1944 in Leoben, lebte in Wien und Bali, war unter anderem Mitglied der Wiener Secession und Mitbegründer der Gruppe „Wirklichkeiten“. Er starb am 24.2.2005.<br />Herbert Szusich, geb. 1946 in Innsbruck, lebt in Innsbruck.

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